Förder-
meldung

München, 7. März 2024
Liebe Leser*innen,

wie schön, dass Sie wieder in unseren Branchendienst reinschauen. Wir haben auf die erste Ausgabe der neuen digitalen Film News Bayern positives Feedback von Ihnen bekommen. Das freut uns sehr. Melden Sie sich gerne jederzeit bei unserer Redaktion unter redaktion@fff-bayern.de, wenn Sie Anmerkungen oder Themenwünsche haben. Auch wenn Sie gerne in den Verteiler aufgenommen werden möchten, um über jede neue Ausgabe informiert zu werden. Die Film News Bayern erscheint immer am Tag nach der Sitzung des Vergabeausschusses für die Film- und Fernsehförderung.

Gestern hat unser Ausschuss zum ersten Mal in diesem Jahr getagt: 41 Projekte haben eine Förderempfehlung mit einer Gesamtsumme von 8,7 Mio. Euro erhalten. Die Antragslage war sehr hoch, und ich freue mich, dass wir so viele Projekte unterstützen können und darunter besonders viele für die große Leinwand. Am höchsten waren nämlich sowohl Antragssummen als auch Förderempfehlungen im Bereich Produktion Kinofilm: Hier hat der Ausschuss 14 Projekte mit insgesamt 5,7 Mio. Euro empfohlen.

Einige der gestern geförderten Projekte aus den verschiedenen Förderbereichen sind:

Eurotrash
Die Münchner Produktions­firma Walker+Worm Filmsetzt nach den preisgekrönten Kinofilmen Finsterworld und Sisi & Ich ihre Zusammenarbeit mit Autorin und Regisseurin Frauke Finsterwalder fort: Eurotrash über einen surrealistischen Roadtrip von Sohn und Mutter wird die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Schriftsteller Christian Kracht, der auch das Drehbuch mitverfasst hat. Mehr als die Hälfte der Dreharbeiten des Films für die große Leinwand wird in Bayern stattfinden.

One Hit. No Wonder
Florian David Fitz hat das Drehbuch zu One Hit, No Wonder geschrieben, Florian Dietrich wird den Stoff inszenieren. Er handelt von einem One-Hit-Wonder-Sänger, der nach einem gescheiterten Suizidversuch auf der geschlossenen Station eine Gruppe von Depressiven mit Singen glücklich machen soll. Die Münchner Produktionsfirma Pantaleon Films wird den Kinofilm realisieren. Ein Großteil des Films wird in Bayern gedreht.

Rita und Hans
Ein Mann steht kurz vor der Pensionierung und weder er noch seine Frau freuen sich darüber, weil sie nach 35 Jahren eingerosteter Liebe Angst vor der Nähe haben – dies ist der Ausgangspunkt von Rita und Hans, dem Kinofilm von Autorin und Regisseurin Neele Leana Vollmar, den Lieblingsfilm produziert. Die Dreharbeiten finden vollständig in Bayern statt.

Neue Geschichten vom Pumuckl (2. Staffel)
Die Münchner Produktions­firma Neuesuper arbeitet an der 2. Staffel der erfolgreichen RTL-Serie Neue Geschichten vom Pumuckl. Regie führt wieder Marcus H. Rosenmüller, die Drehbücher haben Headautor Korbinian Dufter sowie Matthias Pacht, Katharina Köster und Julian Witt geschrieben. Die Dreharbeiten werden wie schon bei der 1. Staffel komplett in Bayern stattfinden.

Gelbe Briefe
Das neue Projekt von Autor und Regisseur İlker Çatak wird nach Es gilt das gesprochene Wort und Das Lehrerzimmer wieder von der Münchner Firma if… Productions produziert. In Gelbe Briefe geht es um ein Künstlerehepaar, das die Willkür des türkischen Staates erlebt und über Nacht die Arbeit und damit die Lebensgrundlage verliert. Die Abwägung zwischen eigenen Idealen und den Lebensnot­wendigkeiten erweist sich als Herausforderung für die Ehe.

Momo
Sie rettet die Zeit aller Menschen und schenkt sie ihnen zurück. Einer der berühmtesten deutschsprachigen Kinderromane wird neu verfilmt. Das Münchner Unternehmen Rat Pack Filmproduktion wird Momo, basierend auf der literarischen Vorlage von Michael Ende, auf die große Leinwand bringen. Für Drehbuch und Regie ist Christian Ditter verantwortlich.

Die Sichtbaren
Ausgerechnet durch ihre Teilnahme an einem Propagandafilm der National­sozialisten versuchen sich zwei Schwarze Schwestern zu retten – das ist der Inhalt des historischen Kinofilms Die Sichtbaren, dessen Stoff Autorin Sarah Schnier für Hager Moss Film in Zusammenarbeit mit Benita Bailey und Jane Chirwa entwickelt.

Wunderschöner
Ein Teil von Wunder­schöner von Karoline Herfurth (Regie und Drehbuch) sowie Monika Fässler (Drehbuch) wird in Bayern gedreht. Episodisch begleitet der Kinofilm fünf Frauen, die ihr Leben und ihren Selbstwert nicht länger danach ausrichten wollen, begehrenswert zu sein. Realisieren wird das Projekt die Firma Hellinger Doll Filmproduktion mit ihrer Zweigstelle in München.

Der Sternenmann und das große Abenteuer
Der Sternenmann und Prinzessin Luna begeben sich auf eine phantastische Odyssee im Weltraum, um einen entführten Stern zurückzuerobern und Lunas Vater König Max zu retten – ein Abenteuerfilm, der auf einer Buchreihe von Max von Thun beruht, wird für die große Leinwand adaptiert. Den Stoff zu Der Sternemann und das große Abenteuer entwickelt Autorin Ariane Schröder, als Produktionsfirma ist die Münchner Maze Pictures beteiligt.

Die andere Seite
Nach ihrem preisgekrönten Debüt­film Mein Ende. Dein Anfang wird Mariko Minoguchi ihren nächsten Kinofilm nach eigenem Drehbuch inszenieren, wieder produziert von der Münchner Produktionsfirma Trimafilm. In Die andere Seite geht es um einige wenige Überlebende, die ein Jahr nach dem Ausbruch einer tödlichen Krankheit immer noch ansteckend sind und freiwillig ein Leben in Isolation führen.

The Spirit of the Organ
Für ZDF/Arte produziert Julian Benedikt The Spirit of the Organ. Protagonistin des TV-Dokumentar­films ist die Orgel, die durch kreative Interpretationen und innovative Ansätze gerade eine Renaissance erlebt. Der Autor und Regisseur realisiert das Projekt mit seiner Produktionsfirma Benedikt Pictures mit Sitz in Nußdorf am Inn.

