Neulich, Ende Januar, gehörte Jovana Reisinger beim FFF Presse Lunch zu den geladenen Gästen. Reisinger, Jahrgang 1989, zählte eher zu den Jüngeren. Sie ist noch Studentin der HFF München und ihr Abschlussfilm hat die Nachwuchsförderung des FFF Bayern in Höhe von 65 000 Euro erhalten. Unterwegs im Namen der Kaiserin ist ein Langfilmprojekt im Fachbereich Dokumentarfilm, das Elisabeth, vorletzte Kaiserin Österreich-Ungarns, zum Ausgangspunkt hat. Ihre Ermordung lag im vergangenen September 125 Jahre zurück. ZDF, RTL und Netflix ließen Serien drehen, es gab die Kinofilme Film Sisi & Ich von Frauke Finsterwalder und Corsage von Marie Kreutzer.
Deswegen dreht aber nicht Jovana Reisinger. „Ich nehme die Figur nur als Vehikel.“ Reisinger wird sich ab Juli in den bayerischen Alpen die Kulisse zunutze machen, dabei die Jagd nach altersloser Schönheit zum Thema haben: drei Freund*innen unterwegs zum ewigen Jungbrunnen, den der Bergquell speisen soll.
„Es wird ein dialoglastiger Film. Da wird nur geredet.“ Gegen Naturidyllenkitschverdacht kontert das Drehbuch Innenszenen an Nichtoriginalschauplätzen. Ganz wichtig: Das kleine Fernsehspiel des ZDF tritt als Mitproduzent auf. Bei manch anderem Abschlussfilm oder Debütfilm sind Sender nicht dabei, mit ein Grund, aus dem es Protest von jungen Filmschaffenden gab wie den Appell „Angst essen Kino auf“, den über 1.000 Filmschaffende unterzeichnet haben und der Entscheider*innen auffordert, häufiger mutige Erstprojekte zu unterstützen. Auch Jovana Reisinger hat unterschrieben.
Für die Regisseurin hat Kaiserin Elisabeth auf der Hand gelegen als in Oberösterreich sozialisierte Tochter mit Wirtshaushintergrund. „Da war der Griff zur Monarchie sehr einfach“, sagt sie beim Treffen im Baader-Café. Außerdem stamme Elisabeth aus Bayern, sie habe in Niederbayern Abitur gemacht und lange in München gelebt. „Es wird ein lustiger Film.“ Sie hat das Baader gewählt, obwohl sie nicht im Gärtnerplatzviertel wohnt oder arbeitet, obwohl sie keine Stammgästin ist. „Das ist ein offener, etwas anderer Ort als die sonstigen designten Kaffeehäuser hier.“ Sie sitzt unter der Weltkarte, die fast so alt ist wie das Café: mit Südamerika auf der rechten Seite unten und dem noch geteilten Deutschland im Herzen Europas. Reisinger trägt schwarzen Kapuzenpulli mit strassbesetztem Schriftzug: Everybody’s favourite Angel, den Cappuccino mit Hafermilch vor sich.