ES
MUSSTE
NIE
KAVIAR
SEIN

Er gilt als Legende, als Visionär, als Architekt der Film- und Fernsehgeschichte. Günter Rohrbach zum 95.
Von Gabriele Pfennigsdorf
Gabriele Pfennigsdorf mit Günter Rohrbach

Der große Architekt der deutschen Film- und Fernsehgeschichte ist 95 Jahre alt geworden. Eine ganz ordentliche Wegstrecke ist er gegangen. Gemessen daran war die Zeit unserer Zusammenarbeit dann doch nur kurz bemessen, wenngleich eine wichtige. Lang ist das jetzt her und beim Erinnern an diesen Lebensabschnitt spürt man doch unweigerlich auch die vielen Veränderungen, die sich in unserer Lebens- und Arbeitswelt ereignet haben. Manches erscheint nicht mehr zeit­gemäß, anderes aber gleichwohl lebendig und immer noch richtig.

 

Rohrbach ist ein
Meister der Worte

 

Rohrbach selbst würde wegen seines Geburtstages kein großes Aufheben machen wollen. Zumindest war es damals so, als ich mich 1980 bei ihm um die Position der Chefsekretärin für den Geschäftsführer der Bavaria Film Studios in Geiselgasteig bewarb. Dennoch habe ich es zumindest zu einem Teil meinem Geburtsdatum zu verdanken, dass er sich für mich entschieden hat, davon bin ich überzeugt.

Rohrbach war vor kurzem auf den Chefsessel des renommierten Studiobetriebs gewechselt. Zuvor war er Leiter der Hauptabteilung Fernsehspiel beim WDR in Köln. Seine damalige Mitarbeiterin, die er schätzte, war wie ich an einem späten Tag im Oktober geboren. Rohrbach mochte ungern Veränderungen und wertete diesen Umstand offenbar als gutes Omen.

Berlin Alexanderplatz

Für mich in der Folge war dies der glückliche Einstieg in eine neue, faszinierende Welt. Acht Jahre durfte ich sein Vorzimmer dirigieren, organisierte unzählige Termine mit Persönlichkeiten, die Filmgeschichte geschrieben haben. Rohrbach, ein wahrer Meister der Worte, legte diese auch gerne auf die Goldwaage, denn ein geschriebenes Wort das bleibt. Und es wurden damals sehr viele Briefe geschrieben, von ihm stundenlang in den Block diktiert, redigiert und dann erst zum Empfänger entlassen. An vorschnelles oder gar unterüberlegtes Handeln kann ich mich nicht entsinnen, aber auch nicht daran, dass wichtige Dinge allzu lange unerledigt blieben.

 

Unter seiner Ägide entstand
das Format „Tatort“

 

In den nächsten Monaten und Jahren durfte ich Rohrbachs große Filmfamilie kennenlernen. Vielen ist er auch in den Bavaria Jahren treu geblieben. Mit seinen früheren Mitstreitern beim WDR pflegte er weiterhin enge Kontakte. Dazu gehörten Gunther Witte, der beim WDR unter seiner Ägide das Format Tatort entwickelte. Oder Joachim von Mengershausen und Wolf-Dietrich Brücker. Einen seiner liebsten, Peter Märthesheimer, holte er als Produzent zur Bavaria. Bei den Autoren waren es vor allem Wolfgang Menge oder Tankred Dorst. Mit vielen Regisseuren*innen aus der WDR Zeit hat er die kommenden Jahre weiterhin Filme produziert. Obwohl – Regisseurinnen waren es damals nur sehr wenige, fällt mir auf. Aber es waren tatsächlich ganz andere Zeiten und diese Schieflage war seinerzeit einfach kein Thema.

Die wilden Fünfziger

In den frühen Achtzigerjahren entstanden etwa Berlin Alexanderplatz von Rainer Werner Fassbinder, Die wilden Fünfziger von Regie Peter Zadek, Väter und Söhne von Bernhard Sinkel oder Ödipussi von Loriot. Zu vielen Filmkünstlern wie Edgar Reitz, Dominik Graf oder Helmut Dietl, um nur einige zu nennen, hielt Rohrbach ständigen Kontakt. Am herausra­gends­ten aber war die Zusammen­arbeit mit Wolfgang Petersen, mit dem er 1979 zu WDR-Zeiten den Film Die Konsequenz realisierte.

Der Film polarisierte und führte dazu, dass sich der BR bei der Erstaus­strahlung des Films am 08.11.1977 aus dem ARD Programm ausklinkte. Heute schwer denkbar und wie schön, dass Rohrbach gut 20 Jahre später 1999 für sein Lebenswerk den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten erhielt.

Väter und Söhne

Ödipussi

Die Konsequenz

In diesen Bavaria-Jahren lag auch die Zusammenarbeit mit den damaligen Produzentenpersönlichkeiten, die das Kinoschaffen jener Zeit bestimmten. Darunter Luggi Waldleitner, Horst Wendlandt und Buba Seitz. Allen voran aber war es die sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Bernd Eichinger, mit dem Rohrbach seinen größten Erfolg Das Boot realisierte. Es war die Zeit der täg­lichen Telefonate mit dem Romanautor Lothar Günther Buchheim, viele auch heftige Auseinandersetzungen, die aber immer auf hohem Niveau geführt wurden. Auch in den schwierigsten Momenten habe ich Rohrbach nie rück­sichtslos, nachtragend oder gar boshaft erlebt. Es ging immer um die Sache, um Lösungen und einen tragbaren Konsens. Das soll nicht heißen, dass Rohrbach nicht allzu gerne seine eigenen Vorstellungen durchsetzen wollte. Oft ist ihm dies auch gelungen. Auch wenn empörte Schauspieler wie zum Beispiel Christian Doermer eine Forderung um jeden Preis durchsetzen wollten und zu diesem Zwecke das Vorzimmer blockierten. Mit dem Satz: „keine körperliche Gewalt“ rettete Rohrbach die Situation und schlug die Tür hinter sich zu. Zumindest in meiner Erinnerung.

DAS BOOT
Directed by WOLFGANG PETERSEN,

Foto Copyright: Bavaria Film/Karlheinz Vogelmann

Die Entstehung des Films Das Boot war eine extrem schwierige Zeit, in der es um’s Ganze ging. Das finanzielle Risiko, das die Gesellschafter der Bavaria seinerzeit mittragen mussten, war enorm. Wie heute erinnere ich mich an die Uraufführung 1981 im Mathäser in München. Rohrbach hatte große Angst vor einem Misserfolg, der – davon ging ich aus – auch Auswir­kungen auf seine persönliche Karriere gehabt hätte. Der Film war dann zwar ein Erfolg im Kino, hatte aber auch negative Kritiken. Besonders ent­täuschend war, dass die damals zuständige Export-Union des deut­schen Films sich 1992 nicht dazu entschließen konnte, den Film ins Rennen für den besten ausländischen Film zu schicken. Rohrbach und seine Mitstreiter glaubten fest an den Erfolg des Films auch im Ausland. Und sie sollten recht behalten. Es war eine Genugtuung, dass der Film, der auch in Amerika startete, sechs Oscar-Nominierungen erhielt.

Die Apothekerin

Rohrbach ist bis 1994 bei der Bavaria geblieben und arbeitet seitdem als freier Produzent. Viele weitere Produktionen wie Die Apothekerin von Rainer Kaufmann oder Aimée & Jaguar von Max Färberböck, und Die weiße Massai von Hermine Huntgeburth sollten sich anfügen.

Die Liste von Rohrbachs Auszeichnungen ist unendlich lang. Seine Geburtsstadt Neunkirchen ehrt ihren erfolgreichen Sohn seit 2011 mit dem „Günter Rohrbach Filmpreis“. Seine Wahlheimat München hat ihm 2017 für seine Verdienste den Kulturellen Ehrenpreis verliehen. Günter Rohrbach hat wahrlich ein Lebenswerk von beachtlicher Größe geschaffen.

Kultureller Ehrenpreis, Foto: 2018 Birkenholz

Für mich ist Günter Rohrbach der mit Abstand jüngste 95jährige den ich kenne. Auch wenn ich ihn nur noch sehr selten treffe, so scheint mir bei diesen Anlässen seine Frische und Beweglichkeit ungebrochen. Das mag an seinen guten Genen liegen. Auch seine Eltern hatten, soweit ich mich erinnere, eine robuste Gesund­heit bis ins hohe Alter. Weiterhin schreibe ich es seiner großen Disziplin zu, einer regelmäßigen und auch genügsamen Lebensführung. Da ist seine Schwimmlust, die ihn bei jedem Wetter ins Freibad treibt, so gut wie kein Alkohol und jeden Tag wenigstens einen Apfel. Für Rohrbach ist eine al dente gekochte gute Nudel mit hervorragender Tomatensauce, gereiftem Parmesan und etwas Basilikum eine völlig ausreichende, genussvolle Mahlzeit. Es musste nie Kaviar sein. Seine geistige Beweglichkeit und sein immenses Wissen liegt sicher auch an seinem Buchkonsum. Er liest unglaublich viel und auch mehrere Bücher nebeneinander. Und immer wieder schreibt er, wenn er meint, sich einmischen zu müssen. Der in diesem Jahr verstorbene Hans Helmut Prinzler, ehemals Direktor des Film­museums in Berlin, hat 2008 für die Deutsche Filmakademie ein Buch mit seinen Texten herausgegeben. Es lohnt sich auch heute, darin zu lesen, und es bleibt zu hoffen, dass noch viele Texte folgen werden.

Aimée & Jaguar

Ein kritischer Geist ist Rohrbach ungeachtet aller Veränderungen, die sich zwangsläufig ergeben haben und auch mussten, jedenfalls geblieben. Ob sich für ihn persönlich in seinem Leben vieles verändert hat oder ob er bei seinen Gewohnheiten geblieben ist? Da ich Rohrbach für eine treuen Menschen halte, denke ich, so manches mag geblieben sein. Auch vermute ich, dass er große Verände­rungen noch immer nicht besonders schätzt und stattdessen gerne am bewährten und beständigen festhält. Wenigstens der tägliche Apfel, der für seine Gesundheit sorgt, der sollte doch geblieben sein? Aber wer weiß, vielleicht ist der große Architekt der deutschen Film und Fernseh­ge­schichte heute ein anderer geworden. Jung dazu geblieben wäre er ja, um sich auf jedwede Veränderungen einstellen zu können. Aber nur, wenn er dies denn tatsächlich wollte. Von daher ist – das sei gestattet – zumindest eine gewisse Skepsis angebracht.

Regisseurin Hermine Huntgeburth am Set
von „Die weiße Massai“

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Gabriele Pfennigsdorf
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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UND
PLÖTZLICH
WAR
ES STILL

UND
PLÖTZLICH
WAR
ES STILL

Matthias Helwig und Veronika Osterauer besuchten das Haifa Film Festival, um das Fünf Seen Filmfestival 2024 vorzubereiten. Ihr Abreisetag: 7. Oktober 2023. Bericht über einen Alptraum
Von Anna Steinbauer
Fotos: Veronika Osterauer/ Fünf Seen Filmfestival

Erst zuhause löste sich die unbewusst abgespeicherte Angst. Diese Reise werden Matthias Helwig und Veronika Osterauer vom Fünf Seen Filmfestival nicht so schnell vergessen. Die beiden flogen nach Israel, um das Filmfestival in Haifa zu besuchen. Zurück sollte es für sie eigentlich am 7. Oktober gehen. Doch ihr Rückflug wurde gecancelt, und stattdessen mussten die zwei Filmschaffenden miterleben, wie dem Land sein bis dato schrecklichster Terrorangriff widerfuhr und seine Bevölkerung in einen kollektiven Schock­zustand fiel. Es war der Tag, an dem Hamas-Terroristen ihr Massaker in mehreren Dörfern und auf einem Musik­festival nahe der Grenze zum Gazastreifen verübten. Israel reagierte darauf mit einer großangelegten Militäroperation. Seitdem ist nichts wie zuvor.

 

Der Aufenthalt war zunächst
vielversprechend verlaufen

 

Ausreisen konnten der Festivalleiter, der auch die Breitwand-Kinos im Landkreis Starnberg betreibt, und die Marketingverantwortliche des Festivals erst am 13. Oktober mit einem Rück­holflug der Deutschen Botschaft – knapp eine Woche später als geplant. Dabei war der Israel-Aufenthalt für die beiden zunächst vielversprechend verlaufen. Grund ihrer Reise war die Planung eines Israel-Schwerpunkts für die nächste Ausgabe des Festivals.

Der Besuch beim Festival in Haifa verlief für Helwig und Osterauer erfolgreich. Von dort aus ging es weiter nach Tel Aviv, von wo aus sie am 7. Oktober zurückfliegen sollten.