Tracing Motherlines
Die Firma Michael Kalb Film­produktion mit Sitz in Dinkelscherben, die beim Festival Max Ophüls Preis den HFF München-Abschlussfilm Wie im Himmel, so auf Erden von Daria Kuschev präsentierte sowie im Berlinale Forum den preisgekrönten Debütfilm von Narges Kalhor Shahid, realisiert wieder ein Debüt: Im Dokumentarfilm Tracing Motherlines von Autorin und Regisseurin Annika Sehn setzt sich die Münchner Tänzerin Kathrin Knöpfle mit ihrer Kindheit in einer erzwun­genen Ehe auseinander und gewährleistet einen persönlichen Blick auf Zwangsehen zwischen Filipinas und Deutschen aus der Perspektive der zweiten Generation.

Republik Cantina
Die Münchner Produktions­firma Lailaps Pictures entwickelt eine Mini-Serie über die Bewohner*innen eines Dorfes, die eine eigene Republik gründen. Durch diesen Schachzug widersetzen sie sich der Einberufung ihrer Männer, die in einen sinnlosen Krieg ziehen sollen. Die Geschichte ist inspiriert von wahren Ereignissen. Regie führen wird bei Republik Cantina Sophie Linnenbaum nach einem Drehbuch von Svetlana Belesova. 

Alle gestern geförderten Projekte finden Sie auch auf unserer Website. Dazu bitte hier entlang.

Nun wünsche ich Ihnen eine gute Lektüre. Wir sehen uns hoffentlich im Kino! Zum Beispiel in den Vorführungen der vier Filme, die gestern Verleihförderung erhalten haben: die Kinderfilme Max und die Wilde 7 – die Geister-Oma (Weltkino Filmverleih) und Elli – Ungeheuer geheim (Wild Bunch Germany), Maike Conways Dokumentarfilm 2unbreakable über Breakdance sowie Bora Dagtekins Komödie Chantal im Märchenland (Constantin Film Vertrieb). Und wenn Sie schon alles im Kino gesehen haben, besuchen Sie die vielen feinen Filmfestivals, die im März und April in Bayern stattfinden – von Regensburg, über Nürnberg und Landshut bis nach Selb.

Ihre Dorothee Erpenstein
FFF Geschäftsführerin

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Gestaltung: Schmid/Widmaier

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MEDIEN­SZENE
BAYERN IM BILD

Deutsche
Kinofilme
2024

Top 15


1

Eine Million Minuten*

 

Verleih: Warner Bros.
Start: 01.02.2024
Besucher seit Start: 888.637


2

Girl you know it’s true*

 

Verleih: Leonine
Start: 21.12.2024
Besucher seit Start: 385.666


3

791 km*

 

Verleih: ProU/Filmwelt
Start: 14.12.2023
Besucher seit Start: 179.650


4

Die Chaosschwestern und Pinguin Paul*

 

Verleih: DCM
Start: 25.01.2024
Besucher seit Start: 139.971


5

Wow! Nachricht aus dem All*

 

Verleih: Constantin
Start: 14.12.2023
Besucher seit Start: 101.147


6

Das Beste kommt noch!*

 

Verleih: Constantin
Start: 07.12.2023
Besucher seit Start: 79.381


7

Stella. Ein Leben.*

 

Verleih: Majestic/Paramount
Start: 25.01.2024
Besucher seit Start: 52.656


8

Butterfly Tale

 

Verleih: Wild Bunch/Central
Start: 01.02.2024
Besucher seit Start: 48.843


9

15 Jahre*

 

Verleih: Wild Bunch/Central
Start: 11.01.2024
Besucher seit Start: 44.763


10

Spuk unterm Riesenrad

 

Verleih: farbfilm/Filmwelt
Start: 22.02.2024
Besucher seit Start: 41.051


 

 

Vom FFF Bayern gefördert im Sonderprogramm Internationale Koproduktionen – Line Producer:

 


Aquaman: Lost Kingdom

 

Verleih: Warner Bros.
Start: 21.12.2023
Besucher seit Start: 1.382.614


 

Filme ab Start 7.12.2023. Quelle: AllScreens e.V. (Stand: 04.03.2024)
* wurden vom FFF Bayern gefördert.

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Aktuelle
Kino­starts

Ein
Omnibus­film
bei der
Berlinale

Filmisch Risiken eingehen, um zu gelingen: Die HFF München-Absolvent*innen Maximilian Bungarten, Camille Tricaud und Felix Herrmann haben mit ihrer Firma Benedetta Films und Regie-Kommiliton*innen anlässlich der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland das Projekt Elf Mal Morgen für die Internationalen Filmfestspiele Berlin 2024 produziert. Ein Gespräch über dieses außergewöhnliche Projekt.
Interview: Olga Havenetidis
6 Minuten Lesezeit

Wie kam es zur Idee für das Projekt „Elf Mal Morgen »?

Mariette Rissenbeek von der Berlinale kam auf uns zu mit der Idee, elf Kurzfilme über Jugendliche und Fußball zu machen. Anlass war die EM 2024, die in Deutschland stattfinden wird. Als wir das hörten, waren wir schnell begeistert, weil wir gleich an das Konzept des Omnibusfilms denken mussten. Deutschland im Herbst, Loin de Vietnam oder vor ein paar Jahren Futura sind Filme, die uns begeistern. Sehr unterschiedliche Filmemacher*innen tun sich zusammen und machen einen gemeinsamen Film. Das hat eine ganz besondere Kraft. Man sieht auch viel mehr, als bei einem Film mit nur einer Stimme. Dann hatten wir das Gefühl, dass Fußball auch ein unglaublich toller Zugang zu sehr tollen Protagonist*innen ist. Fußball ist der Sport, der alle Klassen, alle Schichten, alle Körper verbindet. Und es gibt immer sofort eine hohe Energie, wenn man als Filmemacher*in auf ein ganzes Team trifft.

Welche Vereine habt Ihr ausgesucht?

Im Prolog sagt die Stimme: « Als ich früher an Fußball dachte, dachte ich an brüllende Männer im Stadion und an Cristiano Ronaldo, der im Privatjet nach Saudi Arabien fliegt. Ein bisschen dachte ich auch an Frauenfußball, aber nicht so viel. »Fußball ist ja auch in der Krise. Was will man denn überhaupt noch sehen? Unsere Ausgangsposition war tatsächlich, genau dahin zu schauen, wo kommerzieller Fußball keine Rolle spielt. Wir wollten etwas anderes zeigen. Die elf Kurzfilme spielen zum Beispiel bei der Mädchen-B-Jugend von Al-Hilal Bonn, bei einer inklusiven Mannschaft in München, in einem sorbischen Dorf in der Oberlausitz, bei einem frisch gegründeten Fanclub in Chemnitz, bei der Jungs-B-Jugend von Maccabi München, den Frauen von Türkiyemspor Berlin, der Blinden Mannschaft des FC Ingolstadt, oder der D-Jugend von KS Polonia Hamburg, wo viele ukrainische Kinder spielen. Uns ging es auch darum, durch diesen Film das Licht dahin zu richten, wo Menschen, Trainerinnen und Trainer – die zum größten Teil ehrenamtlich arbeiten – eine unglaublich wichtige, auf natürliche Art integrative Arbeit leisten. Diese Arbeit wollten wir auch würdigen.

