Der
Wirklich­keit
einen Schubs
geben

Beliebte Fernsehformate können auch im Kino erfolgreich sein. Das haben die beiden Checker Tobi-Kinofilme 2018 und 2023 bewiesen. Der zweite Teil erreichte rund 1,3 Mio. Kinobesucher*innen. Nun startet im Januar Checker Tobi – Die heimliche Herrscherin der Erde, wieder im Verleih der Regensburger MFA+Film Distribution. Und für das nachfolgende Projekte Checkerin Marina hat megaherz ein FFF Gender Incentive eingelöst.
Text von Anna Steinbauer
8 Minuten Lesezeit
(c) megaherz gmbh
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Die legendäre Baobab-Baum-Allee, bunte Chamäleons und der einzigartige Kalksteinspitzenwald: In diese überwältigende Bilderwelt Madagaskars taucht man gleich zu Beginn des dritten Checker Tobi-Films ein, der am 8. Januar 2026 in die Kinos kommt. Zwar hätte der Dreh auf dem Inselstaat vor der afrikanischen Südostküste sein Team vor so manche Herausforderung gestellt, erzählt Oliver Gernstl, Geschäftsführer der Münchner megaherz Film- und Fernsehproduktion. Oft mussten sie große Distanzen überwinden, um zum nächsten Drehort des politisch instabilen Landes zu kommen. Doch gelohnt hätte es sich auf jeden Fall allein wegen der faszinierenden Natur und den tollen Begegnungen, die das dokumentarisch arbeitende Team unterwegs machte. An Drehorten wie diesen habe sich bewährt, dass das Team klein ist und sich gut kennt: Die Besetzung von maximal acht Leuten ist seit dem ersten Checker Tobi-Film fast unverändert.

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Bei Nachfahren der alten Maya in Mexiko

Die heimliche Herrscherin der Erde heißt der dritte Teil, bei dem Antonia Simm die Regie übernahm. Das Projekt begann dramatisch, da Johannes Honsell, der beim zweiten Checker-Film Regie geführt hatte und auch für den dritten Teil vorgesehen war, im Herbst 2023 plötzlich verstarb. Simm, die zum festen megaherz-Team gehört, übernahm und stellte das Projekt innerhalb weniger Monate auf die Beine. Wie in den beiden Vorgängerfilmen gibt es auch diesmal eine fiktionale Rahmenhandlung, die Tobi Krell auf eine Reise schickt. Dieses Mal ist es ein zeitreisendes Kind – Tobis Kindheits-Ich. Es stellt seinem älteren Alter-Ego die berechtigte Frage, ob er denn überhaupt noch ein richtiger Checker oder schon ein langweiliger Erwachsener sei. Denn leider kann sich Tobi nicht mehr an seine allererste Checker-Frage erinnern. Und diese Tatsache ärgert ihn so sehr, dass er sich in guter alter Abenteurer-Manier (mit witziger Indiana Jones-Aufbruchsequenz als Schmankerl für das erwachsene Publikum) auf den Weg macht. Von Madagaskar, wo die Brandrodungen ihre Spuren hinterlassen ins Erdinnere zum Samentresor nach Spitzbergen bis hin zu den Maya-Pyramiden nach Mexiko beschäftigt Tobi die Frage, wer die mächtigsten Spuren im Erdreich hinterlässt.

Dabei lernen die Zuschauer*innen die Biologin Hanitra kennen, die Tobi die Giraffenhalskäfer zeigt, den Geologen Malte, der erklärt, welche gesellschaftlichen Auswirkungen der Klimawandel eigentlich so hat. Und den Archäologen Nico, der sympathisch vermittelt, dass so ein Forscher*innen­dasein zum großen Teil auch darin besteht, geduldig Schicht für Schicht abzutragen und weiterzumachen, bis mal ein großer Fund auftaucht. Dass in den Filmen immer echte Expert*innen vorkommen, die sich in ihrem Gebiet wirklich auskennen, ist Gernstl und seinen Kolleg*innen bei megaherz äußert wichtig. „Der DNA unserer Sendung und auch der Filme wohnt schon immer noch ein sehr starker journalistischer Anspruch inne.“ Lieber zeigen als sagen, sei die Devise, so der Produzent: „Wir versuchen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger um die Ecke zu kommen und zu erklären, hier ist jetzt unsere Botschaft. Sondern im Idealfall zeigen wir echte Situationen mit echten Menschen, die tatsächlich vor Ort sind.“ Obwohl das Dokumentarische überwiegt, sind die Checker-Filme im Gegensatz zu den einzelnen Checks eine Mischform mit fiktiven Elementen. Oder wie der megaherz-Geschäftsführer es formuliert: „Es sind Dokumentarfilme, in denen die Wirklichkeit einen kleinen Schubser kriegt, damit sie gut fürs Kino funktioniert.“

Natürlich trägt Tobi Krell, der selbst Reporter ist, einen entscheidenden Anteil am Erfolg. Seit zwölf Jahren gibt es die Checker-Tobi-Sendung schon. Den Wunsch, aus diesem Format irgendwann einen Kinofilm zu machen, hätten sie schon lange gehabt, sagt Gernstl. Die megaherz, die ihre Expertise im Bereich Kinderfernsehen mit Dingsda und Zapp! Zarapp! seit den Achtzigerjahren kontinuierlich ausbaut, produzierte Anfang der 2000er die Sendung Willi wills wissen und 2009 auch den FFF-geförderten Kinofilm Willi und die Wunder dieser Welt. Der lief überraschenderweise so gut, dass die Produktionsfirma annahm, dass das Checker-Format auf der großen Leinwand beim jungen Publikum ebenso gut ankommen könnte. Als der sympathische Reporter Krell sattelfest und die Marke etabliert war, wagte die megaherz 2019 den ersten Checker-Film. „Und wenn man einen erfolgreichen Kinofilm mit einer langlaufenden Reihe hat, die weiterhin auf Sendung ist und alle irgendwie Spaß an dem Film hatten, lag natürlich die Überlegung nahe zu sagen, wir machen weiter“, so Gernstl. 