Am Abend des 6. Oktober seien sie in Tel Aviv noch essen gewesen und hätten die heitere und lockerer Stimmung auf den Straßen Tel Avivs genossen, erzählen die beiden bei einem Telefongespräch. Am nächsten Morgen war plötzlich alles anders, die Stadt stand mit einem Mal still. „Um 6.30 Uhr ging eine Sirene los. Ich bin aufgewacht und wusste, irgendwas passiert gerade. In der Ferne haben wir drei Einschläge gehört. Kurze Zeit später bekamen wir vom Vermieter die Nachricht, wo der nächste Shelter ist“, so Helwig.

Als um 10 Uhr die zweite Sirene schrillte, hörten die beiden einen weiteren heftigen Einschlag in der Nähe. „Ich dachte noch: Gut, dass wir bald fliegen“, sagt der Festivalleiter. Doch das war nicht mehr möglich, alle Flüge wurden kurz darauf bis auf weiteres gecancelt. „Da gehen einem wahnsinnig viele Gedanken durch den Kopf. Fährt man zum Flughafen und versucht trotzdem wegzukommen? Wo soll man sich am besten aufhalten?“ Matthias Helwig und Veronika Osterauer entschieden sich, zurück nach Haifa zu fahren und kamen dort in einem kleinen Gästehaus unter. Im Nachhinein gesehen die richtige Entscheidung, finden beide. Als sie Tel Aviv am Samstag gegen 12 Uhr verließen, sei fast kein Auto auf den Straßen zu sehen gewesen. „Die Welt hatte sich gewandelt. Allen war bewusst, dass es das Schlimmste war, was hätte passieren können“, sagt der Kinochef. In Haifa sei es verhältnis­mäßig ruhig gewesen, die beiden konnten kurze Spaziergänge zum Meer unternehmen und darauf warten, bis sich in Sachen Rückflug etwas bewegte.

 

In den Nächten hörten sie immer wieder Kampfflieger Richtung Gazastreifen aufbrechen

 

Als bekannt wurde, dass der nächste Flug in die Heimat erst für den darauffolgenden Samstag angesetzt war, begann der Ansturm auf die Plätze, erinnert sich Osterauer: „Wir waren Stunden damit beschäftigt, Verbindungen auszuwählen und kamen einfach nicht durch. Da wurde auch ich nervös.“ In den Nächten hörten sie immer wieder Kampfflieger Richtung Gazastreifen aufbrechen. Dazu die Nachrichtenflut mit den schrecklichen Bildern vom Massaker und dem Elend in Gaza und ihre besorgten Familien in Deutschland. Dennoch seien sie beide ruhig geblieben; ihre privilegierte Lage war ihnen trotz allem stets bewusst gewesen, so Veronika Osterauer.

Noch einige Tage zuvor waren sie in den Kinosälen von Haifa gewesen, das schien nun ganz weit weg. „Die Situation dort war schon sehr angespannt. Alle Restaurants waren geschlossen, das öffentliche Leben sehr zurückgefahren.“

Die Angst sei eher rückwirkend gekommen. Denn vor Ort in Haifa hätten sie sich nicht gefährdet gefühlt, im Gegenteil: Rührende Szenen von der Solidarität eines Landes, das in den Krieg zieht, hätten sie beobachtet. Ein kleines Restaurant, das Care-Pakete für die Soldaten anfertigte oder die Verabschiedung eines Reser­visten, der an die Front zog. Für die beiden Festivalmacher*innen blieb nur die Hoffnung, dass die Deutsche Botschaft ihnen irgendwann bei der Ausreise helfen würde. Viele besetzte Leitungen und Warteschleifen später, mit tele­fonischen Umwegen über die Philippinen und Südafrika, gelang es Osterauer und Helwig schließlich, Plätze für einen der acht Rückholer-Fluge nach München zu bekommen. Gegend Ende der Woche war ihr Gästehaus in Haifa komplett leer, die beiden waren die letzten Gäste, die ausgeflogen wurden.

 

„Nochmal mehr ist mir bewusst geworden, wie notwendig es ist, Haltung zu beziehen“

 

Zurück in Deutschland gilt es nun, das Erlebte zu verarbeiten: „Mich beschäftigt das schon alles sehr. Nicht so sehr die Angst, aber dass man dort war und mehr von Land und Leuten mitbekommen hat. Dadurch fühle ich mich verbundener“, sagt Helwig, der auf jeden Fall wieder nach Israel fahren wird. Osterauer geht es ähnlich. Als sie am Tag ihrer Rückkehr zuhause in München ankam, fiel ihr als Erstes aus dem überfüllten Briefkasten ein Werbekärtchen einer als rechts geltenden Partei entgegen „Nochmal mehr ist mir vor dem Hintergrund des gerade Erlebten bewusst geworden, wie notwendig es ist, Haltung zu beziehen – insbesondere in Zeiten, in denen Rassismus und Antisemitismus wieder vermehrt hier in Deutschland aufkommen“.

Matthias Helwig mit Veronika Osterauer in Haifa, vor dem 7. Oktober 2023. Er ist Gründer und Chef des Festivals, sie ist dort zuständig für das Marketing. Geplant ist, Israel zum Schwerpunkt in der Festivaledition 2024 zu machen. Stattfinden wird das 18. Fünf Seen Filmfestival vom 20. bis 28. August 2024.

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Anna Steinbauer
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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AKTUELLE
KINOSTARTS

AKTUELLE
KINOSTARTS

FFF-geförderter Filme

DEAD GIRLS DANCING

Drama

Produktion: Kalekone Film, Claussen+Putz Filmproduktion, Totem Atelier || Sender: BR || Verleih: Mubi Deutschland || Drehbuch: Luna Jordan, Katharina Stark, Noemi Liv Nicolaisen || Regie: Anna Roller

Kinostart: 23. November 2023

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PETERCHENS MONDFAHRT

Kinderfilm

Produktion: Little Dream Entertainment, brave new work, Coop99 Film || Verleih: Little Dream Pictures || Drehbuch: Arne Nolting, Ali Samadi Ahadi || Regie: Ali Samadi Ahadi

Kinostart: 23. November 2023

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DAS BESTE KOMMT NOCH!

Spielfilm

Produktion: Olga Film, Constantin Film Produktion || Verleih: Constantin Film Verleih || Buchvorlage: Alexandre de la Patellière, Matthieu Delaporte || Regie: Til Schweiger

Kinostart: 7. Dezember 2023

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791 KM

Drama

Produktion: ProU Producers United Film, Pantaleon Films, Magic Entertainment Motion Pictures & New Media, Brainpool, Seven Pictures || Verleih: Filmwelt Verleihagentur || Drehbuch: Gernot Gricksch || Regie: Tobi Baumann

Kinostart: 14. Dezember 2023

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LIFE IS NOT A COMPETITION, BUT I’M WINNING

Dokumentarfilm

Produktion: Schuldenberg Films, HFF München|| Sender: 3sat || Verleih: Cine Global || Drehbuch und Regie: Julia Fuhr Mann

Kinostart: 14. Dezember 2023

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WOW! NACHRICHT AUS DEM ALL

Kinderfilm

Produktion Sam Film, Constantin Film Produktion, Alias Entertainment || Verleih: Constantin Film Verleih || Drehbuch: Marc Meyer || Regie: Felix Binder

Kinostart: 14. Dezember 2023

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GIRL YOU KNOW IT’S TRUE

Spielfilm

Produktion: Wiedemann & Berg Film, Mediawan, Sentana Filmproduktion, Seven Pictures Film || Verleih: Leonine Studios || Drehbuch und Regie: Simon Verhoeven

Kinostart: 21. Dezember 2023

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15 JAHRE

Drama

Produktion: Dor Film-West, Four Minutes Filmproduktion, Senator Film Produktion, Dor Film Produktionsgesellschaft, Samsa Film || Arte Deutschland, SWR || Verleih: Wild Bunch Germany || Drehbuch und Regie: Chris Kraus

Kinostart: 11. Januar 2024

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ALLES FIFTY FIFTY

Spielfilm

Produktion: Wiedmann und Berg Film, SevenPictures Films || Verleih: Leonine Studios || Drehbuch und Regie: Alireza Golafshan

Kinostart: 18. Januar 2024

DIE CHAOSSCHWESTERN UND PINGUIN PAUL

Kinderfilm

Produktion: blue eyes fiction, Karibufilm || Verleih: DCM || Drehbuch: Carolin Dassel || Regie: Mike Marzuk

Kinostart: 25. Januar 2024

PLASTIC FANTASTIC

Dokumentarfilm

Produktion: Trimafilm || Verleih: mindjazz pictures || Drehbuch und Regie: Isa Willinger

Kinostart: 25. Januar 2024

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RICKERL – MUSIK IS HÖCHSTENS A HOBBY

Komödie

Produktion: 2010 Entertainment, Giganten Film || Sender: BR, SWR || Verleih: Pandora Film || Drehbuch und Regie: Adrian Goiginger

Kinostart: 1. Februar 2024

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EINE MILLION MINUTEN

Spielfilm

Produktion: Hellinger / Doll Filmproduktion || Verleih: Warner Bros. Pictures Germany || Drehbuch: Monika Fäßler, Monika Hebborn, Tim Hebborn || Regie: Christopher Doll

Kinostart: 15. Februar 2024

GAMES RELEASE

des FFF-geförderten Games:

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MILUS WÖRTERREISE®

Lernspiel-App für Kinder von 3 bis 6 Jahren

Milus Wörterreise® unterstützt Kinder von drei bis sechs Jahren, spielerisch neue Wörter zu entdecken und ihren Wortschatz zu erweitern.

Entwicklung: Neolexon. Released im November 2023

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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HURRA,
HURRA!

GREN­ZEN­LOSE
KÖRPER

Der Leistungssport wird von Normen bestimmt. Auf dem Siegertreppchen zu stehen bedeutet, Vorgaben zu erfüllen oder zu übertrumpfen. In ihrem FFF-geförderten Film Life is not a competition, but I’m winning, der in Venedig uraufgeführt und beim First Steps Award ausgezeichnet wurde, erforscht Regisseurin Julia Fuhr Mann eine andere Idee – ein kollektives Miteinander
Von Christina Raftery

Worin besteht der filmische Blick auf Körper? Welche Rolle spielen Gender­kategorien und was, wenn die Grenzen fließend sind? In ihrem Dokumentarfilm Life ist not a competition, but I’m winning beleuchtet die Münchner Regisseurin Julia Fuhr Mann einen Bereich, in dem die Einordnung von Körpern eine ent­scheidende Rolle spielt – die Welt des Leistungssports. Dass dort alles möglichst messbar und scheinbar objektiv sein muss, prägt nicht nur sportliche Biografien, sondern auch das Körperverständnis der Zuschauenden. „Die Art, wie wir die Körper von Leistungssportler*innen wahrnehmen, entsteht in den wenigstens Fällen in Stadien, sondern über Medien“, erklärt Produzentin Sophie Ahrens.

„Die Kameras sind immer da, fangen die Körper ein und schwenken sie von oben bis unten ab. Wir haben nach spielerischen Wegen gesucht, diese Sehgewohnheiten zu brechen und neue auszuprobieren.“

Mit ihrer in Berlin und Bad Endorf ansässigen, aus einem Künstler*innen-Kollektiv hervorgegangenen Produktionsfirma Schuldenberg Films integrieren Sophie Ahrens, Melissa Byrne und Fabian Altenried Ansätze aus mehreren Künsten. In ihrer „diversen, feministischen und progressiven“ Ausrichtung hat auch Selbstironie ihren Platz: „Wir machen unserem Firmennamen alle Ehre“, so Ahrens schmunzelnd. Mit Life ist not a competition, but I’m winning kam zur Ehre noch der Ruhm: Der Film war in die Critics Week des Filmfestivals von Venedig eingeladen, erhielt beim First Steps Award den Michael-Ballhaus-Preis für die beste Kamera (Caroline Spreitzenbart), war Gewinnerfilm beim ARRI Production Award und wurde mit dem British Pathé Archive Award auf dem Dok.Fest München ausgezeichnet.

Auf „Augenhöhe mit den Protagonist*innen“, so Sophie Ahrens, begleitet der Film Amanda Reiter, eine trans Marathonläuferin aus der bayerischen Provinz, die sich mit Vorurteilen von Sportevent-Veranstalter*innen auseinandersetzen muss, sowie Annet Negesa, eine 800-Meter-Läuferin aus Uganda, die von den internationalen Sportverbänden zu einer hormonverändernden Operation gedrängt wurde.

