Es ist ihre eigene Geschichte, die Narges Kalhor erzählt. Ein mutiger Schritt und ein Blick nicht nur auf ihr Schicksal, sondern auch auf das anderer Asylsuchender. Narges Kalhor, in Teheran geboren und aufgewachsen, war 2009 mit ihrem Kurzfilm Die Egge zum Nuremberg International Human Rights Film Festival eingeladen und beantragte politisches Asyl. Aufsehen erregte ihr Fall international, da sie die Tochter eines ranghohen Kulturberaters des damaligen iranischen Präsidenten Ahmadinehjad ist.
Der Kampf mit der Bürokratie bei der Namensänderung ist nur eines der Themen des vielfältigen, schwer in ein Genre zu fassenden Films, irgendwo zwischen politischem Drama und persönlicher Tragikomödie. Im Mittelpunkt steht eine Frau – die Regisseurin –, die ihren Namen ändern will. Das Shahid aus Narges Shahid Kalhor soll verschwinden, es bedeutet „Märtyrer“ und geht auf ihren skurrilen Urgroßvater zurück, der, folgt man seiner Erzählung, nach seinem heldenhaften Tod im Iran diesen Ehrennamen erhielt. Als Narges diesen Namen ablegen will, taucht der alte Mann plötzlich auf und versucht, mit Hilfe seiner tanzenden Gefährten, seine Urenkelin umzustimmen.
Immer wieder verschwimmen die zeitlichen Ebenen, bewegt sich die Erzählung zwischen nervenaufreibenden bürokratischen Terminen beim Kreisverwaltungsreferat, Sitzungen beim Psychiater, Träumen, in denen die Protagonistin von ihrem Urahn verfolgt wird, Begegnungen auf der Straße und bei den Dreharbeiten mit anderen Asylsuchenden. Es ist ein Mix aus Realität und Fiktion, dokumentarischen und performativen Elementen – Film im Film, Theater, Schattenspiel, Tanz, erzählerischen und bildlichen Überlieferungen.