„Kino ist einfach wunder­bar“

Pumuckl ist nicht nur ein Kobold und Schabernacktreiber, er ist auch Chartstürmer: Seit dem Start steht "Pumuckl und das große Missverständnis" auf Platz 1. Dabei handelt es sich um den ersten Kinofilm der erfolgreichen, etablierten und preisgekrönten Münchner Firma Neuesuper, die auch die beliebte RTL-Serie "Neue Geschichten vom Pumuckl" realisiert.. Ein Gespräch mit Ein Gespräch mit den Gründern Simon Amberger, Korbinian Dufter und Rafael Parente
Interview von Olga Havenetidis
5 Minuten Lesezeit

Pumuckl und das große Missverständnis ist Euer erster Kinofilm nach 15 Jahren erfolgreicher Produktions­geschichte in Werbung und TV/Streaming. Was war anders in der produzentischen Entwicklungs- und Herstellungsweise?

 

KORBINIAN DUFTER
Pumuckl ist sicher eine Besonderheit. Einerseits, weil Pumuckl eine große Marke ist, große Fußstapfen, in die wir treten durften, und eine große Verantwortung, die damit einhergeht. Andererseits waren wir durch Staffel 1 von den „Neuen Geschichten vom Pumuckl“ schon sehr mit dem Kobold vertraut, hatten bereits unseren wunderbaren Hauptcast und das Team. Das war natürlich von Vorteil. Inhaltlich mussten wir für den Kinofilm ein serielles Format auf Spielfilmlänge bringen, was eine Herausforderung war. Wir haben außerdem in dem gleichen Jahr die zweite Staffel von „Neue Geschichten vom Pumuckl“ gedreht. Die Integration des Kinofilms in den Seriendreh war logistisch ein sehr großes Unterfangen – fast 100 Drehtage für Serie und Kino am Stück. Das war fordernd für alle Beteiligte. Wir hatten ein herausragendes Team und mit RTL und Constantin starke Partner an unserer Seite.

Das Drehbuch musste nun nicht einzelne Episoden tragen, sondern einen Langfilm für die große Leinwand. Wie seid Ihr da dramaturgisch herangegangen?

 

KORBINIAN DUFTER
Mit dem AC-Release von Staffel 1 hatten wir bereits drei Folgen von „Neue Geschichten vom Pumuckl“ in einer Kinoauswertung. Drei Folgen je 25 Minuten hintereinander, das funktioniert, haben wir gemerkt. Aus dieser Erfahrung heraus hatten mein Co-Autor Matthias Pacht und ich entschieden, den Kinofilm dramaturgisch an diese Struktur anzulehnen – aber so verwoben und unter einen großen Spannungsbogen gebracht, dass es der Zuschauer nicht unbedingt merkt.

Gleichzeitig wussten wir: Kino braucht Größe, sowohl visuell als auch emotional. Wir gehen mit Pumuckl hinaus in die Welt – im wahrsten Sinne des Wortes. Auf dem Land, in der Oper: Die Bilder werden größer und genauso die Emotionen. Das Langfilmformat hat es uns ermöglicht, tiefer in die Beziehung zwischen Eder und Pumuckl einzutauchen, was in einer Serien-Episode so nicht möglich wäre.

Mitte Oktober hattet Ihr Eure erste Kinopremiere.
Wie war das für Euch?

 

KORBINIAN DUFTER
Das war ein ganz besonderer Moment für uns. Die Constantin hat mit viel Liebe zum Detail einen großartigen Premieren-Nachmittag für alle geschaffen. Den Film, an dem man über eine so lange Zeit mit so vielen tollen Menschen gearbeitet hat, dann endlich auf der ganz großen Leinwand zu sehen, war einfach fantastisch. Die Reaktionen aus dem Publikum während des Films haben uns sehr berührt. Wenn Kinder vor Spannung aufspringen, weil der Pumuckl etwas Verbotenes macht, der ganze Kinosaal lacht oder den Erwachsenen am Ende vor Rührung die Tränen kommen, das ist toll zu erleben. Diese Energie im Saal zu spüren war einfach magisch. Das kann nur Kino!

Wie kommt es, dass Ihr nicht schon vorher einen Kinofilm gemacht habt?

 

RAFAEL PARENTE
Simon, Korbinian und ich haben die NEUESUPER noch während unseres Studiums an der HFF gegründet. Wir haben unseren Einstieg in das Geschäft, so wie es viele gemacht haben, mit Werbung bestritten. Dann kam der große Serien-Boom, wo wir mit HINDAFING ganz früh dabei sein durften. Später kamen Serien für Sky, Amazon und Filme für Netflix und den BR dazu. Das war dann auch unser Kerngeschäft, auf das wir uns die letzten Jahre mit unserem Team fokussiert haben. Serienentwicklungen und -produktionen sind extrem zeitintensiv. Da war dann schlichtweg nicht mehr viel Zeit für anderes. Umso mehr freuen wir uns, dass mit Pumuckl unser erster Kinofilm jetzt endlich da ist. Und wir haben einige andere Kinoprojekte in Entwicklung.

Mit Eurem professionellen aber ja dennoch frischen Blick: Was sind Eure Empfehlungen, um die Herstellung von Kinoproduktionen in Deutschland noch besser zu machen?

 

SIMON AMBERGER
Es wird leider immer schwieriger, die Menschen ins Kino zu locken. Deswegen muss man als Produzent neben der inhaltlichen Entwicklung und produktionellen Herstellung von Anfang mehr denn je auch die Vermarktung des Films mitdenken. Wer ist unsere Zielgruppe? Was interessiert sie? Und wie können wir sie erreichen? Nur einen guten Film zu machen reicht schon lange nicht mehr. Marketing mitzudenken ist wahnsinnig wichtig. Pumuckl ist hier sehr dankbar, und dennoch haben wir mit ihm verstanden, wie wichtig dieser vermeintliche Nebenaspekt ist.

Außerdem gibt es faktisch eine Schere in der Produktionsrealiät, die immer weiter auseinander geht. Filme herzustellen wird zunehmend teurer. Förder- und Senderbudgets müssen daher mit den Anforderungen im Markt mitwachsen, damit Filme weiterhin auf diesem Niveau hergestellt werden können und die Bedingungen für alle Beteiligten fair bleiben. Diese Verantwortung darf nicht allein auf die Produzenten abgewälzt werden, vor allem, wenn man die Abwanderung von Dreharbeiten ins Ausland eindämmen möchte.

Würdet Ihr nach der Pumuckl-Erfahrung noch weitere Kinofilme produzieren?

 

RAFAEL PARENTE
Ja, unbedingt. Ich glaube, das Kino ist als Ort das, was uns als Kinder oder Jugendliche davon hat träumen lassen, selber irgendwann einmal Filme zu machen. Wenn es dunkel im Saal wird, der Vorhang aufgeht und der Film beginnt. Das ist eine ganz lebhafte Kindheitserinnerung. Jetzt gehe ich mit meinen eigenen Kindern ins Kino, wie zuletzt bei der Pumuckl-Premiere, und erlebe das Strahlen in ihren Augen. Kino ist einfach wunderbar.

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Olga Havenetidis
Redaktion: Olga Havenetidis

Gestaltung und digitales Storytelling: Schmid/Widmaier

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