In knappen Worten und in beeindruckenden Einstellungen erzählen sie von den beengenden Geschlechtervorstellungen der Sportwelt und ihren Versuchen, sich von ihnen zu befreien. Ihre Biografien stehen jedoch nicht im Vordergrund: „Im Leistungssport geht es immer darum, dass Körper Grenzen überschreiten“, so Julia Fuhr Mann. „Wir haben viel mit den Protago­nist*innen über ihr Erleben gesprochen, aber beschlossen, nur kurz zu benennen, was passiert ist, und nicht zu sehr in die Vergangenheit einzutauchen.“ Stattdessen spricht in diesem Film die Ästhetik der Bilder, in Zeitlupen, in historischem Archiv­material und in fiktiven Szenen einer Utopie; ein Kollektiv aus queeren Athlet*innen reflektiert darin Alternativen zum bisherigen Wett­kampf. Mit der Zeitreise dieser bunten Crew durch vergangene Olympiaden in Schwarzweiß und Orte wie die Olympiastadien in Athen oder Berlin betont Julia Fuhr Mann den subjek­tiven Blickwinkel auf Geschichte. Im Betrachten der früheren Ausnahme­sportler*innen lässt sie Verbundenheit entstehen:

„Damit, dass sie nicht in die Kategorien passten oder dass sie manchmal ‚allzu‘ feminin oder maskulin wirkten, wollten wir sie nicht allein lassen. Sie sollten Menschen an die Seite bekommen.“

Als Aktivistin engagiert sich Julia Fuhr Mann bei ProQuote und kuratiert Filme für das Frauenfilmfestival Bimovie. Life ist not a competition, but I’m winning ist ihr Abschlussfilm an der HFF München, wo sie ihr persönliches Verständnis von Dokumentarfilm vertiefen konnte: „In der klassischen Form wird das Leiden Anderer gezeigt, dann sitzt man da und hat Mitleid, verbleibt aber in diesem Gefühl. Ich hatte den Wunsch, darüber hinauszugehen. Das Leid zwar zu zeigen und anzuerkennen, Leistung zu ehren und gleichzeitig etwas gegen­über zu setzen – eine Neugestaltung und andere Idee, wie Sport und Wettkampf aussehen könnten.“ Dabei gehe es ihr und Sophie Ahrens nicht um neue Richtlinien: „Wir sind keine Sportsoziologinnen“. Sondern: Es geht um neue Fragen:

„Wenn die Geschichte von den Siegern geschrieben wird, wo bleiben dann all jene, die nie an den Spielen teilnehmen durften?“

Spiel-Raum gibt Julia Fuhr Mann ihrem queer-feministischen Kollektiv auf vielen Ebenen. In starken Bildern von Kraftsammeln und Kraftausüben, die den Körperkult der Sportästhetik aufgreifen, bewegt sich der Film jenseits starrer Geschlechterbilder zwischen Dokumentation und Essay. Staunend betrachtet das Kollektiv die Konsequenzen erzwungener Geschlechterbilder und Bestrebungen, Menschen gewaltsam in feste, angeblich „natürliche“ Gruppen einzuteilen. Held*innen-Geschichten, allerdings anders erzählt: Als Utopie gemeinschaftlicher Transformation – in leuchtenden Farben und Cinemascope.

„Eine mal poetisch, mal militant anmutende Geschichtsstunde zwischen Revision und Vision“, urteilte die Jury des diesjährigen First Steps Awards über den „ungewöhnlichen Hybrid“.

In einer Gesellschaft, in der feste Definitionen auslaufen, es aber gleichzeitig Sehnsucht nach neuer Verbindlichkeit gibt, verändert Life ist not a competition, but I’m winning den Blick auf das Massenphänomen Sport – um es auf neue, absichtlich unbequeme, aber dringende Weise sicht-, spür- und veränderbar zu machen.

Der FFF-geförderte Dokumentarfilm Life is not a competition, but I’m winning von Julia Fuhr Mann (Produktion: Schuldenberg Films, HFF München, ZDF und 3sat) startet am 14.12.2023 im Verleih von Cineglobal im Kino. Die Ausstrahlung auf 3sat ist für den 18. Juli 2024 geplant – eine Woche vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Paris.

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Christina Raftery
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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SPRACHLOS
IN VENEDIG

HURRA,
HURRA!

20 Jahre lang haben wir nichts mehr vom Pumuckl gehört. Nun hat die Münchner Produktionsfirma für RTL eine neue Serie realisiert. Nach der Premiere beim Kinderfilmfest 2023 und der Herausbringung der ersten drei Episoden im Kino startet die Serie am 11. Dezember 2023 bei RTL+.
Von Chris Schinke

Zu dem unerklärlichen Treiben in seiner geerbten Schreinerwerkstatt fällt Florian Eder, gespielt vom Schauspieler Florian Brückner, nur ein Satz ein: „Ja, so ein Wahnsinn.“ Der Wahnsinn, der sich hier klar erkennbar auch vor den Zuschaueraugen abspielt, ist bei genauer Betrachtung ein rechter Schabernack, inszeniert von einem etwa Bierflaschengroßen, notorischen Frechdachs, der bei seinen Streichen am liebsten unsichtbar bleibt, und der doch in mancher Notlage Gestalt annimmt und sichtbar wird.

Koboldfans werden sicher längst erkannt haben, von wem hier die Rede ist. Natürlich vom berühmten, kleinen Klabautermann Pumuckl. Allerdings ist das erneute Sichtbarwerden dieses höchst liebenswerten Plagegeists auf den TV-Bildschirmen der Gegenwart alles andere als eine Selbstverständ­lichkeit.

Erstmals erschienen war der Kobold Pumuckl seinem Meister Eder, legendär verkörpert vom bayerischen Volksschauspieler Gustl Bayrhammer, als er im Jahr 1982 in dessen Schreinerwerkstatt an einem Leimtopf festklebte und fortan – so schreibt es laut dem Pumuckl das Koboldgesetz fest – bei ihm bleiben musste. 52 Episoden lang spielten sich Meister Eder und sein Pumuckl so in die Herzen des kleinen und auch des großen Publikums. Der alte Eder im ruppigen Charme eines alleinstehenden Münchner Grantlers. Der Pumuckl als aufmüpfiger, rothaariger Revoluzzer, der das Leben seines neuen Herrn gehörig auf den Kopf stellt.

Bis zum Jahr 1988 währte das Fernsehglück dieses Traumduos, das seinen Weg auf die Geräte von Millionen von TV-Zuschauern fand.

Bis zum Jahr 1988 währte das Fernsehglück dieses Traumduos, das seinen Weg auf die Geräte von Millionen von TV-Zuschauern fand. Kaum jemand, der seine Kindheit in den 80ern oder 90ern verbrachte, kennt ihn nicht, den Hurra-schreienden „Kobold mit dem roten Haar“. Seine Geschichten haben sich beinahe in so etwas wie das kollektive Fernseh­gedächtnis der Zuschauer eingebrannt. Natürlich lag es bei all dem Erfolg nahe, die Geschichten vom Pumuckl, erdacht von der Kinder­buchautorin Ellis Kaut, auf verschiedene Weisen fortzusetzen.

Unter anderem im Kinofilm Pumuckl und der blaue Klabauter (1994) sowie in der daran knüpfenden TV-Serie Pumuckls Abenteuer (1999). Die Neuerzählungen des Kobolds krankten an einem Grundproblem, dass nach dem Tod von Gustl Bayrhammer 1994 dem Pumuckl sein entsprechend großformatiges Gegenüber abhanden­kam nämlich, eine Leerstelle, die selbst der ansonsten allseits fantastische Towje Kleiner nicht zu füllen vermoch­te. Es fehlte den etwas lieblos pro­duzierten Folgen aber auch grund­legend am Charme und vor allem auch an der Detailversessenheit seiner Vorgänger. Beim Publikum floppten sie. Genauso wie ein weiteres Sequel im Jahr 2003, das klassischen Look des Pumuckls abwandelte und verniedlichte. Auch verlieh der für seine Voiceperformance berühmt gewordene Hans Clarin dem Kobold nicht länger seine Stimme. Um den Pumuckl wurde es in der Folge sehr still – 20 lange Jahre.

Der Filmproduzent Korbinian Dufter und sein Team der Produktionsfirma Neuesuper wagen nun aber den Restart. Die 13 Folgen der ab Dezember bei RTL+ laufenden Serie Neue Geschichten vom Pumuckl knüpfen da an, wo die Zuschauer­liebe 1988 zwangsläufig ihr Ende nahm. Zwar ist der Meister Eder längst gestorben. An bekannter Wirkungs­stätte findet der Pumuckl aber ein neues altes Zuhause, das nun von einem Nachkommen des alten Eder bewirt–schaftet wird, seinem Neffen Florian. Der will von der alten Schreiner­werkstatt seines Onkels eigentlich nichts wissen. Das Immobilienerbe soll nach einem ausgiebigen Erbstreit gewinnbringend veräußert werden. Der Deal steht im Grunde auch schon. Doch am Tag des Verkaufs macht der Eder Flori eine schicksalhafte Begegnung, die bei Zuschauern für ausgiebige Nostalgiegefühle und einigen Wiedererkennungswert sorgen dürfte.

Produzent und Drehbuchautor Korbinian Dufter berichtet im Ge­spräch von schlaflosen Nächten, die ihn geplagt hätten, seit er das Pumuckl-Projekt im Jahr 2019 an Land zog. Die hohe Zuschauererwartung, die Angst etwas falsch machen zu können. Sein erster Impuls war daher, auf keinen Fall eine Fortsetzung drehen zu wollen, der Pumuckl sollte besser bleiben, was er ist und wo er ist – in der Vergangenheit. Doch als klar wurde, dass die Rechte an der Verfilmung frei würden, entschloss sich die Neuesuper, ihren Hut bei der Vergabe in den Ring zu werfen. Bevor jemand das Projekt übernehmen würde, dem das Thema fremd war, wollte Dufter als bekennender Pumuckl-Fan die Arbeit an einer Fortsetzung lieber selbst übernehmen. Eines stand für Dufter und sein Drehbuchautoren-Team bestehend aus Matthias Pacht, Moritz Binder und Katharina Köster dabei von vornherein fest. Die Magie der Originalepisoden aus den 80ern musste unbedingt wiederauferstehen. Die Geschichte musste zurück zu ihren Ursprüngen, hinein in die Schreinerwerkstatt, wo alles am rechten Platz sein würde. Die Werkzeuge vom Eder, das Pumuckl­bettchen, die Schiffsschaukel, das Holzpferd auf der Werk­bank. Der Traum einer vollendeten Pumuckl-Fanfantasie sollte im Laufe der Produktion Wirklichkeit werden. Die Werkstatt, gelegen im einmaligen Ambiente eines Münchner Hinter­hauses wurde die Neuen Geschichten vom Pumuckl exakt nachgebaut. Als Außenkulisse und auch im minutiös nachempfundenen Innern der Schreinerei. Was dabei entstanden ist, beschreibt die Co-Autorin Katharina Köster folgendermaßen: „Es war ein toller Moment, in diesem Set zu stehen. Obwohl wir uns mittendrin befanden, konnte keiner von uns glauben, dass es nicht echt ist. Der Anfangs-Blick durch den Innenhof auf die Werkstatt ist in jeder Folge der alten Serie der Moment, wo sich ein Zuhause-Gefühl einstellt. Das wollten wir für unsere Staffel unbedingt bewahren: Pumuckl ist sowas wie Nachhause-Kommen.“

Ein ganz ähnliches Gefühl stellt sich beim Zuschauer im Moment der Rückkehr an die altbewährte Pumuckl-Wirkstätte ein.

Die charmante Patina des Eder-Betriebs ist dabei von den Set­designern und dem Kulissenbauern ebenso exakt reproduziert worden, wie das Aussehen des Pumuckl durch die künstlerische Abteilung. In der Neuverfilmung ist es kein digital wiederauferstandener 3D-Kobold, der nun sein Unwesen treibt, sondern eine liebevolle, aufs kleinste Detail dem Original nachempfundene, analoge 2D-Gestalt. Für die Animationen sorgte dabei das Ludwigsburger Studio Soi. Es inszenierte den Pumuckl, wie das Publikum seinen Lieblingskobold seit jeher kennt. Und nicht nur sieht der Pumuckl aus, wie wir ihn alle kennen und lieben gelernt haben.

