Wie und wann kamen Sie auf die Idee, den Podcast Meet the ADs zu starten? Was ist die Geschichte hinter Ihrem Projekt?
Wir kannten uns ursprünglich nur aus der gemeinsamen Verbandsarbeit für die ADU (Assistant Directors Union Deutschland), wo wir zusammen im Vorstand gearbeitet haben. Die Idee zum Podcast entstand im Sommer 2023 – nach den ersten Assistant Director Awards. Diese Awards wurden in Zusammenarbeit der AD-Berufsverbände aus Deutschland, UK, Schweiz, Italien und Frankreich ins Leben gerufen und haben in der Kategorie „Feature Film“ und „Series“ jeweils drei Gewinner-Teams prämiert. Als „Preisverleihung“ diente ein für die Öffentlichkeit zugänglicher Zoom-Call, den Julia moderiert hat. In diesem Call wurden mit allen Gewinner-Teams kurze Interviews geführt und dann die Möglichkeit gegeben, dass Zuhörer*innen Fragen stellen konnten. Sehr schnell ist aufgefallen: Der internationale Bedarf nach Austausch, Vernetzung und Vertiefung der Erfahrung unserer Profession ist extrem groß. Nach dem Call sind bei Julia unzählige positive Mails von ADs aus der ganzen Welt eingegangen, die sich mehr derartige „Veranstaltungen“ gewünscht haben. Da war die Idee zum Podcast nicht weit weg. Diesen haben wir dann – mit Hilfe der ADU – innerhalb von drei Monaten aus dem Boden gestampft und für die erste Folge die Gold-Gewinner der Kategorie „Serie“ eingeladen: Die ADs der 5.+6. Staffel Peaky Blinders aus England. Wir machen den Podcast in erster Linie zusammen, weil wir beide in unserer Vergangenheit schon öfter moderiert haben und extrem viel Spaß an unserer endlosen Liebe zum Kino haben. Der Podcast ist sozusagen ein „Hobby“, das wir glücklicherweise in der Öffentlichkeit austragen dürfen. Dabei ist die Aufgabenverteilung neben der inhaltlichen Recherche auch ganz verschieden: Tim kümmert sich um den „technischen“ Hintergrund, also die Aufnahme, das Equipment, aber auch das Schneiden und Mischen einer Folge und Julia macht die Gästeplanung, Social Media und die Pressearbeit.
„Während Cast und Regie sehr viel zum inhaltlichen Entstehen eines Films oder einer Serie sagen können, sind die ADs ja die Hauptverantwortlichen für das komplette Gerüst, in dem dieser Inhalt überhaupt erst gemacht wird.“
Es gibt sehr viele Podcasts – was zeichnet Ihren Podcast aus und unterscheidet ihn von anderen?
Einen Podcast, in dem ADs oder Regieassistent*nnen zu Wort kommen dürfen, gibt es noch nicht. Alle Formate, die sich mit dem „behind the Scenes“ eines Films oder einer Serie auseinandersetzen, laden verständlicherweise Cast oder Regie ein – manchmal vielleicht noch die verantwortliche Person der Bildgestaltung. Während Cast und Regie sehr viel zum inhaltlichen Entstehen eines Films oder einer Serie sagen können, sind die ADs ja die Hauptverantwortlichen für das komplette Gerüst, in dem dieser Inhalt überhaupt erst gemacht wird. Wir sind ziemlich stolz, der erste unserer Art zu sein und somit eine kleine Nischen-Marktlücke entdeckt zu haben. In unserem Podcast können wir also erfragen, welche logistischen Herausforderungen, komplexe Einstellungen oder zeitliche Einschränkungen es gab. Oben drauf können wir unser Berufsbild etwas transparenter nach außen tragen und vielleicht den ein oder anderen Nachwuchs begeistern. In jedem Gespräch gibt es meist einen Lerneffekt und manchmal erfährt man auch einfach das kurioseste Trivia-Wissen. Im Gespräch mit 1st AD Michael Lerman zu James Bond: Skyfall sind wir z.B. drauf ge-kommen, dass bei einem Dreh in fast 10 Ländern nicht etwa die Logistik problematisch war, sondern der Anschluss-Bartwuchs von Daniel Craig. Die Folge erscheint am 1. Juni.