Summer in the HFF

Im Spätsommer fand zum achten Mal die HFF Summer School statt, unter anderem mit dem Women Writing Lab und Workshops zu Künstlicher Intelligenz. Ein Gespräch mit Elena Diesbach, Leiterin des International Office der HFF München, über die erfolgreiche Entwicklung des Projekts.
Text von Dominik Petzold
5 Minuten Lesezeit
(c) HFF München

Frau Diesbach, wie ist die HFF Summer School entstanden?

Die HFF Summer School wurde 2018 ins Leben gerufen, um die HFF für internationale, externe Teilnehmer*innen zu öffnen, mit einem sehr hochwertigen Programm und national und international renommierten Dozent*innen der Film- und Medienindustrie. Alles begann mit einem vierwöchigen „International Series Workshop“ von Professor Tac Romey und weiteren Gastdozierenden und Mentoren wie Anna Winger oder Frank Doelger. Ich hatte 2018 als Freiberuflerin das Konzept für Bettina Reitz an der HFF München als Erweiterung des Lehrangebots entwickelt: englischsprachige Workshops mit internationalem Fokus. 2019 habe ich im International Office der HFF angefangen, mit dem Auftrag, die Schule noch internationaler aufzustellen – die Summer School wurde als Teil dieser Entwicklung fortgeführt und weiterentwickelt.

 

Sie bringen damit Ihre Studierenden mit Kolleg*innen aus dem Ausland zusammen.

Ja, die Summer School findet in der unterrichtsfreien Zeit statt. 50 Prozent der Kapazitäten stehen HFF-Studierenden offen. Die Summer School soll auch ein Experimentierplatz für innovative Lehrinhalte sein.

(c) HFF München

Der Kurs Visual Storytelling

Man muss sich dafür bewerben. Heißt das, die Nachfrage ist größer als das Angebot?

Ja. Das Bewerbungsverfahren ist auch darüber hinaus nötig, denn man braucht entsprechende Voraussetzungen, um profitieren zu können, nicht zuletzt natürlich Englischkenntnisse. Insgesamt hatten wir in diesem Jahr 58 Teilnehmer*innen. Beim Women Writing Lab hatten wir zum Beispiel 34 Bewerbungen für 12 Plätze.

 

Wieso ist dieser Workshop besonders gefragt?

Das Women Writing Lab gibt es seit 2019, das ist ein Klassiker. Es liegt an der Dozentin Robin Swicord, einer sehr bekannten US-Drehbuchautorin und Regisseurin aus L.A. mit langer Erfahrung. Aber auch der Kurs „How To Break A Script Into Shots“ ist sehr erfolgreich, weil wir mit Hagen Keller einen sehr passionierten, kompetenten Dozenten haben, der seine Teilnehmerinnen mitzureißen versteht. Und wir haben das Thema KI in die Summer School mit aufgenommen, dieses Jahr gleich mit zwei Kursen mit Experten aus dem Bereich KI und Medien – wobei wir uns eng mit unserer KI-Professorin Sylvia Rothe absprechen. Diese sehr intensiven Kurse „From Idea To Pilot Using AI“ und „AI-Enhanced Documentary Storytelling“ waren vollbesetzt, genauso wie „Script in 23 Days“ mit Florian Puchert und Romina Ecker, bei dem am Ende die erste Drehbuchfassung steht. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich stehen wir in einem Wettbewerb mit vielen anderen tollen Anbietern. Aber ich denke, die Summer School ist inzwischen zu einer Marke geworden.

(c) HFF München

Summer School 

Woran machen sie das fest?

Seit es die Summer School gibt, bekommen wir noch mehr Anfragen von Filmschulen, die mit uns kooperieren, Programme mit uns anbieten oder uns besuchen wollen. Manche der externen Teilnehmerinnen sind auch auf den Geschmack gekommen und studieren inzwischen bei uns.

 

Aus welchen Ländern kommen die Teilnehmer*innen ihrer Summer School?

Aus den USA, UK, Türkei, Luxemburg, Österreich und anderen europäischen Ländern. Wir hatten auch schon Teilnehmerinnen aus Saudi-Arabien oder Brasilien.

 

Manche Teilnehmer*innen reisen extra aus den USA an?

Ja, für das Women Writing Lab. Das ist für uns ein Ritterschlag. Es liegt vor allem an Robin Swicord. Eine diesjährige Teilnehmerin hat es besonders treffend beschrieben: Kyla Romero, eine junge Filmemacherin von den Philippinen, die im Zuge unserer neuen Kooperation mit dem Cannes Film Festival „Fokus CoPro“ zu uns kam. Sie bezeichnete das Women Writing Lab als „lebensverändernd“.

(c) HFF München

Die Teilnehmerinnen des Womens Writing Lab 

Wieso gibt es diesen Drehbuch-Kurs, der sich ausschließlich an Frauen richtet?

Es ist wichtig für Drehbuchautorinnen, sich in einem geschützten Raum zu begegnen, einem Raum nur für Frauen. Wir erleben das immer wieder im Lab. Und es geht um gegenseitige Unterstützung, um Empowerment. Frauen sind im Filmgeschehen immer noch unterrepräsentiert – seit mehreren Jahren wird paritätisch ausgebildet, aber im Berufsmarkt spiegelt sich das immer noch nicht wider. Manchmal braucht es Mut, Geschichten zu erzählen – und unsere Dozentin schafft eine Atmosphäre von Vertrauen und Motivation, die für die Stoffentwicklung Wunder bewirkt.

 

Ist in den Jahren ein erfolgreiches Projekt entstanden, das seinen Anfang in der Summer School hatte?

Ja, zum Beispiel die Serie Youth von Justina Jürgensen oder der FFF-geförderte Film Mädchen in Uniform, beide werden noch finalisiert. Außerdem entstanden durch die Begegnungen von HFF-Studierenden und externen Teilnehmer*innen viele Beziehungen, die zu weiteren Projekten geführt haben. Viele bleiben auch lange über die Summer School hinaus in Kontakt – der Netzwerkgedanke ist wichtig.

(c) HFF München

Elena Diesbach leitet das International Office der HFF München 

Gab es auch mal Probleme in den Kursen?

Klar, es gibt immer wieder Learnings. Bei unserer ersten Summer School haben wir zum Beispiel einen bestimmten legalen Aspekt nicht bedacht. Die 15 Teilnehmer*innen des „International Series Workshop“ kamen mit einer eigenen Idee, aber wir konnten aus Kapazitätsgründen nur fünf in kleinen Writers‘ Rooms weiterentwickeln. Wir haben die Arbeit in der Gruppe als Übung betrachtet, aber am Ende gab es einen Pitch vor Branchenexpert*innen und zwei Projekte wurden tatsächlich optioniert. Wir hatten nicht damit gerechnet und nicht bedacht, dass die Teilnehmenden, die vier Wochen lang in den Teams zugearbeitet haben, im Erfolgsfall als Co-Creators bedacht werden müssen. Wir konnten das aber gut lösen und ein Agreement finden, mit dem alle zufrieden waren. Man lernt dazu und sowas passiert einem dann nicht nochmal. Auf der anderen Seite war die Optionierung auch ein Beweis für die Qualität der Stoffe – und wir sind immer wieder begeistert, mit welch tollen Projekten Studierende und Externe in die Summer School kommen.

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Dominik Petzold
Redaktion: Olga Havenetidis
Gestaltung und digitales Storytelling: Schmid/Widmaier

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