Er hört sich in seiner 2023-Version auch exakt so an, wie ihn der Darsteller Hans Clarin in charismatisch-krakeliger Stimmlage einst entwarf. Zwar starb Clarin bereits im Jahr 2005. Für die Neuen Geschichten vom Pumuckl wurde sein berühmter Stimmentwurf mittels KI-Technologie neu belebt. Die Stimm-Syntheti­sierung funktioniert aber nicht im technologischen Alleingang. Der Kabarettist und Schauspieler Maxi Schafroth sorgte bei Proben, am Set und im Studio für die notwendige Verkörperung. Wie sein Regisseur Marcus Rosenmüller, mit dem Schafroth bereits 2011 und 2012 zusammenarbeitete, hat der gebürtige Memminger offenbar ebenso Pumuckl-DNA im Blut. Das beweist er in seiner beherzten Performance, die sämtliche Kobold-Gefühlszustände – von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt – umfasst. KI, in Diskussionen häufig verschrien als kalte, den menschlichen Kreativfaktor bedrohende Technologie, erweist sich in der Produktion der Neuesuper als emotionaler Glücksgriff, der die begeisterten Zuschauer bei der Premiere der ersten neuen Pumuckl­folgen auf dem Münchner Filmfest und im Kino abholte. Denn der authen­tische Kobold-Sound weckt unmittel­bar das Gefühl der 80er-Jahre-Episoden, in denen der Pumuckl quietschfidel seine Neigung zum Reimen kultiger Strophen auslebte. Um es mit dem Protagonisten selbst zu sagen: „Vernunft, Vernunft hat keine Unterkunft in der großen Kobolds­zunft.“ Oder die schlichte Essenz: „Was sich reimt, ist gut.“ Zuschauerinnen und Zuschauern wird bei der Ausstrahlung der Episoden bei RTL+ ein Zweikanalton zur Verfügung stehen. Auf der einen Tonspur der Schafroth-Pumuckl im Original. Auf der anderen der KI-Kobold.

Produzent Dufter und sein Autorenteam waren sich bewusst, dass es ein entscheidender Faktor für einen erfolgreichen Neustart des Pumuckl sein würde, die sprachliche Finesse der alten Episoden zu erreichen. Laut Drehbuchautor Moritz Binder, galt ihr während des Schreibprozesses besonderes Augenmerk: „Pumuckl als Gegenpol zum wortkargen Meister Eder zeichnet sich durch seine Fähigkeit zum Sprachspiel aus, auch durch seinen Wortreichtum. Er wirkt manchmal wie ein kleiner, anarchischer Anwalt, der jedes Wort auf die Goldwaage legt und auseinander­nimmt.“ Als Gegenpol zum quirligen Pumuckl wirkt abermals der Meister Eder, jedoch in Form von Florian Brückner diesmal in einer deutlich jüngeren Variante. In der Auftakt­episode arbeitet er noch als Angestellter in einem Baumarkt, wo er mit seinem Chef aneinanderrasselt. Das Familienerbe seines verstorbenen Onkels zu übernehmen, bedeutet für den begabten Handwerker in seinen Vierzigern auch eine Form von Aussteigertum hinein in ein selbst­bestimmtes Lebensmodell. In der Schreinerei Eder tickt die Zeit eben deutlich langsamer als in der Welt dort draußen. Auf die Frage Florian Eders, was der Pumuckl hier die letzten 30 Jahre gemacht habe, erwidert der Winzling: „Koboldarbeit!“

Es gehört zu den großen Stärken der neuen Episoden, für den Pumuckl auch ein Stück Trauerarbeit zu inszenieren. In der berührenden Episode Der alte Eder heißt es für den Pumuckl wie auch für uns Zuschauer symbolisch Abschied nehmen. Bei einem Friedhofbesuch versucht Florian dem kleinen Gefährten beizubringen, was es heißt, sterben zu müssen. Vom Tod hat der Pumuckl bisher kein wirkliches Konzept. Als Zuschauer sind wir dabei, wie er in einer anrührenden Szene eines entwickelt. Unsere Seele sei unsichtbar, bemerkt Eder, worauf der Pumuckl erwidert: „Wie ich manchmal.“ Zufriedengeben mag der Kobold mit den Erklärungen seines neuen Freundes jedoch nicht so recht. „Am liebsten hätte ich, dass er wieder­kommt“, gemeint ist der alte Eder, „und sagt: Kreuzbirnbaum und Holler­stauden, und dabei so schaut.“ An das Gschau des alten Gustl Bayerhammer erinnern wir Zuschauer uns natürlich genau. Vor allem an den Moment, indem es vom Ärger über den Pumuckl und seine allzu groben Faxen umkippte, in stets versöhnliche Zuneigung zu seinem kleinen Weggefährten.

Es ist diese liebevolle Anschauung und empathische Weltbetrachtung, von der auch die 13 Episoden von Korbinian Dufters Produktion beseelt sind.

Jede einzelne ist eine abgeschlossene Geschichte für sich. Auch mit diesem im Streamingzeitalter eigentlich unzeitgemäßen Erzählprinzip bewahren die Neuen Geschichten vom Pumuckl den Geist der Originalserie. In den Worten Dufters: „Die Zeit hat sich verändert, die Welt und unsere Sehgewohnheiten. Aber die Welt vom Pumuckl ist dieselbe geblieben.“ Was nicht heißt, dass die moderne Welt keinen Einzug in die Folgen der RTL-Produktion finden würde. Beim Schreiben und Drehen war es ein konstanter Abwägungsprozess. „Wo bleiben wir dem Alten treu, wo passen wir uns an?“, so Dufter. Wenn er sich während der Arbeit am Pumuckl bei einer Sache einmal nicht sicher war, so schildert es der Produzent, ging er in sich und fragte: „Wie würde es der achtjährige Korbinian sehen? Würde er sich das gerne anschauen? Wenn das nicht zutraf, wusste ich, irgendetwas stimmt nicht. Das war aber nicht nur bei mir so. Am Set wurden wir alle wieder zu Kindern. Der Rosi, der Maxi, Florian Brückner, jedes Teammitglied, die Szenenbildner und Cutter, egal aus welchem Gewerk. Wir alle wurden wieder zu Kindern, und das im positiven Sinne.“

Zuschauerinnen und Zuschauer können sich von den Neuen Geschichten vom Pumuckl ab dem 11. Dezember auf RTL+ ein Bild machen. Die 13 entschleunigten und erzählerisch höchst konzentrierten Folgen lassen eine notwendige Atempause in unseren tumultartigen Zeiten zu. Nostalgisch wie charmant und doch mit gelungenem Zugriff auf die Gegenwart. Der Publikums­sehnsucht nach Mehr verlieh der Pumuckl bereits in den 80ern den passenden Ausdruck: „In meinem Bauch ist noch ein Lückerl für ein Stückerl.“ Die Kulisse der Eder­werkstatt wurde im Anschluss an die Produktion der neuen Episoden fein­säuberlich eingelagert. Wer weiß, vielleicht wird das geschichtsträchtige Pumuckl-Setting in Zukunft noch zu gebrauchen sein.

Neue Geschichten vom Pumuckl Ausstrahlungstermine:

 

Release aller 13 Folgen bei RTL+ am 11.12.2023.
Lineare Ausstrahlungen ab 25.12.2023 bei RTL und ab 31.12.2023 bei TOGGO.
Alle Folgen werden zudem in der TOGGO App und auf toggo.de verfügbar sein.

 

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Chris Schinke
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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GRENZENLOSE
KÖRPER

SPRACHLOS
IN VENEDIG

Die FFF-geförderte Experience Emperor lief bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig im Wettbewerb von Venice Immersive und gewann den Achievement Prize. Hinter der internationalen Koproduktion steckt auch die deutsche Firma Reynard Films.
Von Jürgen Moises

Stell Dir vor, Du willst jemandem etwas Wichtiges sagen, aber Dir fehlen die Worte dafür. Entweder sie fallen Dir partout nicht ein oder es kommen permanent die falschen Worte, falschen Laute oder Silben aus dem Mund. Ein verwirrendes und unverständliches Kauderwelsch, das eine Kommunikation unmöglich macht. Menschen mit Aphasie machen solche Erfahrungen tagtäglich. Manchmal können sie auch die Worte von anderen nicht mehr richtig verstehen. Sie haben Probleme beim Lesen und Schreiben. Sie fühlen sich ausgeschlossen, kommen sich einsam und verloren wie in einem weit entfernten Land vor, ohne Zugang zur restlichen Welt. Wie so ein Leben mit Aphasie ist, kann man sich kaum vorstellen, solange man selbst nicht von dieser „Sprachlosigkeit“ (das bedeutet Aphasie auf Griechisch) betroffen ist. Eine leichte Ahnung kann man aber trotzdem bekommen. Und zwar mithilfe von Emperor, einer interaktiven, narrativen Virtual-Reality-Experience, die sich Marion Burger und Ilan J. Cohen ausgedacht haben.

Katharina Weser von Reynard Films und FFF Fördererent Max Permantier bei Venice Immersive im September 2023

Bei Venice Immersive, der Extended-Reality-Sektion der 80. Filmfestspiele in Venedig im August und September 2023, war Emperor in diesem Jahr als Premiere zu erleben und wurde dort mit dem Achievement Prize gewürdigt. Marion Burger und Ilan J. Cohen sind zwei französische Filmemacher. Burger arbeitet seit Jahren als Produktions­designerin, Cohen hat Regie-Assistenz bei mehreren Filmen gemacht und zahlreiche Musikvideos geschrieben und gedreht. Emperor ist ihre erste gemeinsame Regie-Arbeit und auch ihre erste Virtual-Reality-Arbeit. Produziert wurde die Experience von der Pariser Produktionsfirma Atlas V in Kooperation mit France Télévisions, PICO und der in Deutschland beheimateten Firma Reynard Films. Die hat in Leipzig sowie im bayerischen Pfarrdorf Agawang in der Nähe von Augsburg ihren Sitz. Und dadurch kam bei der Finanzierung neben dem französischen CNC oder dem Medienboard Berlin-Brandenburg auch der FFF Bayern mit an Bord.

Was Emperor für Reynard Films für eine Koproduktion interessant machte? Nun, laut der Produktionskoordinatorin Maurane Cugny ist es die sehr intime und „sehr berührende“ Geschichte, wie sie am Telefon erzählt. So wie die Tatsache, dass diese Geschichte als 2D- und 3D-Animation auf eine „sehr schöne Art und Weise“ in einem schwarzweißen Zeichentrickstil gestaltet ist. Inspiriert ist sie von Marion Burgers Vater, der seit einem Schlaganfall vor 15 Jahren an Aphasie leidet. Das heißt: „Er verwechselt Wörter und stolpert über jede Silbe. Er versteht alles, aber er kann sich selbst nicht mehr verständlich machen“, wie es die Autorin und Regisseurin in einem offiziellen Statement zu Emperor beschreibt. Auch sie nahm die Aphasie, schreibt sie, irgendwann wie ein „weit entferntes Land“ wahr, in dem ihr Vater verloren war. Und sie erkannte, dass sie, um seine Worte besser zu verstehen, in seine Vergangenheit eintauchen muss.

Genau das passiert an mehreren Stellen nun auch in Emperor. Mit der Besonderheit, dass man das wie auch alles andere mithilfe eines Virtual-Reality-Headsets aus der Sicht des an Aphasie leidenden Vaters erlebt. Seine Perspektive ist es, die man als Benutzer*in einnimmt. Man sieht seine Hände und diese sind für die Geschichte „sehr wichtig“, wie Maurane Cugny erzählt. Denn man kann diese bei den interaktiven Teilen der Geschich­te, wo es beispiels­weise einen Kassettenrekorder oder Lichtschalter einzu­schalten gibt, „benutzen“. Deswegen sollte man das Experiment auch „am besten ohne Controller“ und stattdessen direkt „mit den Händen“ nutzen, so Cugny. Wobei die in der virtuellen Realität zu sehenden Hände zunächst alt und später dann auch jung sind, und zwar dann, wenn es in die Vergangenheit des Vaters geht. Neben den Händen sieht man auch die Tochter, etwa wenn sie einem bei den Logopädie-Sitzungen am Tisch gegenübersitzt und mit einem redet. Ihr Gesicht erkennt man aber nicht. Und von der Mutter hört man nur die Stimme. Was die Logopädie-Sitzungen angeht, da gilt es etwa Wörter mithilfe von Karten zu legen. Nur dass das nicht so richtig klappt. So kann es passieren, dass aus dem geplanten Wörtchen „froh“ stattdessen das Wort „Floh“ wird.

Das kann frustrierend sein. Und genau das soll Emperor für die Benutzer*innen auch erlebbar machen. Genauso wie die Tatsache, dass die Krankheit des Vaters die Familien­verhältnisse verändert. Daneben gibt es in den etwa 35 bis 40 Minuten aber auch schöne und komische Momente. Und auch das soll Emperor laut Maurane Cugny zeigen: Dass es auch einen positiven Weg gibt, mit der Aphasie zu leben.

Wer das selbst erfahren will, der kann das vom 24. November 2023 an im Forum der Zukunft des Deutschen Museums in München tun. Dort wird die Experience auf Einladung des XR HUB Bavaria gezeigt, nachdem sie Anfang November beim International Documentary Film Festival Amsterdam (IDFA) präsentiert wurde. Danach soll es laut Cugny noch weitere Vorführungen geben. Außerdem soll Emperor in den nächsten Monaten auf www.picoxr.com als downloadbare App für das gleichnamige XR-/VR-Headset erscheinen.

