Zumindest in Europa stoßen die fertigen Produkte aber weiterhin auf ein veritables Problem, das auch in Venedigs altem Lazaretto offenkundig ist: Es können immer nur sehr wenige Menschen und oft nur einer nach dem anderen XR-Filme sehen. Die dafür meist nötigen Brillen sind immer noch klobig. Wer eine optische Brille braucht, ist sowieso so gut wie raus. Und auch wenn gelegentlich zusätzliche Sensoren die Handgesten des Betrachters abtasten und deren Bewegungen in die virtuelle Welt spiegeln: mit einem sich frei bewegen auf einer Art „Holodeck“ hat das noch lange nichts gemein. Außerhalb Europas boomt das XR-Geschäft trotzdem. Und so begründet der FFF sein Engagement auch. „Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren“, sagt Max Permantier, Förderreferent für XR beim FilmFernsehFonds Bayern. „Internationale Produktionsfirmen dieser Technologien sollen sich auch in Bayern ansiedeln. Nur so wächst auch das Knowhow.“
Eine nächste Stufe könnte sich der Förderung von passenden Abspielstätten widmen. Herkömmliche Kinos kämpfen hierzulande ums Überleben. Immersive Ausstellungen aber boomen. Die Menschen scheinen also offen zu sein, für diese Welt der neuen Möglichkeiten. Das spektakulärste Unternehmen, das auf XR zielt, wurde in den USA vor gut einem Jahr eröffnet: die gigantische Hohlkugel „The Sphere“ in Las Vegas. In ihrem Inneren befindet sich eine 360-Grad-LED-Projektionsfläche. Dazu hat sie ein Fassungsvermögen von mehr als 20 000 Menschen. Kostenpunkt: 2,3 Milliarden Dollar, eine gigantische Investition, die davon zeugt, welche Profite man sich in diesem Segment künftig ausrechnet. Aber es geht auch kleiner: In Asien, etwa in Korea, Japan und China fassen die boomenden „Immersive Hubs“ 200 bis 300 Personen. Das ist eine Größenordnung, bei der ehemalige Kinosäle ins Spiel kommen. Es wäre nicht zum ersten Mal, dass ein solcher Digitalisierungsprozess mithilfe staatlicher Gelder vollzogen wird. Vor gut zehn Jahren wurden sämtliche Kinos in Bayern auf digitale Projektion umgestellt. Seither sind analoge Filmrollen Museumsstücke. In Venedig ist das nicht anders.