Eine Treppe, die bis nach oben in den Himmel führt. Das kennen wir nur aus Märchen, von den Pyramiden oder aus dem Song Stairway To Heaven von Led Zeppelin. In der VR-Kunstinstallation Duchampiana von Lilian Hess gibt es das auch. Das heißt: Eine schier endlos wirkende Treppe, auf der es Schritt für Schritt nach oben geht. Zwar virtuell, aber trotzdem in Form von realen Bewegungen. Nach ein paar Minuten kann das durchaus schweißtreibend werden. Was noch dazukommt: Wir schreiten die Treppe nicht alleine hoch, sondern neben einer weiblichen, etwas hölzern aussehenden und auch so klingenden Figur. Bleiben wir stehen, bleibt auch die Figur stehen. Gehen wir weiter, geht auch sie weiter. Und irgendwann passiert es, dass aus der einen Figur viele werden.
Wer die Figur ist und was es mit dem Ganzen auf sich hat? Nun, in dem Fall ist der Titel der vom FFF Bayern geförderten Installation vielsagend, die im Februar 2024 beim Filmfestival IFFR in Rotterdam den mit 30.000 Euro dotierten Eurimages New Lab Award – Outreach gewann. Denn Duchampiana leitet sich vom Namen des berühmten, französisch-amerikanischen Künstlers Marcel Duchamp ab. Auch das zentrale Motiv von einer Frau auf einer Treppe geht auf Duchamp zurück, genauer: auf sein Gemälde Akt, eine Treppe herabsteigend Nr. 2 von 1912. Ein Schlüsselwerk der klassischen Moderne, das vom Kubismus inspiriert ist, und auf dem der titel-gebende Akt abstrahiert, in verschachtelte, konische und zylindrische Elemente zergliedert ist.