Emperor ist nicht die erste VR-Produktion der Firma Reynard Films, die 2016 von Georg Neubert und der aus Agawang stammenden Katharina Weser gegründet wurde. Vor zwei Jahren kam mit VR Biolum eine ebenfalls vom FFF Bayern geförderte Sci-Fi-Meeres-Simulation heraus. Und laut Cugny sind aktuell drei weitere VR-Produktionen sowie ein Spielfilm und eine in Tschechien entstehende Animationsserie in Planung. Reynard Films unterstützt dabei nicht nur die Finanzierung. Stattdessen haben sie in Potsdam auch die Motion-Capturing-Aufnahmen für Emperor koordiniert. Außerdem wurde, erzählt Cugny, die deutsche Synchronfassung (im Englischen und Französischen fungieren Olivia Cook und Vimala Pons als Erzählerinnen) vom Münchner Studio VRTonung gemacht. Die Technical Supervisorin Nicole Popst stammt ebenfalls aus München. Und mit Thomas Kress und Andreas Braun waren zudem ein 2D-Animations­künstler aus München und ein 3D-Modelierer aus Landsberg am Lech an Emperor beteiligt. Dieses Know-how wollen sie auch in Zukunft weiter nutzen und sich ein künstlerisches Netzwerk in Deutschland aufbauen, zu dem für Maurane Cugny auch der sehr gute Partner FFF Bayern gehört.

 

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Jürgen Moises
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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ZEIT­ALTER DER
ER­LEUCH­TUNG

ZEIT­ALTER DER
ER­LEUCH­TUNG

Das FFF-geförderte Fantasy-Strategiespiel Songs of Silence wurde erstmals auf der Gamescom 2023 gezeigt und erscheint 2024 auf Steam. Ein Vorstellung in neun Kapitel.
1

DAS SPIEL

Songs of Silence ist ein Strategiespiel für PC und Konsole. Es bietet dynamische Story-Kampagnen, Schlach­tensimulationen in Echtzeit und Grafik in Jugendstil-Optik. Die Spieler*innen regieren ein Königreich und befehligen mächtige Armeen, während sie zwei von Konflikten zerrissene Welten erkunden: Die Welt des Lichts und die der Dunkelheit. Das Spiel bietet einen einzig­artigen Mix aus rundenbasier­tem Königreichs­management, Erkundung und Heldenent­wicklung im Wechsel mit kurzen und intensiven Echtzeit­kämpfen.

2

DIE HANDLUNG

Zwei Welten, zwei Völker, ein Schicksal. Songs of Silence spielt in einer Welt, die nicht nur von ewigen Kriegen geplagt wird, sondern deren Existenz von einer unaufhaltsamen Gefahr bedroht wird. Zu Anbeginn des Lichts führten die Götter einen Krieg, der die Welt entzweite. Aus ihr erhoben sich zwei neue Welten: eine des Lichts und eine der Dunkelheit. Eine neue menschliche Zivilisation erstand aus der Asche der besiegten Erstge­borenen – jene, deren Weg von ihrem Leitstern bestimmt wird: Die Sterngeborenen. Ein erhabenes Zeitalter der Erleuchtung folgte. Doch der Frieden währte nicht und aus den zerrütteten Welten entsprangen Fegefeuer, die alles in ihrem Weg verschlangen. Bald schon tobte ein Kampf um das übrige Land. Damit begann das chaotische Zeitalter der Tausend Könige. Die Stille breitet sich weiter aus – unaufhörlich und unaufhaltsam. Nun stehen beide Welten vor dem Untergang. Das Schicksal vieler liegt jetzt in den Händen weniger.

3

DIE STRATEGIE 

Das Spiel bedient sich der klassischen 4X-Strategie. Die Spieler*innen führen mächtige Heere, die sie aus über 100 Einheiten zusammenstellen können, durch handgefertigte Kampagnen und zufällig generierte Mehrspielerkarten. Sie überlisten die Gegner mit tödlichen Hinterhalten im Gelände oder marschieren bis vor die Tore, um deren Städte zu belagern. Sie verwalten die hart erkämpften Ressourcen, bauen ein verwüstetes Land wieder auf und besiegen die rivalisierenden Königreiche.

4

DIE KARTEN

Songs of Silence bietet eine neue Sicht auf Karten. Anstatt ein Deck aus gesammelten Karten zu bauen, bilden Karten in Songs of Silence einzigartige Aktionen ab, die Helden und Orten zur Verfügung stehen. Sie werden dann auf der Kampagnenkarte oder bei Echtzeitkämpfen ausgespielt, um den Ausgang der Schlacht durch Truppenbefehle, Statuseffekte oder direkten Schaden zu beeinflussen.

5

DAS KAMPFSYSTEM

Mit dem innovativen Kampfsystem erleben die Spieler*innen intensive, schnelle Kämpfe, wenn die Streitkräfte der beiden Reiche in erbitterten Echtzeitgefechten aufeinandertreffen. Sie müssen ihre Formation aufbauen und sich für die Schlacht vorbereiten, bei der sich mit taktischen Befehlen, Verstärkungen und Zaubersprüchen das Blatt wenden kann.

6

DIE FRAKTIONEN

Es gibt drei einzigartige, mächtige Fraktionen. Alle Fraktionen und Helden haben eigene, unverwechselbare Spielstile, sowohl auf dem strategischen Spielfeld als auch in der Schlacht. Hunderte Karteneffekte stehen zur Auswahl: von der Beschwörung himmlischer Unterstützung bis hin zum Niederbrennen ganzer Städte. Die Möglichkeiten sind schier endlos.

7

DIE GRAFIK

Das Spiel ist in Jugendstil-Optik gestaltet, inspiriert von den Werken Alfons Muchas und anderer Künstler des Jugendstils. Statt trostloser Kampagnenkarten und düsterer, gesichtsloser Einheiten, dominieren stilvolle, farbenreiche Illustrationen.

8

DIE MUSIK

Der stimmungsvolle Soundtrack des Spiels wurde von Hitoshi Sakimoto komponiert, dem berühmten Künstler, der für Klassiker wie Final Fantasy Tactics, Final Fantasy 12 und Valkyria Chronicles verantwortlich ist.

9

DAS ENTWICKLERSTUDIO

Chimera Entertainment beschäftigt rund 80 Mitarbeiter und ist eines der größten Teams im internationalen Game-Developer-Verbund von Remote Control Productions. Seit der Gründung 2006 hat das Studio mehr als 25 Spiele auf fünf verschiedenen Plattformen geschaffen. Das Rollenspiel Angry Birds Epic ist sein größter inter­nationaler Erfolg mit über 100 Millionen Downloads weltweit. Andere preisgekrönte Produktionen sind Sacred Legends, Word Wonders: The Tower of Babel und Angry Birds Evolution (2017). Aktuell arbeitet Chimera Entertainment an zwei Rollenspielen fürs Smartphone, die auf Vorlagen basieren, und an dem Strategiespiel Songs of Silence.

Songs of Silence ist für uns ein Herzensprojekt, wie natürlich all unsere Projekte, aber dieses hat etwas Besonderes: es ist die Rückkehr zu der Plattform und dem Genre, mit denen wir vor mehr als 17 Jahren bei der Gründung unseres Unternehmens begonnen hatten. Es ist gleichzeitig der krönende Abschluss vieler Jahre harter Arbeit, wie auch der Anfang eines ganz neuen Kapitels: denn wir haben große Pläne für die Songs of Silence IP.

Christian Kluckner, Managing Director

Ohne die Unterstützung von Institutionen wie dem FFF und den Subventionen, die sie bereitstellen, wären viele Projekte wie unseres schlichtweg nicht möglich – eine solide finanzielle Unterstützung ist ein wichtiger Teil jeder kreativen Arbeit, und für Spieletitel dieser Größenordnung ist sie unerlässlich. Die Förderung ermöglicht es unabhängigen, ambitionierten Studios wie Chimera Entertainment, ihr Potential auszuschöpfen

Hendrik Lesser, President

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Julia Wülker
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung:
Schmid/Widmaier

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TREFF­PUNKT
BEI DEN HOFER
FILM­TAGEN

Bildergalerie vom FFF Empfang

TREFF­PUNKT
BEI DEN HOFER
FILM­TAGEN

Im Rahmen der 57. Internationalen Hofer Filmtage 2023 fand der traditionelle FFF Bayern Brunch für die Fachbesucher*innen des Festivals in der VHS Hofer Land statt. Unter den Gästen war Maria Schrader – die Hofer Filmtage widmeten der Schauspielerin, Autorin und Regisseurin in diesem Jahr die Retrospektive und zeigten darin unter anderem den FFF-geförderten Film Aimée und Jaguar aus dem Jahr 1999. Darüber hinaus feierten vier weitere FFF-geförderte Filme in Hof ihre Uraufführung: der Eröffnungsfilm 15 Jahre von Chris Kraus, zwei HFF München-Abschlussfilme und ein Film eines Quereinsteigers. Präsentiert wurde im Rahmen des Brunchs das FFF-geförderte Nürnberger Autorenstipendium mit einem First Look auf fünf Stoffe.: Fünf Drehbuch­autor*innen stellten ihre Stoffe der Fachöffentlichkeit vor. Der FFF Bayern Brunch fand in Kooperation mit Creative Europe Desk München, HFF München, LfA Förderbank Bayern und Mediennetzwerk Bayern statt. Im Rahmen der bayerischen Festivalförderung hat der FFF die 57. Internationalen Hofer Filmtage gefördert.

Thorsten Schaumann mit Maria Schrader

Jasper Mielke, Anna Sophie Schindler und Tuna Kaptan gewannen den diesjährigen »Förderpreis Neues Deutsches Kino« für ihren Film »Rohbau«

 

Regisseur Sascha Fersch (3.v.l.) mit seinem Team von »Tod der Stille«

Begrüßung durch Christine Haupt, FFF Referentin für die Förderung von Nachwuchsfilmen, Dokumentarfilmen und Low Budget Kinofilmen.

Die Jury des »Förderpreises Neues Deutsches Kino«: Constantin Hatz, Şafak Şengül, Silvana Santamaria

Kamerafrau Ute Bolmer, FFF-Förderreferentin für Nachwuchsfilme, Dokumentarfilme und Low Budget Filme Christine Haupt, Regisseurin Sarah Klewes, Regisseurin Gurdrun Gruber, Bürgermeisterin von Hof Eva Döhla und Festivalleiter Thorsten Schaumann

Veit Helmer präsentierte in Hof seinen Film »Gondola«

Günter Moritz und Stefan Paul, der dieses Jahr mit dem »Filmpreis der Stadt Hof« ausgezeichnet wurde

Thomas Taube und Jakob Schreier

Gudrun Gruber

Nicole Leykauf, Ingeborg Degener

Claudia Gladziejewski vom Nürnberger Autorenstipendium

Thorsten Schaumann

Simone Baumann, Christine Haupt, Thorsten Schaumann

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Fotos: FFF Bayern/ Andreas Rau
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung:
Schmid/Widmaier

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2. GREEN CULTURE
KONFERENZ –
AUDIOVISUELLE
MEDIEN

Tag 1

„KULTURELLER
ADRENALINKICK
FÜR DIE
TRANSFORMATION“

Im Rahmen des Filmfest München 2023 fand die vom FFF Bayern und dem BKM organisierte „2. Green Culture Konferenz – audiovisuelle Medien“ in Bewegung im Amerikahaus statt. Ein Rückblick.
Kreatives (Um)denken ist die Kernkompetenz der Medienbranche – mit großer künstlerischer und gesellschaftlicher Wirkung. Einer noch umfassenderen und entscheidenden Dimension widmete sich im Juli die 2. Green Culture Konferenz in München. Dabei im Fokus: Kultur als Innovationstreiberin für den ökologischen Wandel.
Von Christina Raftery
Fotos: Kurt Krieger

„Alles fast wie vor der Pandemie, nur mit mehr Elektroautos und digitalen Kanälen“: Moderator Bernhard Blöchls (SZ) Kurz-Fazit des Filmfests München 2023 gab die Richtung vor. Initiiert von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und umgesetzt vom FFF Bayern widmete sich die 2. Green Culture Konferenz in München nicht nur künstlerischen Prozessen, sondern akuten Realitäten.

