„KI hat viele
Gesich­ter“

Seit 2017 werden in Laupheim herausragende Produktions­persönlichkeiten mit dem Carl Laemmle Produzentenpreis geehrt. Alle acht bisherigen Preisträger*innen sind mit München verbunden, so auch die aktuelle: Gabriele M. Walther, die an der HFF München studiert hat und vor bald 40 Jahre die Caligari Film gründete. Ein Gespräch über KI, Selbständigkeit und Mut.
Interview von Georg Seitz
4 Minuten Lesezeit

Der Hase Felix gehört zu ihrer großen Familie, Prinzessin Lillifee, der Mondbär, Drache Kokosnuss und Ritter Rost ebenfalls. Die Münchner Produzentin Gabriele M. Walther ist mit ihrer Caligari Film eine der ersten Adressen, wenn es um Animation geht. Walther steht als Produzentin auch hinter dem TV-Dauerbrenner Hausmeister Krause – Ordnung muss sein mit Tom Gerhardt und als Koproduzentin dem Endzeit-Epos Hell, dem ersten Kinofilm von Regisseur Tim Fehlbaum (September 5). Nun wurde Gabriele M. Walther mit dem von der Produktionsallianz und der Stadt Laupheim verliehenen Carl Laemmle Produzenten­preis geehrt, weil sie sich laut Jury „nicht nur durch ihre kreative Kraft, sondern auch durch außergewöhnliche unternehmerische Risikobereitschaft“ auszeichne.

Künstliche Intelligenz fegt durch die Branche, Animation gilt als erste Angriffsfläche. Haben Sie Angst vor der KI?

Nein. Aber das ist natürlich eine wirklich große, eine komplette Umstellung, die auf uns zukommt.

 

Arbeiten Sie schon mit KI?

In bestimmten Arbeitsschritten, ja. Du kannst KI noch nicht im großen Ganzen einsetzen, da ist zu viel Software, die koordiniert werden muss, das funktioniert noch nicht. Auf Dauer werden sich die Qualität steigern und die Kosten senken lassen.

 

Sie begrüßen die KI?

KI hat viele Gesichter. Fürs Arbeiten begrüße ich es total. Man muss natürlich darauf achten, dass man mit seinem Content und seinen Arbeitsschritten nicht Suchmaschinen konditioniert und die KI trainiert. Aber im Grunde genommen finde ich, es ist eine sehr spannende Bereicherung.

 

Dass erfolgreiche Inhalte gerne geklaut werden, das hat es in unterschiedlichen Formen schon immer gegeben.

 

Erleben wir nicht die gigantische Plünderung all dessen, was Kreative geschaffen haben?

Bei mir ist die Grenze, wenn Urheberrecht verletzt wird. Das geht nicht, da hat KI auch viele negative Seiten. Das Verteufeln von KI geht aber auch nicht. Ich verstehe die Sorgen, gerade auch, wenn es um Stimmen geht, aber wir können uns dieser Entwicklung nicht verschließen. Wir müssen lernen, verantwortungsbereit damit umzugehen. Dass erfolgreiche Inhalte gerne geklaut werden, das hat es in unterschiedlichen Formen schon immer gegeben. Aber es bringt mir gar nichts zu sagen, jetzt kommt die KI, jetzt mache ich keine Filme mehr.

 

Gab es je den Punkt, dass Sie kurz davor waren, alles hinzuschmeißen?

Natürlich gibt es Krisen. Du hast eine Firma ja in guten wie in schlechten Zeiten. Es gibt immer wieder Schräglagen. Aus denen musst du dann auch wieder raus!

 

Sie haben an der HFF in München studiert. Mit dem Ziel, Produzentin zu werden?

Das Produktionsstudium gab es damals noch nicht. Ich habe Regie und Drehbuch studiert und habe mich direkt nach der HFF selbständig gemacht. Mit null Kohle. Das Startkapital für die GmbH habe ich mir geliehen. Meine erste Produktion war Das Arche Noah Prinzip von Roland Emmerich. Das größte Risiko am Anfang war, nicht liefern zu können. Das habe ich mir damals dann einfach zugetraut.

 

Sie sind noch immer selbständig und Ihre eigene Eigentümerin?

Ja, und ich möchte viel mehr Frauen motivieren, auch ihr eigenes Unternehmen zu starten. Du siehst immer Jungs, die sich zusammentun und Unternehmen starten. Du siehst weniger Frauen. Das ist im Verhältnis zu Männern eine sehr geringe Quote.

 

Dann muss man halt mal scheitern, andere scheitern auch.

 

Woran liegt das?

Da gibt es wahrscheinlich gute Analysen. Das ist vermutlich eine Frage des Selbstbewusstseins, das sind Ängste vor dem Scheitern. Dann muss man halt mal scheitern, andere scheitern auch. Den Produzenten, der nur Erfolge produziert, gibt es nicht.

 

Scheitern gehört zum Geschäft?

Scheitern gehört einfach dazu. Natürlich fragst Du Dich, was ist, wenn das passiert? Was ist, wenn jenes passiert? Dann musst Du dafür eben eine Lösung finden. Ich kann da immer nur Mut machen. Es geht mir darum, dass mehr Unternehmertum von Frauen aus den Filmhochschulen heraus gefördert wird.

 

Machen Frauen bessere Filme?

Es entstehen ganz andere Strukturen, wenn Frauen Unternehmerinnen werden. Und wenn Frauen mit Frauen arbeiten, da ist noch noch eine ganz andere Linie drin.

 

Und wenn man es besonders gut macht, gibt’s zur Anerkennung vielleicht den Carl Laemmle-Preis!

Es gibt viele Preise für Produzenten, gebunden an einzelne Produktionen. Wenn es um Würdigung für Dein gesamtes Schaffen geht, ist der Carl Laemmle-Preis einzigartig und etwas sehr Besonderes.

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Georg Seitz
Redaktion: Olga Havenetidis
Gestaltung und digitales Storytelling: Schmid/Widmaier

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