Szene aus „Elf Mal Morgen“

Wie haben die Vereine eure Anfrage reagiert?

Bei der Suche nach Vereinen hat uns die Philipp-Lahm-Stiftung unterstützt, die sich für den Amateurfußball engagiert. Mit manchen Vereinen hat es mehr Zeit gebraucht, weil die Trainer*innen schon extrem viel zu tun haben, sodass sie nicht sofort auf unsere Anfrage reagieren konnten. Manche waren auch extrem überrascht von der Anfrage. Uns war sehr wichtig, dass die Filme auf Augenhöhe entstehen. Das heißt, dass die Filmteams keinen Film « über » die Jugendliche im Verein machen, sondern « mit » denen zusammen.

Das Team von Benedetta Films: Felix Herrmann, Camille Tricau
und Maximilian Bungarten

Ihr drei von Benedetta Films wart Executive Producers und Künstlerische Leitung. Wieso wart Ihr ideal dafür aus eurer Sicht?

Wir drei sind alle Regisseur*innen und Produzent*innen zugleich. Das heißt, wir haben dieses Projekt aus einer Filmemacher*innenperspektive konzipiert und uns erstmal gefragt, was in den elf Episoden erzählt werden kann, aber auch, was praktisch machbar ist. Außerdem war unser Anspruch, dass wir Kinokurzfilme machen wollen, die auch auf internationalen Festivals zu sehen sein könnten. Das hat dann eine tolle Verbindung ergeben: Das sehr populäre und einfach zugängliche Thema Fußball und dahinter Kurzfilme, die ganz frei in der Form und überraschend sind. Wir haben zum Beispiel festgelegt, dass fast alle Filme – obwohl dokumentarisch – auf nur 3-5 Rollen 16mm gedreht werden. Das erfordert besondere Konzentration. Alle Filmemacher*innen sollten recherchieren, sehr genaue Konzepte entwickeln, und dann mit großer Präzision drehen. Es war also viel Risiko bei allen Beteiligten. Auch von Mariette, dem gesamten Berlinale-Team und der HFF München. Aber wir sind überzeugt davon, dass nur so Kino gelingen kann, wenn man vor allem filmisch etwas riskiert.

Szene aus „Elf Mal Morgen“

Habt Ihr mit Benedetta Films die Produktion aller elf Kurzfilme künstlerisch geleitet oder auch andere Produzent*innen hinzugezogen?

Für die künstlerische Leitung, von der Konzeptentwicklung der einzelnen Episoden bis in die letzte Feedbackrunde im Schnitt waren wir als Benedetta Films alleine verantwortlich, aber haben immer Rücksprache mit Mariette Rissenbeek gehalten. Die Professorin für Dokumentarfilm der HFF München Karin Jurschick hat uns ebenfalls sehr unterstützt, wie die gesamte Dokumentarfilmabteilung und die Präsidentin der HFF Bettina Reitz.

Mit welchen Regisseur*innen habt Ihr zusammengearbeitet?

Die Regisseur*innen sind alle Studierende im Hauptstudium an der HFF München, die sich für das Projekt nach dem Aufruf beworben haben. Die meisten kommen aus der Dokumentarfilmabteilung, aber zwei sind Spielfilmerinnen gewesen. Eine Gruppe hat auch Co-Regie gemacht. Es sind insgesamt alles erfahrene Regisseur*innen, die teils schon mehrere erfolgreiche Kurzfilme realisiert haben. Die Zusammenarbeit war unter uns allen auch auf Augenhöhe, das war für das Gesamtprojekt sehr wichtig. Mit dabei waren: Anna-Maria Dutoit, Kilian Armando Friedrich, Indira Geisel, Eva Gemmer, Hannah Jandl, Justina Jürgensen, Hilarija Ločmele, Daniela Magnani Hüller, Sophie Mühe, Katharina Schnekenbühl und Marie Zrenner.

Wie war die Premiere?

Die Berlinale hat alle Protagonist*innen der Filme mit Begleitung von Trainer*innen und/oder Vorstand zur Premiere nach Berlin eingeladen. Das Haus der Berliner Festspiele, ein riesiger Kinosaal für tausend Zuschauer*innen, war voll mit 130 Jugendlichen, die den Film zum ersten Mal entdeckt haben. Man konnte eine große Freude im Saal spüren, es wurde viel gejubelt, extrem viel applaudiert, aber es gab auch viel Respekt und Aufmerksamkeit. Die einzelnen Episoden thematisieren nämlich zum Teil ernste Themen und es wurde immer aufmerksam zugehört und zugeschaut. Also viele – und wir auch – waren beeindruckt und berührt.

Mariëtte Rissenbeek, Philipp Lahm, Célia Šašić, Bettina Reitz

Wie geht es mit Euch dreien weiter? Welche sind Eure Zukunftspläne?

Für uns war dieses Projekt eine tolle Erfahrung : Es ist etwas besonderes, einen kollektiven Film auf die Beine zu stellen und dazu noch in so kurzer Zeit. Jetzt widmen wir uns erstmal wieder unseren eigenen Regie-Projekten. Was sich dabei immer mehr herauskristallisiert, ist, dass wir Filme über junge Erwachsene machen und aus Bayern heraus sehr europäisch arbeiten, vor allem mit Frankreich, wohin wir bereits seitdem Studium gute Verbindungen haben. Außerdem werden wir bestimmt dabei bleiben, dokumentarische Elemente in unsere fiktionale Arbeiten zu übertragen, aber auch das konzentrierte Arbeiten auf analogem Film wird uns wohl begleiten. Maximilian Bungarten arbeitet gerade an einem Film, der von einer neuen Generation von queeren, jungen Menschen auf dem Land erzählt. Camille Tricaud wird eine sehr besondere deutsch-französische Literaturadaption und einen Genre-Film machen, über den man noch nicht so viel verraten darf. Und Felix Herrmann arbeitet an einem Coming-of-Age-Film in der Nacht, der die Melancholie des deutschen New Wave und Cloud Rap streift. Außerdem entwickeln wir gemeinsam mit einem ukrainischen Kollektiv ein Projekt. Und eines Tages werden wir sicher wieder einen Omnibusfilm machen !