Unter anderem durch die Vermittlung engagierter, IHK-zertifizierter „Green Consultants Film & TV“, die im Amerikahaus zahlreich vertreten waren, ist „grünes“ Produzieren mittlerweile weit mehr als ein Schlagwort, sondern zeigt sich im bewussteren Umgang mit Ressourcen und CO2-Emissionen. Doch nicht nur in der Filmförderung gehe es nun um die Abkehr vom vorherrschenden „Flicken­teppich“ (Blöchl). Dass die im März 2023 eingeführten ökologischen Standards weiter konkretisiert, ausgebaut und vereinheitlicht werden müssen, verdeutlichte nicht nur Judith Gerlach in ihrem Statement. „Dazu ist der Erfahrungsaustausch von Film- und Kulturschaffenden mit Ver­treter*innen aus Politik, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft wichtig“, so Bayerns Digitalministerin. Angesichts der Klimakrise seien die Filmschaf­fenden nicht nur beim „notwendigen Energie­sparen“ gefragt, sondern auch entscheidend für die thematischen Vermittlung.

„Die Öko-Transformation ist kein Spaziergang.“

Moderiert wurde die Konferenz von Bernhard Blöchl (Süddeutsche Zeitung)

Impulsgeber und Innovationstreiber, und zwar aus einem „wissenschaftlich fundiertem, partizipativen Prozess“ heraus: Auch Claudia Roth attestierte der Branche vor allem kommunikatives, Haltung etablierendes Potential. „Audiovisuelle Medien können das Thema Klimakrise aufgreifen, sie können die Folgen des menschen­gemachten Klimawandels zeigen und das Publikum für Konflikte und für Lösungen sensibilisieren. Doch die ästhetische Auseinandersetzung mit der Klimakrise, der Diskurs, die Thematisierung und Inszenierung allein werden nicht ausreichen, sie abzuwen­den“, skizzierte die Kulturstaats­ministerin in ihrem Statement. Kunst und Kultur müssten sich mit ihrem „eigenen Fußabdruck“ auseinander­setzen, ressourcenschonend arbeiten, nachhaltiger wirtschaften und bauen sowie weniger Müll produzieren. „Die Öko-Transformation ist kein Spaziergang“, so Roths Überzeugung: „Die Krise ist verdammt konkret.“ In eindringlichen Bildern („Die Zugspitze ist kein Postkartenmotiv mehr, sondern ein Beispiel schmelzender Gletscher“) appellierte sie an die Veränderungs­bereitschaft in einer Branche, „die mit Bild und Ton ohnehin intensiv in die Zukunft schaut.“ Jenseits der klassischen Katastrophen-Erzählung zählten für eine „Ästhetik des Klimawandels“ auch ein optimistischer, lösungsorientierter Blick, oder, in Roths Worten, das „Innovationswunder Vorstellungskraft“. In der geplanten Anlaufstelle Green Culture des Bundes können sich in der Folge auf institu­tionalisierter Ebene wegweisende Kräfte bündeln: „Mobilisieren, inspirieren sowie Augen und Herzen öffnen.“

Bernhard Blöchl, Dirk Messner, Diana Iljine, Dorothee Erpenstein, Claudia Roth, Sheri Hagen, Maria Furtwängler und Christoph Gröner vor der Eröffnung der 2. Green Culture Konferenz im Festivalzentrum des Filmest München

Von einem „kulturellen Adrenalinkick für die Transformation“ sprach Dirk Messner. Das „Großkrisenszenario“, dessen Ausmaße der Präsident des Umweltbundes­amtes mit eindrucks­vollen Statistiken belegte, benannte er als „zivilisatorisch-kulturelle Heraus­forderung.“ Die Verantwortung für Nachhaltigkeit und Klimaneutralität ordnete Messner in gewaltige historische Zusammenhänge: „Ähnlich wie in der Aufklärung braucht die aktuelle, für die Klimakatastrophe entscheidende Dekade ein neues Menschenbild. Willy Brandt sagte ‚Mehr Demokratie wagen‘. Uns stellt sich eine weitere Aufgabe: ‚Mehr Transformation erzählen.‘“ In dieser Hinsicht könne die ökologische Transformation „kein technokratisches Projekt sein“. Stattdessen:

„Grünes Storytelling kann mobilisieren und ermutigen. Bilder, Sprache und Narrative wirken auf Kopf und Bewusstsein.“ Letztendlich motiviere eine solche Kreativität zu sehr effektiven Antworten auf die Frage: „Wie sieht grünes Leben aus?“

Im entsprechenden kollaborativen Teil näherten sich auf der Green Culture Konferenz verschiedene Workshops Themen wie Datenerfassung, ökologische Standards, Ausbildung und Arbeitsprozesse an. „Echte Nachhaltigkeit beruht sowohl auf ökologischen als auch auf sozialen Voraussetzungen“, stellte FFF-Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein klar: „So können wir den Trans­formationsprozess und die Zukunft mitgestalten.“

Eine von drei Exkursionen führte in das Materiallager Treibgut in München.

Zum Thema „Arbeitsstrukturen einer nachhaltigen Film- und Fernseh­produktion“ stellte sich hierzu die Frage: Welche Rahmenbedingungen muss die Film- und Fernsehwirtschaft schaffen, um soziale und diskrimi­nierungsfreie Arbeits­strukturen zu bieten? In dem von der Coachin Christine Tröstrum und der Strategieberaterin Linda Weichlein geleiteten Workshop ging es nicht nur um ein „Unframing in der Kommu­nikation“, sondern auch darum, den Gedanken strikt getrennter Arbeitsbereiche zugunsten einer gemeinsamen Verantwortung zu verändern. Zu den von Claudia Loewe (Deutsche Filmakademie Produktion) und Regisseurin Mira Thiel (ProQuote) gesetzten Impulsen gehörte darüber hinaus die Idee einer verpflichtenden, für nachhaltige Zwecke einzusetzen­den sozial-ökologischen Abgabe als „Hebel der Veränderung“. Einig war sich das Team: „Die Beteiligungen an einer Filmproduktion simulieren die Gesellschaft.“ Auch das Publikum sei bereits für Entstehungsprozesse sensibilisiert. Ausgehend davon würden rund um eine Produktion Faktoren wie Zeitmanagement, soziale Nachhaltigkeit, gegenseitiges Vertrauen, Vielfalt und Schutzräume. Das Fazit des Workshops: „Die Filmproduktion kann menschlicher werden.“

Der fünfte Workshop widmete sich dem Thema der sozialen Nachhaltigkeit und wurde geleitet von Christine Tröstrum.

Doch wie können entsprechendes Wissen und Erfahrung flächendeckend vermittelt werden? Darüber machte sich ein von den Green Filming-Experten Philip Gassmann und Judith Niemeyer moderierter Workshop zur Weiterbildung Gedanken. „Die Klimakrise ist eine Folge von fehlender Bildung und falschem Storytelling“, so Gassmanns Kernthese. Letzteres griff die im Panel anwesende Schauspielerin und Aktivistin Maria Furtwängler auf: „Die Klimakrise ist kein Thema, sondern eine Dimension.“ In dieser Hinsicht müssten sich Initiativen wie das „Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit“ auch in der Aus- und Weiterbildung verankern und Angebote für alle Filmberufe fördern und instituti­onalisieren – inklusive bezahlter, derzeit noch nicht existenter „grüner“ Lehrstellen an Filmhochschulen. Teilnahme an den Angeboten könnten in Förderent­schei­dungen einfließen. „Die Menschen mitnehmen“: Diese Kernkompetenz von Filmfestivals ist für Panel-Teilnehmer Thorsten Schaumann (Hofer Filmtage) auch ein Schlüssel für „Green Film Culture“, verbunden mit Schlüsselbegriffen, den Judith Niemeyer, in die Diskussion brachte:

„Empathie und social skills“.

Der Rolle der Zentralen Anlaufstelle Green Culture im BKM widmete sich eine Runde unter der Frage „Wie soll die ökologische Transformation durch die Anlaufstelle vorangebracht werden?“ Dr. Thorsten Heimann, Katia Münstermann (BKM) und Sophie Brune (Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit) betonten die ökologische Transfor­mation als „Gemeinschaftswerk“. Das vier Millionen Euro umfassende Budget der Anlaufstelle biete in diesem Sinne unter anderem umfassende Beratung über Fördermöglichkeiten.

Die Workshopgruppe „Zentrale Anlaufstelle Green Culture“ unter der Leitung von Thorsten Heimann.

„Sharing is caring“ lautet die Über­zeugung Dirk Jepsen vom Institut „Ökopol“. Mit Impulsen von Susanne Hahn-Roesch (FFA) und Franziska Mohaupt (Bundes­verband Soziokultur) betonte der Workshop „Ökologische Standards in der audiovisuellen Produktion“ die Relevanz sowohl von Selbstverpflichtung, Konkretisierung von Unternehmensstandards und die Etablierung weiterer „grüner“ Aspekte in der Förderung – bis hin zum von Jepsen formulierten Ziel „Green ist he new normal und so selbstverständlich wie Arbeitssicherheit.“

Die bereits zuvor von Philip Gassmann ins Spiel gebrachte Form vom Kinobesuch als insgesamt „umwelt­freundlichsten“ Filmkonsum unter­mauerte Birgit Heidsiek, Grüne Kino-Beraterin bei der FFA. Mit Christian Bräuer (AG Kino) und Dok.Fest München-Leiter Daniel Sponsel als Impulsgeber umfasste ihr Panel Überle­gungen zur Mobilität rund um den Kinobesuch, den Einsatz von Ökostrom sowie die generelle Datenerfassung ökologischer „Kennzahlen“ in diesem Bereich.

Impulsvortrag von Daniel Sponsel in der Workshopgruppe „Datenerfassung ökologischer Kennzahlen im Kino“

Auf drei anschließenden Exkursionen konnten die Konferenz-Mitwirkenden vor Ort Beispiele nachhaltiger Verfahren für Filmproduktionen erfahren: Bei Bavaria Film bildeten Strom und Studio den Schwerpunkt. Bei Plazamedia ging es um virtuelles Drehen und alternative Licht- und Leuchttechnologien. Der dritte Besuch führte zum Requisiten- und Material­lager „Treibgut“. Bei der abschlie­ßenden Diskussion ging es um die Frage, ob und wie Standards, wie sie für den Bereich der Produktion existieren, auf die Formen der Aus­wertung Kino, Filmfestival, TV und Streaming übertragen werden können. Es diskutierten: Dr. Christian Bräuer, Prof. Philip Gassmann, Dr. Wolf Osthaus, Dr. Markus Riese, und Julia Weigl unter der Moderation von Bernhard Blöchl, Süddeutsche Zeitung. Bei der Gelegenheit verkündete Markus Riese, angeregt durch die Exkursion mit den KonferenzteilnehmerInnen, eine potenzielle Zusammenarbeit zwischen dem BR und dem Treibgut Material­lager – und Thorsten Schaumann („Selbst in Hof gibt es mittlerweile vegane Bratwürste“) stellte, bei welcher Verköstigung auch immer, eine Fortsetzung des Austausches bei den Hofer Filmtagen in Aussicht.

Tag 2

GRÜNE
STANDARDS
FÜR
ALLE?

Im Rahmen des Filmfest München 2023 fand die vom FFF Bayern und dem BKM organisierte „2. Green Culture Konferenz – audiovisuelle Medien“ in Bewegung im Amerikahaus statt. Ein Rückblick.
Wie lassen sich die ökologischen Standards für audiovisuelle Produktionen auf die Auswertung übertragen? Darüber diskutierten Branchenvertreter*innen und Expert*innen für Nachhaltigkeit im Rahmen der 2. Green Culture Konferenz auf Einladung von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und FFF Bayern.
Von Marga Boehle

Ziel der zweitägigen Veranstaltung mit zahlreichen Workshops, die Anfang Juli zum Abschluss des Filmfests in München stattfand und bundesweit fortgesetzt werden soll, ist es, „Akteur*innen aus Kultur, Politik und Verwaltung, Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft zusammenzubringen, um Ideen und Lösungen zu diskutieren und auszugestalten,“ wie es in der Einladung hieß. Unter Moderation von Bernhard Blöchl (Süddeutsche Zeitung) fassten auf dem Abschluss­panel Vertreter*innen aus den Bereichen Kino, Sender, Streaming und Festivals den Stand Entwicklung zusammen und formulierten Ziele für die Zukunft.

Standards schaffen Sicherheit, vieles von dem, was in jahrelanger Arbeit im Arbeitskreis Green Shooting entwickelt wurde, lässt sich auch auf andere Bereiche übertragen.