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Mit Hanitra Rakotonirina und Chamäleon

Zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk als Koproduktionspartner wissen Gernstl und sein Team mittlerweile recht gut, was Kinder gerne anschauen und wie man auch die Erwachsenen unterhält, ohne dabei zu langweilen oder allzu moralisch zu werden. Und wer könnte das besser beurteilen als einer, der mit sieben Jahren selbst für die Produktionsfirma als Dingsda-Kind im Einsatz war, um in Fritz Egners Show Begriffe wie „Wetterfrosch“ zu erklären. Das Wichtigste sei vor allem, die Kinder ernst zu nehmen und schwierige Themen nicht zu scheuen, sagt der megaherz-Geschäftsführer: „Man kann es Kindern durchaus zutrauen, über Klimawandel, Flüchtlingskrise oder Bitcoin zu sprechen, wenn man es so erzählt, dass sie es dann auch verarbeiten können.“ Natürlich ist bei einem Kinofilm mit 90 Minuten die Dramaturgie entscheidend. Auch wenn die Aufmerksamkeitsspanne erwiesenermaßen bei etwa drei Minuten liege, müsste trotzdem nicht ständig ein Gag nach dem anderen kommen, so Gernstl: „Wir haben nicht zuletzt mit den Filmen bewiesen, dass das nicht sein muss. Und dann fängt es auch an, den Eltern Spaß zu machen.“

Ob das Checker-Format vielleicht auch irgendwann mal langweilig werde? Seiner Meinung nach könne es immer so weitergehen, sagt Gernstl. „Wenn man sich die alten Folgen anschaut, dann merkt man, dass das Format gepflegt und weiterentwickelt wird, weil es inzwischen anders aussieht und anders erzählt wird. Wir versuchen, modern zu bleiben.“ Das müssen die Sendungsmacher*innen auch, schließlich haben sie nicht eine Zielgruppe, die sich einmal für die Reihe entscheidet und dann ein Leben lang Checker Tobi schaut, sondern nach ein paar Jahren aus dem Format rauswächst und neue Sehgewohnheiten entwickelt. Genau das beschreibt Gernstl als Herausforderung: „Mit Kindern als Fans müssen wir unsere Zielgruppe immer wieder neu für uns gewinnen. Andererseits haben wir es natürlich auch ein bisschen einfacher dadurch, weil bis wir denen langweilig werden, sind sie schon nicht mehr unsere Zielgruppe.“

Die Checker Tobi-Fangemeinde erstreckt sich in etwa von den sechs- bis zu den 12-Jährigen. Aber Tobi würde natürlich schon hin und wieder auch noch von 16-Jährigen auf der Straße erkannt und angesprochen, erzählt Gernstl. Die fänden das dann schon auch noch cool, ihr Idol aus der Kindheit live zu sehen. Genau deshalb ist der Produzent der Meinung, dass es noch länger so weitergehen kann mit der Reihe, wenn sie alle sich weiterhin bemühen, die Sendung frisch zu halten. Eine dieser Erneuerungsmaßnahmen heißt Checkerin Marina. Seit Oktober 2023 ist die Moderatorin mit an Bord und sorgt auch für die weibliche Repräsentation im Kinderwissens-Kosmos. Sie ist anders als Tobi Krell gelernte Schauspielerin und eignet sich nach und nach auf ihre Art das Format an. Das interessante sei, dass man an den Einschaltquoten der Einzelfolgen keinen Unterschied in der Beliebtheit zwischen Tobi und Marina feststellen könne, so Gernstl. Auf dem YouTube-Kanal hätte Tobi in Summe schon noch mehr Klickzahlen, das liege aber natürlich daran, dass er 200 Sendungen Vorsprung hat.

Weil es mit Checkerin Marina so gut läuft, ist sein Team bei megaherz und Bayerischen Rundfunk schon mitten in den Überlegungen für einen Kinofilm mit der quirligen Moderatorin. Nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera werden die Schlüsselpositionen beim Film zunehmend von Frauen ausgeführt. Beim dritten Checker Tobi-Film waren bereits Regie, Drehbuch und Produktion weiblich besetzt, was der megaherz Filmproduktion einen Gender Incentive für das Folgeprojekt mit Checkerin Marina einbrachte. Das neue Förderinstrument des FFF Bayern soll für mehr Gleichberechtigung in der Filmbranche sorgen. Auch wenn Gernstl noch keine Details verraten möchte, erzählt er von der groben Idee für den geplanten Kinofilm mit Checkerin Marina: „Nachdem wir jetzt die letzten drei Filme über Wasser, Luft und Erde gemacht haben, kann man sich denken, dass es im vierten ums Feuer gehen wird.“ Checker Tobi wird im Film auch vorkommen und es wird mystisch und sagenhaft zugehen. Sarah Müller, die schon seit über 12 Jahren zum megaherz-Team gehört, wird die Regie übernehmen.

Die wichtigste Lektion des dritten Checker-Films hat das megaherz-Team auf jeden Fall verinnerlicht: Am Ende kommt es drauf an, die richtigen Fragen zu stellen und was man auf dem Weg lernt.

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Anna Steinbauer
Redaktion: Olga Havenetidis
Gestaltung und digitales Storytelling: Schmid/Widmaier

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