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Fotos: Benedetta Films, Berlinale
Redaktion und digitales Storytelling: Dr. Olga Havenetidis
Gestaltung: Schmid/Widmaier

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DEUTSCHE
KINOFILME
2024

Das Filmfestival
über gesell­schaft­liche
Verände­rungen

Nah dran und zugänglich: Das DOK.fest München 2024 (1.–12. Mai 2024/ 6.-20. Mai @home)) findet wieder dual statt und wird relevante Themen wie Demokratie, Überwachung und KI verhandeln. Eine kleine Vorausschau.
von Olga Havenetidis
6 Minuten Lesezeit
A

Am 16. Februar 2024 meldete die russische Gefängnisverwaltung den Tod von Alexej Nawalny. Das Münchner DOK.fest-Publikum verbindet mit diesem Namen, zusätzlich zu all jenem, was es mit dem laut SPIEGEL „schärfsten Kritiker der russischen Regierung“ zu verbinden gibt, einen ganz besonderen Moment: den Moment, in dem das Festival im Mai 2022 das Festival eröffnete. Als Deutschlandpremiere lief der Film von Daniel Roher in München und zusätzlich zu der ganzen Aktualität, die im Leben wie im Film bedrückend erschien, bedeutete die Eröffnung damals aber auch im Widerspruch dazu einen Moment der Euphorie und Befreiung, weil sie die erste große gesellschaftliche Veranstaltung in der Stadt nach mehr als einem Jahr Pandemie war. All diese gegensätzlichen Gefühle tauchten bei der Todesmeldung wieder auf und auch die Erinnerung an das DOK.fest München, das in zwei Monaten wieder startet. Wird es dann wieder Filme geben, deren düstere Vorahnungen irgendwann Wirklichkeit werden? Bestimmt.

Ein Festival, das sich auf den Dokumentarfilm konzentriert und das so kuratiert wird wie von Daniel Sponsel und seinem Team, kann gar nicht anders, als sein Publikum mit der Wirklichkeit zu konfrontieren, kritisch zu konfrontieren. Bei einem Gespräch für die FilmNews Ende Januar im Stadtcafé, gegenüber von der Münchner Synagoge, antwortet er auf die Frage, wie sich die Suche nach dem neuen Festivalprogramm für Mai 2024 gestaltet: „Wir suchen Filme, die gesellschaftliche Veränderungen thematisieren.“

Gesellschaftliche Veränderungen gibt es wohl, seit es Gesellschaften gibt, so bewusst wie heute waren sie den Gesellschaften aber vielleicht nicht immer. Durch die zeitgenössischen Kommunikationsmittel folgt die Sichtbarmachung und Auseinandersetzung der Veränderung ihrem Phänomen auf dem Fuße, wenn sie ihr nicht sogar zum Teil vorausgeht. Aktuelle Veränderungen sind ebendiese, also Folgen der Digitalisierung, die durch KI sich ihrerseits verändert, und die auch zu den gegenwärtigen Herausforderungen für die Demokratie gehört. Die Art zu debattieren hat sich ebenso verändert, wie sich die Arbeitswelt verändern wird. Ökonomisches Wachstum stößt an Grenzen, der klimatisch bewohnbare Raum auf dem Planeten reduziert sich. Eine Pandemie haben wir gerade hinter uns, auch diese wirkt nach. Epidemiologen sprechen sogar von einem ganzen Zeitalter der Epidemien. Wenn das stimmt, dann haben wir noch einiges vor uns. Gesprochen wird auch vom Zeitalter der multiplen Krisen, auch ausgelöst durch Kriege.

Dies in aller Kürze, als Destillat des Diskurses. Das DOK.fest München gibt mit seinem Programm ein umfassenderes Bild des Zustands. So erfüllt es zwei Funktionen: Es zeigt, wie Dokumentarfilme heutzutage gemacht sind, ihre Erzählweise, ihren künstlerischen Ausdruck, ihre Visualität. Es zeigt aber auch, wie unsere Welt heute beschaffen ist, welche Themen virulent sind, welche Probleme bestehen. Eine eigene Reihe des DOK.fest München 2024 wird sich dem Zustand der Demokratien widmen. Das Festival geht ins Detail, indem Filme aus sehr vielen Ländern zu sehen sind, die jeweils auch lokale Krisen behandeln. Es zeigt das große Ganze, indem die Gesamtschau einen Zusammenhang herstellt zwischen allen diesen Krisen und Themen. Viele der Filme haben keinen Verleih für Deutschland, sind also nur dort zu sehen.

Den Weg des dualen Systems geht das DOK.fest konsequent weiter 80-90 Prozent der Filme werden auch online zu sehen sein. Dies mache, betont Daniel Sponsel, nicht für alle Filmfestivals Sinn. Für ein Dokumentarfilmfestival seiner Reichweite jedoch absolut. Die Notwendigkeit sieht er nicht nur durch die neuen Nutzungsgewohnheiten gegeben, sondern auch durch das hohe Gut der Zugänglichkeit. Das Anbieten von barrierefreien Filmen ist auf die Weise leichter umzusetzen. Seit 2020 arbeitet das DOK.fest München auf eigene Initiative mit fünf anderen Festivals aus Barcelona, Biarritz, Budapest, Thessaloniki und Mazedonien zusammen, um Dokumentarfilme im Projekt Doc Around Europe auf einer VoD-Plattform sogar europaweit zu verbreiten. Das dadurch eingenommene Geld geht zum Großteil an die Rechteinhaber*innen.

2024 wird das DOK.fest München etwa Projekt Ballhausplatz zeigen, Kurt Langbeins Film über, so der Untertitel Aufstieg und Fall des Sebastian Kurz. Darin geht es darum, wie es den sogenannten Prätorianern in Österreich gelungen ist, wichtige Positionen zu besetzen und wie, der Untertitel sagt es schon, Sebastian Kurz zu Fall kam. Für Daniel Sponsel ist hier bemerkenswert, dass auch die andere Seite, die der Politik, beleuchtet wird. Ein weiterer Film über einen ehemaligen Staatschef ist At this Moment, in the Nation’s Sky über Jair Bolsonaro, ein Film, der den Ex-Präsidenten Brasiliens über einen längeren Zeitraum begleitet hat. Ein weiterer Film wird sich mit dem Thema der Überwachung befassen. Von Sabine Lidl ist der Film Doris Dörrie – Die Flaneuse über die Münchner Autorin, Schriftstellerin und Regisseurin, die im politisch-gesellschaftlichen Diskurs oftmals ihre Stimme erhebt.