 

PHILIP GASSMANN

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Auf dem Podium kam mit Prof. Philip Gassman vom AK Green Shooting, maßgeblich beteiligt an der Entwicklung der Standards Green Motion, einer der Pioniere zu Wort. Seine These: Standards schaffen Sicherheit, vieles von dem, was in jahrelanger Arbeit im Arbeitskreis Green Shooting entwickelt wurde, lässt sich auch auf andere Bereiche übertragen. Deutschland sieht er dabei im internationalen Vergleich in Führung. Die ökologischen Standards, 2023 verbindlich eingeführt, seien weltweit einzigartig. Sie eröffneten Chancen, Rückschlüsse zu ziehen. Daten müssten allerdings dringend erfasst werden. Gassmann, der auch an der HFF München unterrichtet, führt Gespräche in Hochschulen und Sendeanstalten. Standards, meint er, bieten eine Form von Gewohnheit: „Wir konzentrieren uns auf Essentials, was schnell viel bringt. Sharing is caring, wir sind gerne bereit, das zu teilen.“ Die Verbindlichkeit der Standards ermögliche es Dienstleistern, zu investieren – Anschaffungen wie Grünen Generatoren sind nun einmal kostspielig. Und auch Luxus-Hotels wie der Bayerische Hof würden jetzt über Öko-Strom nachdenken, weil sonst die Schauspieler*innen woanders absteigen.

Für die Produktionsfirmen gilt es, große Herausforderung zu stemmen. Laut Gassmann sei einigen anfangs nicht bewusst gewesen, worauf sie sich einlassen. Nun kämen Probleme bei der Umsetzung auf den Tisch: „Jetzt geht’s ums Thema Geld. Alles wird teurer, kostenneutral geht es nicht. Die Suppe kocht hoch,“ meint er. Unter dem Zwang der ökologischen Standards sei jetzt erforderlich, alle an einen Tisch zu holen und gemeinsam das weitere Vorgehen zu besprechen.

Kleine Einzel­unternehmen des Verbandes müssten finanziell unterstützt und individuell angeleitet werden.

 

CHRISTIAN BRÄUER

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Christian Bräuer, Geschäftsführer der Yorck Kinogruppe und Vorstand­vorsitzender AG Kino Gilde, hat klare Vorstellungen für die Umsetzung der Standards: Kleine Einzel­unter–nehmen des Verbandes müssten finanziell unterstützt und individuell angeleitet werden. Sie benötigen eine auf ihren Kinobetrieb angepasste Strategie in Sachen Klimaschutz, um die not­wendigen Maßnahmen systematisch umsetzen zu können. Dafür seien Daten wichtig, schließlich fördere Messbarkeit auch die Handlungs­motivation.

Auch seiner Meinung nach sind Standards Voraussetzung: „Wir sind nicht mehr an der Startlinie bei der Umsetzung der Klimaziele, sondern durchaus schon vorangegangen in den Kinos.“ Die Yorck-Gruppe habe 2013 bereits auf Ökostrom umgestellt, begleitet von einer Kampagne, die vor jedem Film läuft. Auch die Cineplex-Gruppe und FFA seien sehr aktiv. In der AG Kino gibt es seit 2018 mit Unterstützung des Umweltbundes­amtes eine*n Kinobeauftragten. Klimabilanzen werden erstellt, Modellkinos wurden entwickelt, man weiß, dass 34% des CO2- Ausstoßes auf Energie, Strom und Wärme zurückgeht, und 44% auf Mobilität – des Publikums. Da seien Kinos in der Großstadt privilegiert, die Klimabilanz dort eine andere. Man brauche Menschen im Team, die Zeit haben, sich mit Themen wie Ressourcen, Abfall, Mobilität zu befassen, neben dem Filmprogramm. Dazu brauche es Orientierung und kleine Einheiten. Bräuer weiß, dass das junge Publikum das einfordert: „Wir haben Verant­wortung nach innen und außen.“ Gerade die kleinen Kinos seien am Limit, da auch für die Filmvermittlung immer mehr getan werden müsse. „Millionen kleine Schritte sind entscheidend.“ Erforderlich sei ein Qualitätsmanagement mit Schwer­punkt Grünes Kino – wie ein „Kinodoktor“, der durchs Land reist. Unterstützung sei dort wichtig, wo die Kinos aus Eigenmitteln an ihre Grenzen kommen, beispielsweise bei den Gebäuden. Denkbar wäre als Anreiz eine Zusatzleistung bei Erfüllung der Standards für gutes Programm und gute Publikumsarbeit, grün umgesetzt.

Mit Zahlen fange die Klimabilanz an, one fits all gelte nicht für die Kinos, die zu unterschiedlich sind. Deshalb: Standards ja, aber es gibt keine Regel für alle. Er verweist auf das Projekt Kino, die Programmreihe Cinenature, und Modellkinos, die konkrete Öko-Bilanzen ziehen. Es brauche Qualitätsmanagement und Marketing nach innen. In der Breite müsse man alle mitnehmen, auf einzelne Betriebe eingehen. Als Zwischenschritt könnten da Workshops für bestimmte Kinotypen mit konkreten Anleitungen und der Definition von Standards hilfreich sein. „Wir kommen nicht umhin, es gibt ein sehr hohes Bewusstsein in der Branche für das Thema, einige müssen vorangehen und andere mitnehmen.“

In Zukunft wird sich eine Arbeitsgruppe aus unterschiedlichen Abteilungen um nachhaltige, festivalübergreifende Konzepte kümmern, auch der Austausch mit der AG Filmfestival ist wichtig.

 

JULIA WEIGL

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Julia Weigl, Programmerin und Moderatorin beim Filmfest München, brachte die Position der Festivals ein. Als Filmfest München, das gerade zu Ende gegangen war, wolle man seinen Teil dazu beitragen, die Filmbranche nachhaltiger zu gestalten. in Sachen Nachhaltigkeit habe man bereits wichtige Initiativen gestartet und sei Kooperationen eingegangen, z. B. mit dem Museum Brandhorst und anderen Festivals wie Karlovy Vary, um internationale Gäste länger in Europa halten zu können. Ein Festival lebe schließlich von den Begegnungen, und da fallen viele Reisen an. Auch ein Veranstaltungsticket mit der Bahn gab es, an der Reduzierung von Printprodukten werde gearbeitet und an einer Wiederverwertbarkeit beim Branding. In Zukunft soll sich eine Arbeitsgruppe aus unterschiedlichen Abteilungen um nachhaltige, festivalübergreifende Konzepte kümmern, auch der Austausch mit der AG Filmfestival sei wichtig.

Seit kurzem ist im BR eine gemeinsam mit SWR und Saarländischem Rundfunk entwickelte Beschaffungsordnung in Kraft, wo neben Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit Nachhaltigkeit als dritte Säule genannt wird.

 

MARKUS RIESE

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Dr. Markus Riese, Marketingchef Hauptabteilung Intendanz des Bayrischen Rundfunks, koordiniert seit 2020 den Aufbau eines Nachhaltig­keitsmanagements beim BR und im ARD Verbund. Seit 2021 leitet er auch das ARD Board Ökologische Nachhaltigkeit. Seiner Meinung nach kann Klimaschutz nur gemeinsam, ganzheitlich und kooperativ gelingen. Den BR sieht er auf gutem Weg, seit die Intendantin ihr Amt angetreten und Nachhaltigkeit zum Standard erklärt habe. Eine ganzheitliche, gesamte Wertschöpfungskette fange an bei Einkaufsprozessen. Seit kurzem ist im BR eine gemeinsam mit SWR und Saarländischem Rundfunk entwickelte Beschaffungsordnung in Kraft, wo neben Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit Nachhaltigkeit als dritte Säule genannt wird. An allen Standorten habe man 100% Öko-Strom eingeführt. Zum 1. Januar Öko-Standards eingeführt für alle fiktionalen Auftragsproduktionen. Auch der TV-Hit „Dahoam is Dahoam“ werde inzwischen nach dem Green Motion Label produziert. Sukzessive soll das auch für alle Eigenpro­duktionen gelten. Den Redaktions­verantwortlichen müsse die Bedeutung der Standards deutlich gemacht werden. Es brauche eine „Graswurzelbewegung“, mit „Green BR for Future“ sollen eigenständig Arbeitsplätze nachhaltig gestaltet werden. Ob bei Tausenden Mitarbeiter*innen ein Drucker oder Schnittplatz über Nacht eingeschaltet bleibe, sei ein kleiner Schritt mit großer Wirkung. Qualifizierung sei wichtig, zwei Green Consultants, die sich bislang eine Stelle teilen, begleiten die Produktionen. Die Übertragung vom Kirchentag war die erste Live-Übertragung nach Green Motion. Als Marketingveranstalter ist ihm auch wichtig, Events nachhaltig zu gestalten wie die BR Radeltour. Angetan von der Konferenz-Exkursion am Vormittag zur „Materialsammlung Treibgut“, wo Kulissen gesammelt und verliehen werden, gab Riese bekannt, dass er für den BR hier eine mögliche Zusammen­arbeit mit Treibgut in Erwägung zieht.

Ein ARD-Board zur ökologischen Nachhaltigkeit soll die neun Landesrund­funkanstalten und die Deutsche Welle koordinieren. Allerdings seien bislang alle nebenamtlich tätig. Im November wolle man eine erste Klimabilanz ziehen. Riese verweist auch auf dne Medienstaatsvertrag mit Grundlinien der Nachhaltigkeit. Diesen Rahmen gelte es nun bestmöglich auszufüllen, Initiativen zu fördern und bekannter zu machen.

Wo die Verringerung von Emissionen nicht möglich ist, muss man ausgleichen und in Initiativen investieren, die Kohlendioxid aus Atmosphäre wieder herausholen.

 

WOLF OSTHAUS

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Der Jurist und Rechtsanwalt Wolf Osthaus ist bei Netflix als Director Public Policy zuständig für Regulierungs- und Politikthemen im deutschsprachigen Raum, Benelux und Skandinavien. Auf dem Panel ging er auf das Netto-Null-Ziel seiner Company ab Ende 2022 ein. Dabei gebe es mehrere Komponenten: Eine sei, Emissionen gar nicht erst entstehen zu lassen. Bis 2030 wolle man 45% vermieden haben. Kein unrealistisches Ziel, im letzten Jahr konnte man die Emmissionen bereits um 12% verringern. Wo das nicht möglich ist, müsse man ausgleichen und in Initiativen investieren, die Kohlendioxid aus Atmosphäre wieder herausholen. Das sei ein aufwendiger Prozess, den man immer mehr vermeiden wolle. Der absolut größte Bereich mit ca. 60% entfällt auf die Produktion der Inhalte. Dort gelte es zu schauen, wo verschwendet wird, wo eingespart werden kann, beispiels­weise bei der Energieversorgung am Set. Im dritten Schritt kommt dann das Dekarbonisieren. Man sei bereits in vielen Ländern an solchen Initiativen beteiligt. Deutschland sei mit Green Motion Standard ganz vorne dabei. Beispiele müssten auch in andere Länder getragen werden. Der Fokus liege auf Eigenproduktionen in USA und UK in eigenen Studios. Akku- und Wasserstoffgeneratoren machten Produktionen grüner.

Die Verbreitung der Inhalte beim Streaming mache interessanterweise bei Netflix nur 5% der Emissionen aus – das Bereitstellen der Daten auf Server sei nicht so energieintensiv und leicht zu dekarbonisieren durch Öko-Strom. In einer Studie, an der mehrere große Sender und Streamer beteiligt sind, werden Daten zum Gesamt­prozess des Streamings erhoben. Eines der Ergebnisse: Der Wert einer Stunde Streaming in Europa bedeutet momentan 55 Gramm CO2 Ausstoß, was in etwa 400 km Autofahrt entspricht. Für andere Länder ergeben sich andere Werte, in Schweden sind es noch 20 km Autofahrt, in Frankreich 80, in Deutschland 500 – 550 – je nachdem, wie weit die Dekar­bonisierung ist. Ein großer Batzen des Energieaufwands liegt beim Endnutzer, genauer bei seinem Endgerät. Der große Bildschirm braucht viel Energie, der Router auch: „Beim Endnutzer müssen wir ansetzen“. Es müssten auch Kompressionsstandards verbessert werden. Die Frage sei auch, woher der Inhalt komme – aus München oder aus Kalifornien? Wie können wir Nutzer dazu bringen, sich für Öko-Strom zu entscheiden? Bewirken können Player auch etwas im Storytelling, etwa mit Filmen wie „Don’t Look up“ oder den Attenborough-Dokumentarfilmen.

Ein ARD-Board zur ökologischen Nachhaltigkeit soll die neun Landesrund­funkanstalten und die Deutsche Welle koordinieren. Allerdings seien bislang alle neben­amtlich tätig. Im November wolle man eine erste Klimabilanz ziehen. Riese verweist auch auf den Medienstaats­vertrag mit Grundlinien der Nach­haltigkeit. Diesen Rahmen gelte es nun bestmöglich auszufüllen, Initiativen zu fördern und bekannter zu machen.

Nach dem Ende des Panels, als die gesamte Konferenz zuende ging, meldete sich Sebastian Saad, Leiter des neuen BKM-Referats K17, persönlich zu Wort. Es handle sich beim Thema der Konferenz um ein ernstes Anliegen der BKM. Das Thema sei überdies nicht abgeschlossen. Er forderte die Teilnehmenden auf, ihre Erwartungshaltung an das BKM zu artikulieren. Gerne an ihn direkt per Email.

