Christian Bräuer, Geschäftsführer der Yorck Kinogruppe und Vorstandvorsitzender AG Kino Gilde, hat klare Vorstellungen für die Umsetzung der Standards: Kleine Einzelunter–nehmen des Verbandes müssten finanziell unterstützt und individuell angeleitet werden. Sie benötigen eine auf ihren Kinobetrieb angepasste Strategie in Sachen Klimaschutz, um die notwendigen Maßnahmen systematisch umsetzen zu können. Dafür seien Daten wichtig, schließlich fördere Messbarkeit auch die Handlungsmotivation.
Auch seiner Meinung nach sind Standards Voraussetzung: „Wir sind nicht mehr an der Startlinie bei der Umsetzung der Klimaziele, sondern durchaus schon vorangegangen in den Kinos.“ Die Yorck-Gruppe habe 2013 bereits auf Ökostrom umgestellt, begleitet von einer Kampagne, die vor jedem Film läuft. Auch die Cineplex-Gruppe und FFA seien sehr aktiv. In der AG Kino gibt es seit 2018 mit Unterstützung des Umweltbundesamtes eine*n Kinobeauftragten. Klimabilanzen werden erstellt, Modellkinos wurden entwickelt, man weiß, dass 34% des CO2- Ausstoßes auf Energie, Strom und Wärme zurückgeht, und 44% auf Mobilität – des Publikums. Da seien Kinos in der Großstadt privilegiert, die Klimabilanz dort eine andere. Man brauche Menschen im Team, die Zeit haben, sich mit Themen wie Ressourcen, Abfall, Mobilität zu befassen, neben dem Filmprogramm. Dazu brauche es Orientierung und kleine Einheiten. Bräuer weiß, dass das junge Publikum das einfordert: „Wir haben Verantwortung nach innen und außen.“ Gerade die kleinen Kinos seien am Limit, da auch für die Filmvermittlung immer mehr getan werden müsse. „Millionen kleine Schritte sind entscheidend.“ Erforderlich sei ein Qualitätsmanagement mit Schwerpunkt Grünes Kino – wie ein „Kinodoktor“, der durchs Land reist. Unterstützung sei dort wichtig, wo die Kinos aus Eigenmitteln an ihre Grenzen kommen, beispielsweise bei den Gebäuden. Denkbar wäre als Anreiz eine Zusatzleistung bei Erfüllung der Standards für gutes Programm und gute Publikumsarbeit, grün umgesetzt.
Mit Zahlen fange die Klimabilanz an, one fits all gelte nicht für die Kinos, die zu unterschiedlich sind. Deshalb: Standards ja, aber es gibt keine Regel für alle. Er verweist auf das Projekt Kino, die Programmreihe Cinenature, und Modellkinos, die konkrete Öko-Bilanzen ziehen. Es brauche Qualitätsmanagement und Marketing nach innen. In der Breite müsse man alle mitnehmen, auf einzelne Betriebe eingehen. Als Zwischenschritt könnten da Workshops für bestimmte Kinotypen mit konkreten Anleitungen und der Definition von Standards hilfreich sein. „Wir kommen nicht umhin, es gibt ein sehr hohes Bewusstsein in der Branche für das Thema, einige müssen vorangehen und andere mitnehmen.“