„Nie das Buch
aus den Augen
lassen“

Beim Filmfest München lief die G7-Satire Rumours im Wettbewerb um den CineCoPro Award. Seine Uraufführung erlebte das Projekt, an dem maze pictures beteiligt ist, außer Konkurrenz im Wettbewerb beim Festival de Cannes. Ein paar Fragen an den Münchner Koproduzenten Philipp Kreuzer.
Interview von Olga Havenetidis
5 Minuten Lesezeit

Herr Kreuzer, Sie waren in diesem Jahr mit „Rumours“ außer Konkurrenz im Wettbewerb von Cannes vertreten. Erstmal Herzlichen Glückwunsch!

Danke!

 

Wie haben Sie von der Einladung erfahren?

Es war ein ziemliches Hin und Her. Zuerst gab es eine Einladung zu einer Nebensektion. Unser Ziel war, bei dem Package mit Cate Blanchett, das Hauptprogramm. Am Ende hat das glücklicherweise auch geklappt. Die nächste Hürde war, den richtigen Termin zu finden: nicht zu früh, aber auch nicht zu spät, vor allem aber noch am ersten Wochenende. Es wurde dann am Ende nach weiterem Gezerre das Grand Lumière am Samstag um 22 Uhr. Besser hätte es nicht sein können, gerade für eine Komödie. Nun mussten wir nur noch den Film fertigmachen, das war knapp und das DCP kam – wie früher die Filmrollen – gerade noch rechtzeitig.

 

Seit wann besuchen Sie das Festival de Cannes?

Erschreckend lang…so in etwa seit einem Vierteljahrhundert.

 

Dieses Mal war es sicher ziemlich anders.

Ja, abgesehen von kleineren Koproduktionen war es mein erster eigener Film im Hauptprogramm.

Die nächste Hürde war, den richtigen Termin zu finden: nicht zu früh, aber auch nicht zu spät, vor allem aber noch am ersten Wochenende. 

Was gab es drumherum für Termine?

Das offizielle Programm ist streng geplant. Zusammen mit den Presseterminen dreht sich drei bis vier Tage lang alles um den Film.

 

Wie liefen die Vorbereitungen ab?

Neben der Terminierung war für uns wichtig,  dass unser Cast der G7 Staatschefs möglichst vollständig anwesend sein sollte. Mit einer Ausnahme ist uns das auch gelungen. Ganz wichtig war die Wahl der richtigen Presseagentur. Das erste Budget versetzte uns in Schockstarre. Es gelang uns dann aber doch, hier und da zu reduzieren und das ganze mit Hilfe der Partner zu stemmen.

 

Welche Resonanz haben Sie international erfahren von Seiten der Branche?

Der Film war bereits vor dem Festival gut verkauft worden.

 

Und von Seiten der Presse?

Die Reaktionen der Presse waren fast ausschließlich gut. Sicher waren wir uns nicht, denn Komödien haben es in Cannes nicht immer leicht. Aber der Film triff einen Nerv in diesen bewegten politischen Zeiten, auch wenn es gerade kein politischer Film ist und es auch nicht sein soll.

Ganz wichtig war die Wahl der richtigen Presseagentur. Das erste Budget versetzte uns in Schockstarre. 

Ist Cannes also nach wie vor die beste Bühne für so einen Film?

Jedes der großen drei A-Festivals in Europa hat Stärken und Schwächen. Cannes schafft es, nicht zuletzt mit seinem Roten Teppich, eine exklusive Plattform zu bieten und jedem Filmemacher die absolute Wertschätzung zu vermitteln. Die Titel laufen bis zum Ende durch, und das Publikum hat ausreichend Zeit zu applaudieren. Alles konzentriert sich nur auf den Film und die Filmemacher*innen.

 

Wie kam es überhaupt zum Projekt Rumours? Wie genau ist maze daran beteiligt? Wer sind die anderen Partner?

Ich lernte die Regisseure Guy Maddin, Evan Johnson und Galen Johnson im Rahmen eines anderen Projekts kennen und schätzen. Während sich dieses andere Projekt in der Finanzierung schwieriger gestaltet hat, kam sie mit der G7-Komödie auf mich zu, und ich war sofort dabei. An Cate Blanchett hatten wir zu dem Zeitpunkt als deutsche Kanzlerin noch gar nicht gedacht. Wir sind in die Entwicklung eingestiegen, haben den Film gemeinsam finanziert. Die großartige Avy Kaufmann machte das Casting, im Team haben wir mit Kameramann Stefan Cziupek und Kostümbildnerin Bia Daigeler großartige Talente aus Deutschland. Kristian Eidnes Andersen – bekannt aus den Filmen von Lars von Trier – machte die Musik. Telefilm Canada war der erste wichtige Partner, Protagonist stieg in den Vertrieb ein, Ari Aster und Lars Knudsen von Square Peg wurden Produktionspartner, Elevation aus Kanada und Plaion aus Deuschland die lokalen Verleiher. Erfreulich ist auch, das ZDF/ARTE sich als Koproduzent beteiligte. Einfach war die Finanzierung dennoch nicht, wir hatten mit diesem komplexen Besetzungsensemble ein sehr enges Zeitfenster, und es gab es Rückschläge, vor allem bei der Förderung. Die hohe Zahl der Executive Producer sagt alles. Mit der Beteiligung von Bleeker Street in den USA, dem Gap-Finanzier Orogen und Equity von Minnow konnten wir die Finanzierung erst während des Drehs schließen. Das Risiko war enorm. Als Maze Pictures haben wir in Europa die gesamten Dreharbeiten verantwortet, die Post-Produktion erfolgte in Canada mit unserem Koproduktionspartner Buffalo Gal, die bereits viele von Guy Maddin’s Filmen produziert haben.

Cannes schafft es nicht zuletzt mit seinem Roten Teppich, eine exklusive Plattform zu bieten und jedem Filmemacher die absolute Wertschätzung zu vermitteln. 

Wie haben Sie Cate Blanchett dafür gewonnen?

Regisseur Guy Maddin und Cate Blanchett kannten sich von der Berlinale 2007. Das war lange her, unter anderem mit Hilfe von Ari Aster und seinem Produzenten Lars Knudsen hatten wir einen direkten Kontakt. Sie liebte das Drehbuch und es war schnell klar, dass wir den Film zusammen machen.

 

Haben Sie Tipps für die jungen Produktionstalente, wie ein solches Projekt am besten angegangen wird?

Choose your partner wisely und early, ausreichend Zeit für die Finanzierung, bereit sein für Rückschläge und Risiko, und nie das Buch aus den Augen lassen. Für viele Stars ist der entscheidendere Faktor, sich an Projekten zu beteiligten, die außerhalb des Studiosystems entstehen.

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Interview und Redaktion: Olga Havenetidis
Foto: maze pictures
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

Zum nächsten Artikel

„Perfekte Show,
in der das Kino
gefeiert wird“