Sheri Hagen mit Diana Iljine

Claudia Roth, Dirk Messner, Maria Furtwängler, Dorothee Erpenstein und Bettina Reitz

Die Workshopleiter*innen Linda Weichlein, Christine Tröstrum, Thorsten Heimann, Birgit Heidsieck, Dirk Jepsen und Philip Gassmann

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes

Die Gruppe „Ökologische Standards in der audiovisuellen Produktion“

Gedankenaustausch zum Thema „Ökologische Standards in der audiovisuellen Produktion“

Die Gruppe „Weiterbildung“

Gedankenaustausch zum Thema „Ökologische Standards in der audiovisuellen Produktion“

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien besuchte im Rahmen der 2. Green Culture Konferenz das LED Studio von Plazamedia in Ismaning

 

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Christina Raftery, Marga Boehle
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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CREATIVE
EUROPE
DESK
MÜNCHEN

CREATIVE
EUROPE
DESK
MÜNCHEN

Seit Mitte Oktober können wieder Anträge auf Creative Europe MEDIA Förderung gestellt werden. Das Programm der Euro–päischen Kommission stellt für das kommende Jahr insgesamt knapp 186 Millionen Euro für die europäische audiovisuelle Branche zur Verfügung und bietet mit 13 verschiedenen Förder–aufrufen vielfältige Unterstützungs­möglichkeiten entlang der gesamten Wertschöpfungs­kette. Zusätzlich ermöglichen drei weitere Aufrufe im sogenannten cross-sektoralen Bereich von Creative Europe Vorhaben Einreichungen in den Bereichen Nachrichtenmedien und Medienkompetenz sowie Projekte, von welchen sowohl die audiovisuelle Branche als auch Sparten der Kultur und Kreativwirtschaft profitieren. Die meisten Richtlinien sind bereits veröffentlicht, weitere kommen Anfang Dezember hinzu.

DIE NÄCHSTEM
EINREICHTERMINE

Video Games and Immersive Content Development

Spieleentwickler*innen, XR Studios und audiovisuelle Produktions­firmen können Förderung beantragen für die Entwicklung von narrativen Videospielen und interaktiven narrativen immersiven Projekten bis zum ersten spielbaren Prototyp oder der ersten Testversion. MEDIA unterstützt die Projekte mit maximal 200.000 Euro (bis zu 60% des Gesamtbudgets). Anträge können von einzelnen Firmen oder von Konsortien von mindenstens zwei Partnern gestellt werden. Neu: Pro Firma können mehrere Anträge für unterschiedliche Projekte gestellt werden. Beantragen kann, wer zuvor bereits ein Videospiel oder eine immersive Experience produziert hat, welche(s) nach dem 1.1.2021 nachweislich kommerziell vertrieben wurde.

 

Innovative Tools and Business Models

Der Förderaufruf richtet sich an Unternehmen und Organisa­tionen – auch Start-Ups – mit innovativen, auf Einsatz digi­taler Techno­logien basierenden Lösungen und Projekten für die audiovisuelle Branche. Dabei fördert MEDIA sowohl die Entwicklung neuer Projekte als auch die Erweiterung besteh­ender Produkte. Förder­fähig sind unter anderem Tools zur Untertitelung, Auffindbarkeit oder Empfehlungen für europäische Werke, außerdem Lösungen, die die Transparenz und Effizienz für verschiedene Sparten der audiovisuellen Branche erhöhen. Hinzu kommen Geschäfts­modelle, die Synergien zwischen verschie­denen Auswertungs­formen optimieren und Tools, die neue Technologien zur Unter­stützung von Produktion, Finanzierung, Distribution und Promotion einsetzen sowie Lösungen, die zur ökologischen Nachhaltigkeit der Branche beitragen. Die Förderung deckt bis zu 70% der Gesamt­kosten ab.

European Co-Development

Produktionsfirmen, die ein Film- oder Serienprojekt gemeinsam mit Partner*innen in anderen MEDIA Ländern entwickeln, können bis zu 70% der Ent­wicklungskosten je beteiligte Firma beantragen. Die Höchst­summe pro Partner*in beträgt bis zu 60.000 Euro, für sehr hoch budgetierte Serien­projekte bis zu 100.000 Euro. Die Partnerfirmen müssen vertraglich verbunden sein (Ko-Deve­lopment Vertrag) und den Antrag gemeinsam einreichen. Jede Firma kann ihre indivi–duellen Projektentwicklungs–kosten geltend machen und erhält eine entsprechende Fördersumme. Um einen Antrag zu stellen, muss eine der beteiligten Firmen seit 2017 ein Projekt produziert haben, das in mindestens drei Ländern außerhalb des Ursprunglandes kommerziell ausgewertet wurde. Der erste Drehtag (bzw. Entsprechendes für Anima–tions- und Dokumentarfilm–projekte) darf frühestens zehn Monate nach dem Einreich–termin liegen.

 

TV & Online Content

Unabhängige Produktions­firmen können Förderung für die Produktion von international finanzierten Filmen und Serien aller Genres MEDIA beantra­gen, wenn daran mindestens zwei Sender oder Streaming­anbieter aus verschiedenen MEDIA Ländern per Kopro­duktion oder Vorverkauf beteiligt sind. Mindestens 40% der Finanzierung müssen bereits bestätigt sein und das Projekt muss insgesamt zu mindestens 50% aus euro­päischen Quellen finan­ziert werden. Anträge sind spä­testens am ersten Drehtag zu stellen. Creative Europe bezuschusst bis zu 20% der Gesamt­kosten; die Höchst­summe für Dokumentar­filmprojekte beträgt 300.000 Euro, für Animationsprojekte 500.000 Euro; für fiktionale Projekte gelten gestaffelte Höchstsummen: 500.000 Euro bei Produktionsbudgets unter 10 Millionen Euro, 1 Million Euro bei Budgets zwischen 10 und 20 Millionen Euro und 2 Millionen Euro bei Budgets über 20 Millionen Euro.

Films on the Move

Dieser Aufruf richtet sich an Weltvertriebe und Verleihfirmen und unterstützt europaweite Herausbringungskampagnen neuer (Copyright ab 2022) europäischer, nicht-nationaler Filme für das Kino und/oder online. Der antragstellende Weltvertrieb koordiniert dabei eine Gruppe von Verleihfirmen aus mindestens sieben Ländern, darunter mindestens zwei kleineren Ländern, und reicht die Fördergelder an die teilnehmenden Verleih­unter­nehmen weiter. Letztere erhalten bis zu 70% der He­raus­bringungskosten des Films im eigenen Land – deutsche Verleihfirmen höchstens 150.000 Euro. Der Weltvertrieb kann ebenfalls Kosten geltend machen. MEDIA gewährt insgesamt einen Zuschuss von bis zu 90% der Gesamtkosten der Kampagne.

 

Infosessions

24. November 2023, 11 – 12 Uhr
Infosession zum Creative Europe Förderaufruf „Innovative Tools &
Business Models“
Online (auf Englisch)

29. November 2023, 15 – 16:30 Uhr
Infosession zum Creative Europe Förderaufruf „Films on the Move“
Online (auf Englisch)

4. Dezember 2023, 11 – 12 Uhr
Infosession zum Creative Europe Förderaufruf „Media Literacy“
Online (auf Englisch)

5. Dezember 2023, 10:30 – 12 Uhr
Infosession zum Creative Europe Förderaufruf „Networks of
European Festivals“
Online (auf Englisch)

6. Dezember 2023, 11 – 12 Uhr
Infosession zum Creative Europe Förderaufruf „Journalism
Partnerships“
Online (auf Englisch)

14. Dezember, 11 – 12 Uhr Infosession zum Creative Europe
Förderaufruf „European Co-Development“
Online (auf Deutsch)
Anmeldung bis 13.12. unter info@ced-muenchen.eu

16. Januar 2024, 14 – 16:30 Uhr
Infosession zum Creative Europe Förderaufruf „European Co-
Development“
Online (auf Englisch)

Im Kino ab dem 30.11.: Regisseurin Sepideh Farsi beleuchtet mit ihrem von Creative Europe MEDIA geförderten Animationsfilm Die Sirene die Epoche nach der iranischen Revolution, in der das Land eine Zeitenwende erfuhr deren Ausläufer es bis heute prägen. (Verleih: Grandfilm)

Markets & Networking

Der Aufruf richtet sich an Anbieter*innen von physischen, online- oder hybriden Filmmärkten die den B2B-Austausch rund um Ent­wick­lung, Produktion und Distri­bution von Filmen und anderen innovativen Werken (wie XR, Games) unterstützen sowie an Anbieter*innen von Vernetz­ungsaktivitäten, die zur Promotion europäischer Werke und Talente sowie zur Stärkung der audio­visuellen Branche entlang der Wertschöpf­ungskette beitragen. Seit diesem Jahr können auch Netzwerke von Filmmärkten, die ähnliche Genres/Themen präsentieren oder in derselben Region angesiedelt sind, unterstützt werden. Initiativen, die die euro­päische Ko-Entwicklung von Serien stärken, können neuerdings ebenfalls Förderung unter „Markets & Networking“ beantragen (bisher im Rahmen von „Writing European“). MEDIA finanziert bis zu 70% des förderfähigen Budgets.

Journalism Partnerships

Für grenzüberschreitende, gemeinschaftliche Projekte von Nachrichtenmedien in mehreren Ländern Europas sowie Orga­nisationen, die Journalismus fördern, stellt Creative Europe 11 Millionen Euro zur Verfügung.

6 Millionen Euro sind für Projekte reserviert, die eine Zusammen­arbeit zwischen Medienschaffenden in Europa anstreben, um die Nach­hal­tigkeit und Widerstands­fähigkeit des europäischen Nachrichtenmediensektors zu verbessern, zum Beispiel durch gemeinsame Entwicklungen von Produktionsstandards und Geschäftsmodellen. Projekte können zum Beispiel die Effizienz und Qualität von Berichterstattung steigern durch innovative journalistische Kooperationen oder durrch das Testen innovativer Produktions­methoden und Formate. („Journalism Partnerships – Collaborations“). Für diese Aktivitäten übernimmt Creative Europe bis zur 80% der Kosten. Anträge können von Konsortien aus mindestens drei Orga­nisationen aus drei verschie­denen Mit­gliedsländern des Creative Europe Programms gestellt werden.

Insgesamt 5 Millionen Euro können in die Förderung von Orga­nisationen fließen, die ihrerseits Zuschüsse vergeben, um vor allem lokale und regionale Medien, bürger­orientierte politische Bericht­erstattung und investigativen Journalismus zu unterstützen und auf diese Weise den Medienpluralismus in Europa zu stärken („Journalism Partner­ships – Pluralism“). Projekte in diesem Bereich kofinanziert Creative Europe mit bis zu 90%. Anträge können von einzelnen Antragstellern oder Konsortien aus mindestens zwei Partnern gestellt werden.

 

Media Literacy

Gefördert werden Initiativen, die den Austausch von Wissen über Medienkompetenz­strategien und -praktiken zur Bekämpfung von Desinfor­mation und zur Entwicklung von kritischem Verständnis und kritischer Mediennutzung unter EU-Bürger*innen voranbringen. Die förderfähigen Maßnahmen können unter anderem die grenzüberschreitende Erarbeitung von Best Practices, Weiterbildungen oder innovative Toolkits beinhalten. Dies wird mit bis zu 70% der Gesamtkosten unterstützt. Anträge stellen können Konsortien von mindestens drei Organisationen aus drei verschiedenen am Creative Europe Programm teilnehmenden Ländern.

MEDIA EINREICHTERMINE

Markets & Networking
18. Januar 2024


Video Games and Immersive Content Development
24. Januar 2024


Innovative Tools & Business Models
25. Januar 2024


European Co-Development
6. März 2024


Films on the Move
14. März 2024, 18. Juli 2024


European VOD Networks & Operators
9. April 2024


European Festival Networks
11. April 2024


European Film Distribution
25. April 2024


TV & Online Content
7. Dezember 2023, 14. Mai 2024


European Film Sales
20. Juni 2024


 

EINREICHTERMINE IM BEREICH CROSS-SECTOR

Journalism Partnerships
14. Februar 2024


Media Literacy
7. März 2024


(Creative) Innovation Lab
25. April 2024


Information und Beratung

Creative Europe Desk München
Sonnenstraße 21, 80331 München
Tel.: 089-54460330
E-Mail: info@ced-muenchen.eu
Web: www.creative-europe-desk.de

Alle Neuigkeiten und Informationen zum Creative Europe MEDIA Programm sind hier zu finden: https://creative-europe-desk.de/media

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Ewa Szurogajlo
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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