Eigentlich ist ein Lavafeld in einem 3D-Plattformer zunächst einmal ein unüberwindliches Hindernis. Kontakt mit dem geschmolzenen Material bedeutet meist sofortiger Tod für die Hauptfigur, daher müssen üblicherweise clevere Überwindungsoptionen wie feuerfeste Plattformen, ein besonders weiter Sprung oder ein Katapult her. Nicht so in Ruffy and the Riverside: Denn in dem innovativen dreidimensionalen Jump and Run von Zockrates Laboratories aus Nürnberg lässt sich das Material von fast allem in der Spielwelt frei verändern. Möglich wird das durch den sogenannten Flip: Eine Copy-and-Paste-Mechanik, bei der Protagonist Ruffy sich die Textur einer Oberfläche schnappt und sie auf eine andere überträgt. So wird aus einem weiten Meer mit hilfe der Textur eines Eiszapfens schnell eine Schlittschuhbahn, oder eben aus einem Lavastrom durch das Austauschen der Oberfläche mit der einer Holzkiste eine komfortable Brücke. Ruffy and the Riverside mag aussehen wie ein klassisches Jump and Run aus der Ära des Nintendo 64, doch es hat mehr als einen Kniff auf Lager, um die Moderne in das altgediente Genre zu holen.

Oberflächen kopieren, Freude einfügen
Patrick, einer der Gründer von Zockrates Laboratories, erklärt dazu: „Die Idee zum Texturtausch kam uns beim Anblick einer Schwarz-Weiß-Zeichnung. Auf ihr war ein Wasserfall zu sehen, jedoch war aufgrund der fehlenden Farbe nicht klar, ob es wirklich Wasser war oder vielleicht ein Lavastrom. In diesem Moment kam uns die Idee, dass es vielleicht auch einfach beides sein könnte. Was wäre, wenn die SpielerInnen das Erscheinungsbild und die Eigenschaften von Materialien ändern könnten? Diese Spielidee faszinierte uns und legte den Grundstein für die kommende Spielentwicklung.“ Denn während die reine Bewegung im Spiel ebenso wie das Farbschema angelehnt an Klassiker wie Banjo Kazooie oder Crash Bandicoot wirkt, bringt die Flip-Mechanik einen Rätsel-Aspekt mit, der stark an Titel wie The Legend of Zelda: Ocarina of Time aus derselben Ära erinnert. Und tatsächlich ist die Kernmechanik nicht das einzige im Spiel, das von handgezeichneten Konzeption inspiriert ist. Im Gegenteil, denn das ganze Spiel, und damit auch die tauschbaren Texturen, haben Zockrates vollständig handgemacht. „Alle Charaktere, alle Texturen, sogar die Weltkarte und das Inventar sind handgezeichnet. Ursprünglich war das nur als Platzhalter gedacht, aber wir haben schnell gesehen, dass der Look wirklich toll aussieht und auch in den Sozialen Medien großartig ankam. Wir haben uns daher dazu entschlossen, das gesamte Spiel mit der Hand zu zeichnen”, so Patrick. Geworden ist daraus eine Spielwelt, die so positiv und fröhlich daherkommt wie die Genreklassiker, von denen sich die Nürnberger inspirieren haben lassen.
Doch wie kamen Zockrates Laboratories überhaupt zum Spielemachen? Der künstlerische Ansatz ihrer Arbeitsweise gibt bereits einen Hinweis darauf, dass es sich bei dem Nürnberger Studio nicht um ein klassisches Game-Dev-Zusammentreffen handelt. „Schon lange vor der Firmengründung haben wir uns intensiv mit Videospielen und vor allem mit Videospielkunst beschäftigt. Wir haben unsere Inhalte in Videospielästhetik wiedergegeben, sei es als Videos, Malerei, interaktive Maschinen oder als Musik. Außerdem haben wir eine Reihe von Ausstellungen zu Videospielkunst veranstaltet, etwa die Ausstellung ‘Printing Miiverse’ im Jahr 2013, bei der wir über 10.000 Zeichnungen ausgestellt haben, die von Spielern im damaligen Nintendo Miiverse auf der WiiU Konsole gezeichnet wurden”, gibt Patrick preis. Nur das eigene Videospiel, das fehlte. Bis die beiden Gründer, die sich selbst gerne aus dem Rampenlicht heraushalten, über Freunde von der FFF Förderung erfuhren. „Die Förderung des FFF Bayern hat überhaupt erst dazu geführt, dass wir unsere Firma gründen und loslegen konnten. Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung, denn Ruffy and the Riverside wäre sonst nicht Wirklichkeit geworden.” 73.000 Euro steuerte der FFF 2017 an Prototypförderung bei, im Laufe der nächsten Jahre vergab auch das Bundesministerium für Wirtschaft Fördermittel in Gesamthöhe von 190.000 Euro an Zockrates – für Ruffy als auch für kommende herunterladbare Zusatzinhalte. Das Investment hat sich bereits mehrfach ausgezahlt: Der markante Plattformer wurde bereits während der Entwicklung als Highlight des Genres gehandelt, war Finalist für das Beste Indie Spiel 2024 bei der Game Developer World Championship und wurde in zahlreichen namhaften Events vorgestellt, etwa bei der Future Games Show im Jahr 2023 und 2024. Zum gerade erst geschehenen Release am 26. Juni 2025 steht das Spiel bei sehr guten User- und Kritikerbewertungen, Zockrates bezeichnet den Launch als absolut gelungen.
Und will Ruffy nun erst recht bei weiteren Wettbewerben einreichen. Denn weder mit dem Spiel noch mit der Welt von Ruffy and the Riverside ist das Studio fertig, die Zukunft steht weiterhin im Zeichen des charmant handgezeichneten Plattformers. “Wir wollen Ruffy 2 entwickeln und sind hierfür bereits in der Planung. Wir haben eine Menge Ideen, wie es weitergehen könnte, und es ist wirklich schön, wieder so offen denken zu können, nachdem sich in der letzten Zeit ja vieles um die Fertigstellung von Ruffy and the Riverside gedreht hat.” Und auch der FFF Bayern glaubt an das Spiel respektive die Reihe, denn für das zweite Ruffy-Abenteuer haben Zockrates im März 2025 bereits 20.000 Euro Konzeptförderung erhalten.
Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Pascal Wagner
Redaktion: Olga Havenetidis
Gestaltung und digitales Storytelling: Schmid/Widmaier