Kater
und
Krokodil
kommen

Sie waren zwei Mal hintereinander die Produzentinnen des erfolgreichsten deutschen Kinofilms des jeweiligen Jahres: Alexandra und Meike Kordes. Gerade realisieren sie den FFF-geförderten Family-Entertainment-Film Die Schule der magischen Tiere 3. Ein Zwischenbericht.
von Josef Grübl
8 Minuten Lesezeit
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Für die einen ist es nur Spielzeug: „Was macht dieses alberne Stofftier auf der Bühne“, fragt der von Justus von Dohnányi gespielte Schuldirektor. Für die anderen ist dieser tatsächlich etwas seltsam aussehende Stoffgeselle sehr viel mehr: Freund, Verbündeter, Spaßmacher, Goldkettenträger und Chaos-Stifter. „Ich bin der König vom Südpol“, behauptet Pinguin Juri von sich selbst. Sehen können diesen recht lebendigen und mitteilungsbedürftigen Südpolkönig allerdings nur die Kinder (sowie das Kinopublikum), für Erwachsene wie den Schuldirektor blieb er ein albernes Stofftier. Die Schule der magischen Tiere 2 basiert auf der gleichnamigen Buchreihe von Margit Auer, der Film lockte im Herbst 2022 mehr als 2,8 Millionen magische Tierfreundinnen und -freunde in die Kinos. Damit war er die mit Abstand erfolgreichste deutsche Kinoproduktion des Jahres.

Juri ist aber weder das erste, noch das einzige tierische Wesen mit magischen Kräften: 

Jedes Kind soll ein Tier bekommen, verspricht die von Nadja Uhl gespielte neue Lehrerin der Wintersteinschule, ein eigenwilliger Zoohändler (Milan Peschel) überreicht sie ihnen. Im ersten Film waren das der Fuchs Rabbat und eine Schildkröte namens Henrietta, in Teil 2 kamen das Chamäleon Caspar sowie der eingangs genannte Pinguin Juri hinzu. „Ich habe noch jede Menge weiterer Tiere im Kopf“, sagte Margit Auer im Herbst 2021 bei der Weltpremiere von Teil 1 in der Astor Film Lounge München. Neben ihr über den roten Teppich schritten auch zwei Schwestern, die dafür sorgten, dass es diese Tiere auf die große Leinwand schafften: Alexandra und Meike Kordes sind die Produzentinnen der derzeit erfolgreichsten Kinofilm-Reihe Deutschlands, mit ihrer in Berlin ansässigen Produktionsfirma Kordes & Kordes Film GmbH und ihrer Dependance Kordes & Kordes Film Süd in München arbeiten sie an weiteren magischen Tierabenteuern.

Die Schule der magischen Tiere 3 soll am 26. September 2024 in die Kinos kommen. Es ist einer der ganz großen Titel des Filmjahrs, nicht nur für die Produzentinnen, sondern auch für den Verleih und Koproduktionspartner Leonine Studios, die Kinobetreiber und das Publikum. Die Kernleserschaft der Bücher sei zwischen 6 und 10 Jahren alt, die Filme würden aber auch ein älteres Publikum ansprechen, sagt Alexandra Kordes. Das liege unter anderem an den vor der Kamera stehenden Kindern, die ja von Film zu Film ebenfalls älter werden. So sei etwa bereits Teil 2 etwas jugendlicher angelegt gewesen, erzählt die Produzentin, das würde sich in den kommenden Filmen fortsetzen.

Diese Filme sind bereits im Entstehen: „Wir drehen Teil 4 von Die Schule der magischen Tiere noch dieses Jahr“, sagt Meike Kordes, „Teil 3 haben wir im Oktober 2023 abgedreht, seit wenigen Wochen sind wir mit dem Schnitt fertig.“

Das sei aber erst ein Zwischenschritt, sagt die Produzentin, eigentlich würden sie ja zwei Filme auf einmal herstellen: den Realteil und den animierten Teil mit den magischen Tieren. Jetzt seien die Animationskünstler dran, die Fuchs, Schildkröte & Co. in den Film einbauen. Neben dem Animation Character Design gibt es einen hohen VFX-Anteil, bis zum Kinostart im Herbst ist also noch einiges zu tun.

Langen Atem hatten Alexandra und Meike Kordes aber schon immer, das gehört zu ihrem Beruf. Ihre Firma gründeten sie im Jahr 2003, erfolgreich waren sie schon lange vor den Magischen Tieren. Sie sind sehr vielseitig, produzierten Kinodramen (wie Poll) und Fernsehkomödien (Familie Lotzmann auf den Barrikaden), Kurzfilme oder Dokumentarfilme (Rosakinder). Ihren Durchbruch erlebten sie vor fast 18 Jahren mit dem intensiven Musikdrama Vier Minuten. Der Film über eine wegen Mord zu lebenslanger Haft verurteilte junge Frau (Hannah Herzsprung), die im Gefängnis auf eine betagte Musiklehrerin (Monica Bleibtreu) trifft und von ihr zu einer Klaviervirtuosin aufgebaut wird, feierte im Herbst 2006 seine Deutschlandpremiere bei den Hofer Filmtagen. Danach zog der Film von Regisseur und Drehbuchautor Chris Kraus um die Welt, lief auf hunderten Festivals und gewann zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem zwei Deutsche Filmpreise und vier Bayerische Filmpreise. Auch im Kino hatte die Kordes-und-Kordes-Produktion Erfolg: Allein in Deutschland kauften sich eine halbe Million Menschen ein Ticket.