Sehr nah dran an den Menschen und ihren Geschichten sind die Amsterdamer Filmemacher*innen Petra Lataster-Czisch und Peter Lataster. Ihnen ist die diesjährige Hommage gewidmet. Fünf Filme laufen im Programm: Tales of a River (1994), If we knew (2007), Not without you (2010), Jeroen, Jeroen (2011) und Miss Kiet’s Children (2016). Die Filme erzählen von den Veränderungen der Menschen in Dessau kurz nach dem Mauerfall, von Kinderärzt*innen auf einer Intensivstation für Frühgeborene, von einem Künstlerehepaar, bei dem er schwerhörig ist und sie vergesslich im Stil einer Liebesgeschichte, von einem geistig behinderten Autisten und von einer Integrationsklasse. Dabei sind nicht nur die Themen gerade heute hochaktuell, sondern nach Meinung der DOK.fest-Kurator*innen auch mit der so bedeutsam gewordenen Sensibilität beobachtet und wiedergegeben. So ist das Thema der Diversität beim DOK.fest München 2024 wie stets durch die Auswahl der Filme gegeben.

Für Daniel Sponsel ist klar: Dokumentarfilmfestivals präsentieren Filme, die relevant sind, nah dran sind an Bewegungen und Ereignissen. Schon allein dadurch steigere sich ihre Bedeutung. Es gebe aber natürlich auch weiterhin Unterhaltung, wobei das eine das andere nicht ausschließe. Generell beobachtet er in der Dokumentarfilmindustrie, dass das Geld knapper wird. Eine Zeitlang sah es besser aus durch mehr Produktionen, vor allem für Streamer und Privatsender. Der Markt sei nun aber wieder kleiner geworden. Teilweise werde der Wegfall von Finanzierungspartner*innen aber durch NGO’s und Stiftungen kompensiert. Die Streamer hätten Erzählweisen dauerhaft geprägt. Mit einer Progressivität, die gerne gesehen würde, aber nicht in letzter Konsequenz ausgeführt werden könnte. 

Progressiv bleibt das DOK.fest München auch in Bezug auf Virtual Reality. Das Team arbeitet gerade daran, auch Extended Reality-Experiences zeigen zu können. AI und KI und die Zukunft der Mediatheken werden die großen Themen im DOK.forum sein und dort verhandelt.

Ebenfalls im Programm laufen werden Filme von Macher*innen, die aufgrund von kriegerischen oder krisenhaften Situationen in ihren jeweiligen Ländern nun im Exil leben – in der Reihe „Filmmakers in Exile“, die in Kooperation mit dem „Goethe-Institut im Exil“ stattfindet. Schön wäre, wenn es eines Tages exakt von diesen Macher*innen Filme geben könnte über ihre glückliche Rückkehr – und wenn das DOK.fest München ihnen dann wieder eine eigene Reihe widmen würde.

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Gestaltung: Schmid/Widmaier

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FFF PRESSE
LUNCH WIEDER
IM JANUAR

MEDIEN­SZENE
BAYERN IM BILD

Kinopremieren, Antrittsbesuche bei Staatsminister Dr. Florian Herrmnn und Staatsminister Fabian Mehring, Münchner Filmwoche, Bayerischer Filmpreis, Deutscher Filmball, Panels und Fachveranstaltungen – ein Überblick über die letzten Monate in Bildern
10 Minuten Lesezeit

Rickerl-Premiere

Nach der Uraufführung beim Filmfest Hamburg im Oktober 2023 wurde der FFF-geförderte Kinofilm Rickerl – Musik is höchstens a Hobby eingeladen, das Max Ophühls Festival in Saarbrücken zu eröffnen. Ende Januar folgte die Premiere im Münchner City Kino. Hauptdarsteller Voodoo Jürgens war angereist und stellte den Film dem Premierenpublikum mit einem kleinen Live-Konzert persönlich vor. Am 1. Februar 2024 startete die Produktion von Giganten Film im Verleih von Pandora Film in den deutschen Kinos.

Pinguin-Premiere

Ebenfalls im Januar feierte die Kinderbuch-Verfilmung Die Chaosschwestern und Pinguin Paul in München Premiere. Im Cinemaxx München posierten vor der Fotowand: Dario Suter (DCM), Carolin Dassel und Corinna Mehner (blue eyes fiction), Judith Erber (FFF Bayern), Carl Bergengrün (MFG Baden-Württemberg), Katja Elsässer (Tiertrainerin, Filmtierhof), Korbinian Wandinger , Barbara Romaner, Anton Algrang, Max Giermann, Michael Lott, Felix Klare, Julian Janssen, Rona Regjepi, Cara Vondey, Lilit Serger, Momo Beier, Mike Marzuk und Giovanni Francesco. DCM startete den Family-Entertainment-Film am 22. Januar 2024 in den deutschen Kinos.

Saarbrücken-Premiere

Der Augsburger Produzent Michael Kalb war zu Beginn des Jahres gleich in zwei großen Festivals vertreten: Bei der Berlinale im Forum mit Narges Kalhors FFF-gefördertem Debütfilm Shahid und bereits im Januar beim Max Ophüls Preis mit dem FFF-geförderten Dokumentarfilm Wie im Himmel so auf Erden. Das Foto zeigt ihn mit Regisseurin Daria Kuschev in Saarbrücken. Der Film über das einzige russisch-orthodoxe Frauenkloster Deutschlands ist der Abschlussfilm von Daria Kuschev an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Er ist mit Beteiligung des BR enstanden und lief beim Max Ophüls Preis im Wettbewerb Dokumentarfilm. Michael Kalb plant einen deutschen Kinostart mit Kalb Media.

Antrittsbesuch

Seit November 2023 ist der Leiter der Staatskanzlei Dr. Florian Herrmann Aufsichtsratsvorsitzender des FFF Bayern und zuständig für Film und Extended Realities. Das Foto vom Antrittsbesuch der FFF Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein postete der Medienminister in seinen Social Media Accounts mit den Worten: „Für ein starkes Stück Kultur in Bayern – der FilmFernsehFonds Bayern: Bayern ist ein starker Film- und Kinostandort. Gemeinsam mit dem FFF Bayern setzen wir uns ein, dass das so bleibt! Die Film- und Kinobranche ist zentraler Bestandteil der Kulturszene und zugleich ein bedeutender Wirtschaftszweig. Mit einem Fördervolumen von über 41 Mio € in 2022 setzt der FFF Bayern ein Ausrufezeichen für den Filmstandort, den es im nationalen und internationalen Wettbewerb braucht. Danke an FFF-Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein für das überzeugte Engagement!“

Beste Kinos

Erste Amtshandlung des neuen FFF Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Florian Herrmann war Ende November 2023 in Landshut die Überreichung der Urkunde für die Spitzenprämie an die Betreiber*innen des Casablanca Filmkunsttheaters in Nürnberg. Insgesamt zeichnete der FFF Bayern 78 Kinos für ihr herausragendes Filmprogramm des Vorjahres (2022) aus. Vertreter*innen aller 78 prämierten Kinos waren anwesend. Fünf Kinos aus dem gastgebenden niederbayerischen Regierungsbezirk wurden prämiert: Kinoptikum Landshut, Roxy Kino Abensberg, Filmgalerie Bad Füssing, Proli-Kino Passau und CineVIT – Lichtspiel & Lounge Viechtach. 2023 standen für die FFF Programmprämien erneut höhere Fördermittel als in den vorpandemischen Jahren zur Verfügung. Neben den regulären Mitteln aller FFF Gesellschafter Freistaat Bayern, BR, ZDF, RTL, Seven.One Entertainment Group, BLM und Sky hat der Freistaat über den Bayerischen Landtag zusätzliche 360.000 Euro bereitgestellt. 24 Kinos erhielten 7.500 Euro, 32 erhielten 10.000 Euro, 21 Kinos wurden mit 15.000 Euro prämiert und das Casablamca erhielt die Spitzenprämie in Höhe von 20.000 Euro.

