Zwischen Regulierung und Science-Fiction
Diese spannende Diskussion wurde in weiteren Keynotes differenziert vertieft. Wieder mit dabei: Michael Augustin, diesmal in seiner Rolle als juristischer Kommentator des kommenden EU AI Act. Unter dem Titel „Regulierte Kreativität?“ beleuchtete er Chancen und Risiken der bevorstehenden Gesetzgebung. Sein Fazit: Weder Euphorie noch Panik seien angebracht – es gehe um die bewusste Gestaltung eines Rahmens, in dem Kreativität mit Verantwortung möglich bleibt.
Mit einem anderen Blick, aber ebenso großem Weitwinkel, trat Tristan Post, CEO des AI Strategy Institute, auf. Sein Vortrag „Wenn Science-Fiction Realität wird“ verband technologische Entwicklung mit kulturellem Wandel. Science-Fiction habe unsere Vorstellung von Zukunft nicht nur abgebildet, sondern geprägt, so Post. Heute sei KI dabei, diese Visionen einzulösen – mit allen Ambivalenzen, die das mit sich bringt. Post entwarf das Bild einer KI, die nicht nur Werkzeuge bereitstellt, sondern Narrative beeinflusst – als neue Mitautorin unserer filmischen Imagination. Post sieht in der KI vor allem ein entschiedenes Instrument zur Demokratisierung filmischer Produktionsmittel. Filmemacher wie Gareth Edwards und sein Kinofilm „The Creator“ machten vor, wie mittels geschicktem KI-Einsatz Kosten bei der Produktion reduziert werden können. Etwaige Ohnmachtsempfindungen gegenüber der mächtigen Technologie zerstreute Post und animierte zum selbstbewussten Einsatz der neuen Tools: „Wir Menschen haben es in der Hand“. Der Film und das Kino haben beim Einsatz von neuer Technologie stets eine Vorreiterrolle gehabt – das sei auch im Bereich KI nicht anders.
Kontroverse trifft Kompetenz
Den Höhepunkt bildete das abschließende KI-Symposium, bei dem alle Sprecher:innen noch einmal gemeinsam auf der Bühne diskutierten – darunter Eberlein, Augustin, Post, sowie der Technikexperte Michael Lehmann-Horn und Produzent Max Wiedemann (LEONINE Studios) als Special Guest. Moderiert wurde das Gespräch von allseits informierten Tina Kaiser, die mit Charme und Tempo durch die kontroversen Positionen führte.
Eberlein pochte erneut auf die kreative Dimension von KI, Augustin zerstreute Ängste vor einer drohenden Überregulierung durch Behörden, Post sprach von KI als neuer Kulturtechnik – und Max Wiedemann brachte schließlich die Produktionspraxis ins Spiel: KI sei kein Feindbild, sondern ein strategisches Tool. Sie ermögliche es dem Unternehmen, Ressourcen zu bündeln – damit mehr Zeit für echte Kreativität bleibe. Voraussetzung sei dabei eine konstante Weiterbildung der Mitarbeiter:innen. Der Produzent verwies auch auf eine extreme Skepsis beim Publikum gegenüber KI – es bestehe unter diesen Bedingungen nun besonderes Interesse an menschlicher Kreativität. Dass bestimmte Jobs im Kreativbereich in Zukunft wegfallen werden, darin kam das Panel und auch das Publikum überein. Etwa im Bereich Synchronisation kommen durch die Stimmsynthetisierung große Herausforderungen auf die Kreativen zu. Gerade das Wegfallen von Assistenzen im Bereich Postproduktion erschwere den Einstieg junger Talente in die Filmbranche, so ein Diskussionsteilnehmer aus dem Publikum. Kessy Eberlein hielt jedoch fest: „Die Möglichkeiten erweitern sich durch KI und neue Tätigkeiten werden entstehen.