Zu ihren ersten Family-Entertainment-Film kamen die beiden Schwestern zufällig. 

Und dieser Zufall begann in einem Kinderabteil der Deutschen Bahn und wurde schon oft erzählt: Dort saß vor etwa zehn Jahren Meike Kordes mit ihrer kleinen Tochter auf dem Arm, dort saß den beiden ein Vater gegenüber, der seiner acht- oder neunjährigen Tochter den ersten Band von Die Schule der magischen Tiere vorlas. „Das hat mir sofort gefallen“, erzählt die Produzentin, „deshalb habe ich versucht, einen Blick auf den Buchrücken zu erhaschen.“ Sie habe direkt ihre Schwester angerufen, diese habe noch am selben Tag beim Verlag wegen der Verfilmungsrechte angefragt. „So fing es an“, erzählt Meike Kordes, auch wenn es noch einige Jahre dauern sollte, bis aus dieser Anfrage ein Film wurde. In dieser Zeit erfreuten sich die Bücher von Margit Auer einer immer größer werdenden Beliebtheit – und die Verfilmungsrechte wurden immer gefragter. „Wir waren aber die Ersten und Einzigen, die danach gefragt hatten“, erinnert sich Meike Kordes an jenen Tag im Kinderabteil der Bahn. „Damals waren erst 20.000 Bände verkauft. Heute sind es neun Millionen.“

Im Februar 2019 förderte der FFF Bayern die Produktion von Die Schule der magischen Tiere mit einer Fördersumme von einer Million Euro. 

„Es war großartig, dass der FFF an uns und das Projekt geglaubt und damit den Erfolg der Reihe mit aus der Traufe gehoben hat“, erinnert sich Alexandra Kordes. Regie führte Gregor Schnitzler, gedreht wurde unter anderem auf einem Schloss in Niederösterreich, in den Bavaria Studios in Geiselgasteig, in den MMC Studios Köln – und im Münchner Rathaus. Der Film wurde produziert von Kordes & Kordes Film Süd, in Koproduktion mit Leonine Studios, Wega Film Wien und Clever Production. Wie sehr der FFF Bayern und die beteiligten Förderer (unter anderem Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg MFG, Medienboard Berlin-Brandenburg oder Filmförderungsanstalt FFA) an dieses Projekt glaubten, zeigt sich auch daran, dass sie Die Schule der magischen Tiere 2 förderten, noch bevor der erste Teil überhaupt in die Kinos gekommen war. Dessen Start wurde pandemiebedingt mehrmals verschoben, im Oktober 2021 war es dann aber so weit: 1,8 Millionen Fans wollten diesen Film in den Kinos sehen. Ein Jahr später kam die von Sven Unterwaldt unter anderem auch in Bamberg inszenierte Fortsetzung in die Kinos – und war noch erfolgreicher.

Aber noch einmal zurück zu den magischen Tieren: Deren Animation ist recht aufwändig und ihre Stimmen sind sehr prominent.

Bereits öfter im Einsatz waren Max von der Groeben (Fuchs), Katharina Thalbach (Schildkröte), Axel Stein (Pinguin), Rick Kavanian (Chamäleon), sowie Sophie Rois, die der zum Zoohändler gehörenden Elster ihre unnachahmliche Stimme leiht. 

„In Teil 3 kommt der Kater Karajan neu hinzu, gesprochen wird er von Ralf Schmitz“, verrät Meike Kordes. „Das zweite neue Tier ist das Krokodil Rick. Es ist kitzlig und vegan, gesprochen wird es von Felix Kramer.“ Das ist auch insofern eine Überraschung, da die Filme mitunter recht deutlich von den Büchern abweichen. Margit Auer hat bislang 14 Romane veröffentlicht, hinzu kommen zwei Nebenreihen (u.a. Die Schule der magischen Tiere – Endlich Ferien). Alexandra Kordes sagt dazu: „Die Buchreihe folgt einer dramaturgischen Struktur, die man filmisch nicht einfach adaptieren kann.“ In den Büchern seien die Geschichten eher episodenhaft erzählt, im Kino müsse man da anders herangehen. „Bei unserem ersten Gespräch mit Margit Auer haben wir das ganz offen mit ihr besprochen“, sagt die Produzentin. „Das hat Margit nachvollziehen können, sie hat uns ihr Vertrauen geschenkt.“

Alexandra Kordes und Meike Kordes führen seit mehr als zwei Jahrzehnten ihre Firma, sie ergänzen und unterstützen sich.

Während die vier Jahre ältere Alexandra „aus der kreativen Ecke“ komme, selbst inszeniert und in Babelsberg Kamera studiert hat, kümmert sich die 1973 geborene Meike um den unternehmerischen Part. „Ich habe in Babelsberg Produktion studiert und schon im Studium Filme produziert“, sagt sie. Die Schule der magischen Tiere 4 soll im Oktober 2025 in die Kinos kommen, über weitere Pläne wollen die beiden Schwestern noch nicht reden. Alexandra Kordes sagt aber: „Es mangelt uns nicht an Ideen, wir haben noch einiges vor mit dieser Marke.“ Jetzt gehe es erst einmal um die Fertigstellung und Herausbringung des dritten und vierten Films. „Danach schauen wir, was kommt“, sagt sie. „Es gibt auch noch andere Formate, an die wir denken.“

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Josef Grübl
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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