„Endlich zuhause“

Das Filmjahr beginnt ja (wenn uns keine Pandemie heimsucht) immer in München, bei der Filmwoche, wenn die Verleihfirmen den Kinomacher*innen ihre Line ups vorstellen. „Endlich zuhause“ lautet der Claim, und tatsächlich fühlt sich das große Branchentreffen im Mathäser Kino wie ein Ankommen für viele an, wie es auch im Clip der Filmwoche zu sehen ist. Vorausschauen gab es für etliche FFF-geförderte Filme wie etwa The Crow  und Die Schule der magischen Tiere 3 (Leonine) , Chantal im Märchenland und Hagen (Constantin) und Max und die Wilde 7 – Die Geister-Oma (Weltkino). Insgesamt stellten 16 Verleihfirmen aus ganz Deutschland ihre Staffeln vor. Die präsentierten Überraschungsfilme waren beide FFF-gefördert: So zeigte Leonine Alles Fifty Fifty und Warner stellte Eine Million Minuten vor. Für den vor drei Jahren unerwartet verstorbenen langjährigen Filmwoche-Organisator Kurt Schalk war dauerhaft ein Platz im Kino 6 reserviert. Erstmals gab es im Filmcasino eine Party für alle Gäste; gefeiert wurde das Kino natürlich auch dort. Der Termin der nächsten Filmwoche steht bereits fest: 21.-24. Januar 2025. Alle Infos stehen hier. 

35 Jahre

Alles begann 1991. In dem Jahr strahlte die ARD drei Tatorte aus München aus, mit einem jungen neuen Ermittlerduo namens Batic und Leitmayr, gespielt von Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl. Regie bei diesen drei BR-Tatorten führten damals Walter Bannert, Ilse Hoffmann und Maria Knilli. Nun, 33 Jahre später naht der Abschied: Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl werden ihre Rollen als Tatort-Kommissare niederlegen. Bis es soweit ist, dauert es glücklicherweise noch ungefähr ein Jahr. 2025 werden die beiden Kommissare ihren 100. Fall lösen, das wird dann endgültig der letzte sein. Gerade drehen sie die Folge Charlie unter der Regie von Lancelot von Naso und nach einem Drehbuch von Dagmar Gabler, produziert von Lucky Bird Pictures. Das Foto zeigt Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl beim Filmbrunch, zu dem der BR am Ende der Münchner Filmwoche eingeladen hatte. Beim BR Filmbrunch stellen BR Programmdirektor Kultur Björn Wilhelm und BR Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie Bettina Ricklefs jährlich im Januar ausgewählte Filmhighlights des kommenden Jahres vor.

It’s true

Nicht nur der FFF Presse Lunch wanderte vom Sommer wieder in den Januar, auch die Verleihung des Bayerischen Filmpreises fand wieder im Januar statt und kehrte zurück zum gewohnten Rhythmus. Die Auszeichnungen der Jury gingen an Filmschaffende der Kinofilme Girl you know It’s true, Alles Fifty Fifty, 15 Jahre, Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen, Ein ganzes Leben, Elaha, Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt, Falling into Place, Sieben Winter in Tehera und Weißt du noch?. Die Preisträger*innen Simon Verhoeven, Max Wiedemann, Quirin Berg, Tijan Njie und Elan Ben Ali, Alirezah Golafshan, Hannah Herzsprung, Tobias Krell, Oliver Gernstl, Fidelis Mager, Stefan Gorski, Bayan Layla, Daniel Gottschalk, Aylin Tezel, Steffi Niederzoll und Martin Rauhaus nahmen ihren Preis persönlich entgegen. Der Preis des Ministerpräsidenten ging an die Münchner Schauspielerin und Produzentin Veronica Ferres. Zu den vielen großen Momenten im Prinzregententheater gehörte der Live-Gesangs- und Tanz-Auftritt von Tijan Njie und Elan Ben Ali, ausgezeichnet als Nachwuchsdarsteller in Girl you know It’s true, mit Fab Morvan, der Teil des Milli Vanilli-Duos gewesen war.

Bestandsaufnahme

Zwischen Filmpreis und Filmball das Filmgespräch: Die Vorsitzenden der CSU Filmkommission Dr. Florian Herrmann und Stephen Sikder luden im Januar zum Gespräch über die anstehende Förderreform, die Vorschläge zu Investitionsverpflichtung und Steueranreizmodell sowie über die Auswirkungen von KI auf die Filmproduktion. Auf dem Panel diskutierten mit den beiden Vorsitzenden Yoko Higuchi-Zitzmann (Telepool), Max Wiedemann (Leonine Studios), Christian Sommer (SPIO) und Wolf Osthaus (Netflix).

Glanzvoller Abschluss

Nach vier Jahren fand er endlich wieder statt, der Deutsche Filmball. Er bildete den glanzvollen Abschluss einer ereignisreichen Woche, die mit der Münchner Filmwoche begonnen hatte. Mehr als 1.000 Gäste begrüßten Medienminister Dr. Florian Herrmann und SPIO-Präsident Christian Sommer im Bayerischen Hof. Beide sprachen in ihren Grußworten  über die aktuellen Herausforderungen für die deutsche Filmbranche, der Minister betonte, dass Bayern diese weiterhin so gut wie möglich unterstützen wird. 

„Das Jahr der Games“

In seinen Social Media-Kanälen schrieb Bayyerns Digitalminister Dr. Fabian Mehring, MDL Games seien sie „die Formel 1 der #Digitalisierung & #Innovationstreiber der digitalen Transformation. Deshalb habe ich diesen Bereich nach meinem Amtsantritt zu einem Flaggschiff unseres Portfolios erklärt, die Förderung erhöht und das ‚Jahr der Games‘ ausgerufen!“ Getroffen hat sich der seit November 2023 für die Gamesförderung zuständige Minister mit FFF Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein sowie den beiden FFF Gamesreferenten Thorsten Suckow und Joannis Xenakis, um sich darüber auszutauschen und Strategien für die Zukunft auszuloten.

Film auf Eis, die 26.

