Ein zweites Mal diskutierten und vernetzten sich Branchenvertreter und Filmschaffende in Tutzing am Starnberger See in Vorträgen, Workshops, Filmvorführungen und Podiumsdiskussionen über die Zukunft der Filmbranche in Sachen Teilhabe. Auch interessierte Laien konnten sich für die Tagung anmelden. Der Hintergrund: Immer noch sind Minoritäten, queere Personen und auch Frauen vor und hinter der Kamera nicht adäquat repräsentiert. Ob in der Narration, indem zum Beispiel Migrant*innen stereotype eindimensionale Rollen verkörpern. Oder durch die vorhandenen Strukturen, wie durch die Besetzung von Entscheider*innen, die nach Ansicht vieler Teilnehmer*innen der Tagung ebenfalls noch nicht das Abbild der gegenwärtigen Gesellschaft spiegelt. Die daraus abgeleitete Folge: Auf der großen Leinwand oder auf dem Endgerät zuhause würden wir die immergleichen Geschichten sehen. Stimmen von etwa BIPoC oder queeren Filmemacher*innen seien zu wenig repräsentiert oder würden gar diskriminierend dargestellt.
In Tutzing ging es immer wieder um zwei Probleme: Dass es erstens nicht sein kann, dass eine essentielle Antidiskriminierungsarbeit oft nur ehrenamtlich stattfindet. Und zweitens, dass es für mehr Teilhabe im Film mehr als nur Worte auf schillernden Diversitäts-Panels mit großer Reichweite oder kurzfristigen diskriminierungskritischen Workshops braucht. Oft laufen solche Panels Gefahr, eine Art Diversitäts-Washing zu betreiben, wenn zum Beispiel nach einem Antirassismus-Workshop „wichtige Transferleistungen in die Praxis der Filmbranche nicht stattfinden.“ Denn „danach geht die Arbeit, um die Strukturen inklusiver zu gestalten, normalerweise erst richtig los“, so Filmregisseur, Drehbuchautor sowie Initiator der Queer Media Society Kai S. Pieck, der ebenfalls an der Tagung in Tutzing teilnahm.