Der letzte Samstag im Januar gehört traditionell dem beliebten Netzwerk-Treffen „Film auf Eis“ in Ottobrunn. Einst gegründet von Lothar Just, führt diese in Deutschland einzigartige Branchenveranstaltung seit einigen Jahren Markus Vogelbacher mit der Firma Ensider unter der Schirmherrschaft des FFF Bayern und mit Förderung der LfA Förderbank Bayern fort. 17 „Moarschaften“ haben sechs Stunden lang um Platz 1 im Eisstockschießen gekämpft. Erfolgreich auf diesem Platz gelandet ist schlussendlich das Team von Nicole Giesa (Publics PR & Management), Martin Hartung (FFF Bayern), Rosi Lauchhardt (ARRI), Ulrich Limmer (HFF München) und Michael Welzl (Pharos). Sportlich geleitet wurde wieder von Bernd Mayr vom Filmcenter Dillingen mit dem Dillingern und von Max Gum-Bauer und den Planeggern.  Neben allem anderen ist vor allem eine Sache an „Film auf Eis“ erstaunlich: Das Wetter ist jedes Jahr an diesem Tag gut!

Film Commission Bayern in London

Zu den Funktion der Film Commission des FFF Bayern gehört die Präsentation des Filmstandortes Bayern auf internationalen Messen. Im Dezember 2023 betreute Film Commissioner Anja Metzger gemeinsam mit Kolleg*innen den Gemeinschaftsstand der German Film Commissions bei der Messe „Focus London“. Diese Messe gehört zum renommierten Publisher „The Location Guide“. Großbritannien gehört momentan zu den momentan wichtigsten Koproduktionsländern für bayerische Produzent*innen. Viele Fachleute aus Film, Fernsehen, Werbung, Games und immersiven Medien, nahm an der 9 Ausgabe von „Focus London“ teil. Über 3.500 Delegierte, Aussteller*innen und Sponsoren aus 84 Ländern nutzen die zwei Tage voller Konferenzen, Meetings und Networking-Veranstaltungen im Business Design Centre London. Auf dem Foto neben Anja Metzger (l.) zu sehen sind die Film Commissioner aus Hamburg/ Schleswig-Holstein, Berlin/ Brandenburg und Hessen: Alexandra Lütkens, Sandra Bellin und Merle Lenz.

Bildarchiv Bayerischer Landtag

Ein Orden für Caroline Link und Uschi Glas

Landtagspräsidentin Ilse Aigner hat bei einem Festakt Persönlichkeiten aus Bayern mit dem Bayerischen Verfassungsorden 2023 ausgezeichnet, darunter zwei Filmschaffende: Uschi Glas werde „für ihr langjähriges soziales Engagement, insbesondere für Kinder“ ausgezeichnet. „Caroline Link wird als Oscar-prämierte Filmschaffende insbesondere dafür ausgezeichnet, dass sie Kunst und Inhalte stets zusammendenkt und sich deshalb nicht nur im Filmbereich engagiert, sondern auch darüber hinaus für wohltätige Zwecke einsetzt.“ Mit dem Bayerischen Verfassungsorden würdigt der Bayerische Landtag Bürger*innen, die sich in besonderer Weise um die Verwirklichung der Grundsätze der Bayerischen Verfassung verdient gemacht haben. „Diese Ordensverleihung macht sichtbar und spürbar, wie großartig der Freistaat mit seinen Menschen ist – was wir in Freiheit schaffen, mit Ambition erreichen und aus Nächstenliebe bewegen“, sagt die Landtagspräsidentin.

Und noch’n Preis

Die FFF-geförderte VR-Experience Emperor von Marion Burger und Ilan Cohen, koproduziert von Reynard Films, gewann im Februar den ersten VR-Preis im Rahmen des Clermont-Ferrand International Short Film Festivals. Erstmals präsentiert wurde Emperor im Wettbewerb von Venice Immersive bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig 2023 und dort mit dem Achievement Prize geehrt.

Einfach nur: WOW

Am Sonntag ist es soweit: Der wichtigste Filmpreis der Welt wird im Dolby Theatre in Los Angeles verliehen, zum 96. Mal. Als Best International Feature ist Das Lehrerzimmer für Deutschland im Rennen, produziert vom Münchner Produzenten Ingo Fliess, der mit Regisseur und Autor İlker Çatak und Co-Autor Johannes Duncker hier das große Wochenende erwartet. Das Foto hat Ingo Fliess der Film News Bayern- Redaktion Mittwoch Nacht aus Hollywood geschickt. (Danke!!) Den Kuchen gab es übrigens von Black Bear, dem US-Management von İlker Çatak. Wir wünschen guten Appetit und dem gesamten Team unvergessliche Tage und natürlich den Oscar! Auch für den HFF München-Absolventen Wim Wenders (Perfect Days) und Sandra Hüller (Anatomie d’une chute), die jahrelang zum Ensemble der Münchner Kammerspiele gehörte, drücken wir die Daumen.

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Bilder: Pandora Film, DCM, Michael Kalb Filmproduktion, Bayerische Staatskanzlei, FFF Bayern, Filmwoche München, BR/ Markus Konvalin, Olga Havenetidis, SPIO, Bayerisches Digitalministerium, Ensider, Bildarchiv Bayerischer Landtag, Reynard Films, if… Productions
Texte:
Olga Havenetidis 
Gestaltung:
Schmid/Widmaier

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Von München
nach Hollywood
und zurück

#1/24

FILM NEWS
BAYERN

DAS MEDIENMAGAZIN DES FFF BAYERN
FILM, SERIE, GAMES UND XR

STANDORT

MEDIENSZENE BAYERN IM BILD

Kinopremieren, Antrittsbesuche bei Staatsminister Dr. Florian Herrmnn und Staatsminister Fabian Mehring, Münchner Filmwoche, Bayerischer Filmpreis, Deutscher Filmball, Panels und Fachveranstaltungen – ein Überblick über die letzten Monate in Bildern

„ICH MACH’ WAS DRAUS”

Im Januar gab es den Preis des Ministerpräsidenten für Schauspielerin und Produzentin Veronica Ferres. Ihre Firma Construction Film hat sie jüngst um zwei Personen vergrößert. Ein Gespräch über die Ausrichtung und Pläne des Unternehmens, das vor elf Jahren in München gegründet wurde

EIN OMNIBUSFILM BEI DER BERLINALE

Filmisch Risiken eingehen, um zu gelingen: Die HFF München-Absolvent*innen Maximilian Bungarten, Camille Tricaud und Felix Herrmann haben mit ihrer Firma Benedetta Films und Regie-Kommiliton*innen anlässlich der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland das Projekt Elf Mal Morgen für die Internationalen Filmfestspiele Berlin 2024 produziert. Ein Gespräch über dieses außergewöhnliche Projekt

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PRODUKTION

PRODUKTIONS­SPIEGEL

Den regelmäßig aktualisierten Produktionsspiegel finden Sie hier online. Wenn Sie Ihre Produktionen ebenfalls listen möchten, nutzen Sie schnell und einfach das Anmelde-Fenster am Ende der Seite.

WENN DAS GEFÜHL DIE WIRKLICHKEIT ERREICHT

Matthias Glasners FFF-geförderter Film Sterben erlebte seine Uraufführung im Wettbewerb der 74. Berlinale 2024 und gewann den Silbernen Bären für das Drehbuch. 180 Minuten Minuten über das Leben im Angesicht des Sterbeprozesses. Von großer Bedeutung ist die Musik, komponiert vom in Würzburg geborenen Musiker Lorenz Dengel

CALL ME BY MY NAME

Mit ihrem thematisch wie künstlerisch mutigen, erzähltechnisch raffiniertem und dabei sehr emotionalem Film Shahid waren Regisseurin Narges Kalhor und Produzent Michael Kalb ins Forum der Berlinale eingeladen

RISIKEN TRAGEN, UM KÜNSTLERISCHE FREIHEIT ZU ERMÖGLICHEN

Mit ihrem HFF München-Abschlussprojekt „früher oder später“ machte Autorin und Regisseurin Pauline Roenneberg die Filmbranche auf sich aufmerksam. Nun folgt mit „Kalter Hund“ ihr gefördertes Debütprojekt, das sie mit ihrer jungen und eigenen Produktionsfirma Milk Pictures koproduziert.

EINE GANZ ANDERE SCHÖNHEIT

Mit I wanna be ur dog lassen uns Kathrin Brunner und Oliver Czeslik in die Wahrnehmungswelt von Hunden eintauchen. Die Weltpremiere der vom FFF geförderten VR-Experience war auf der Art Basel Miami. In München wird sie beim DOK.Fest gezeigt

IN EIGENER SACHE

VERAN­STALTUNGEN

FFF PRESSE LUNCH WIEDER IM JANUAR

Seit 2010 lädt der FFF Bayern jährlich im Januar die Medienpresse ein, um die Bilanz des Vorjahres zu präsentieren. In den Jahren 2021–2023 fand der Presse Lunch während des Filmfests statt, seit diesem Jahr gibt es wieder den Januar-Rhythmus

ES PASSIERT WAS

Um inklusivere Strukturen in der deutschen Filmindustrie zu diskutieren, veranstaltete das Filmfest München mit der Evangelischen Akademie Tutzing vom 28. bis 30. November 2023 die FFF-geförderte Tagung „Teilhabe im Film (Vol.2)“. Dabei ging es auch um die Frage, was sich seit der ersten Tagung im März 2022 an Teilhabe entwickelt hat

SERVICE

FILM NEWS BAYERN – das Medienmagazin des FFF Bayern
Film, Serie, Games und XR | #1/24 |
www.fff-bayern.de
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis (verantwortlich)
Mitarbeit: Calista Budisa, Birgit Bähr
Autor*innen dieser Ausgabe: Dunja Bialas, Marga Boehle,
Wenke Bruchmüller, Josef Grübl, Jürgen Moises, Christoph Oellers, Dominik Petzold, Christina Raftery, Chris Schinke,
Anna Steinbauer, Ewa Szurogajlo, Julia Wülker

Anzeigen: Julia Odenstein

FFF Presse
Lunch wieder
im Januar

Seit 2010 lädt der FFF Bayern jährlich im Januar die Medienpresse ein, um die Bilanz des Vorjahres zu präsentieren. In den Jahren 2021–2023 fand der Presse Lunch während des Filmfests statt, seit diesem Jahr gibt es wieder den Januar-Rhythmus.
D

Diesmal ging es ins Restaurant Schmock im Münchner Dreimühlenviertel, wo der FFF Bayern neben der Präsentation der Bilanz wieder ausgewählte Teams geförderter Projekte mit Journalist*innen zusammenbrachte. Die Projekte bildeten eine große Bandbreite und Vielfalt ab, deren Ermöglichung, wie FFF Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein in ihrer Rede auch angesichts gesellschaftspolitischer Entwicklungen darstellte, zu den Förderzielen des FFF Bayern gehört. Der FFF Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Florian Herrmann betonte, dass die Filmschaffenden mit ihrer Kunst den demokratischen Diskurs in unserer Gesellschaft ermöglichen und bereichern. Die bayerische Staatsregierung bleibe ein starker Partner für einen zukunftsfähigen Filmstandort Bayern. Im Rahmen des Presse Lunchs überreichten verschiedene Produktions- und Verleihfirmen insgesamt sieben Schecks, da sie nach erfolgreicher Auswertung Fördergelder zurückzahlten. Sechs Schecks gingen an den FFF Bayern: Jens Meurer (Egoli Tossel) für Big Game, das erste geförderte Projekt im Programm Internationale Filme und Serien aus dem Jahr 2013, Kerstin Schmidbauer (Constantin Film) für Guglhupfgeschwader, Oliver Berben, Martin Bachmann und Fabian Gasmia (Constantin Film Verleih) für Rehragout Rendezvous und für Sonne und Beton, Sabrina Schrödl (MFA+) für Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen sowie Annabelle Ferle (Sony) mit Justyna Müsch und Anil Kizilbuga für Die drei ??? – Erbe des Drachen. Ein Scheck ging von Christopher Zwickler, Fabian Wolfart und Florian Sigl (Flute Film) an den Bayerischen Bankenfonds (BBF) für The Magic Flute. Insgesamt flossen dadurch 2,54 Mio. Euro zurück in die beiden Fonds.

Beim Presse Lunch 2024 gab es sieben Schecks für Förderrückzahlungen an den FFF Bayern.

Staatsminister Florian Herrmann sprach über die Bedeutung des Films für die Demokratie

Joe Neurater, Ulrich Höcherl

Jovana Reisinger, Marga Boehle

Oliver Czeslik, Viviana Hochstaetter, Pascal Wagner, Sebastian Steininger mit Max Permantier

Daria Kuschev, Christine Haupt

Dorothee Erpenstein, Nadina Leitl. Michael Nigg, Christopher Zwickler, Florian Sigl, Fabian Wolfart, Robert Link

Lena Schömann, Ulrich Höcherl, Martin Bachmann, Oliver Berben

Voodoo Jürgens, Adrian Goiginger, Gerrit Klein mit Dorothee Erpenstein und Judith Erber

Michael Kalb, Narges Kalhor, Marga Boehle

Lena Schömann, Max von der Groeben

Helena Hufnagel, Lea Neu

Fabian Halbig, Anna Roller

Voodoo Jürgens, Jens Meurer

Martin Bachmann, Oliver Berben, Fabian Gasmia, John Quester, Christoph Müller

Adrian Prechtel, Georg Seitz

Jan Ehlert, Lilja van der Zwaag, Jannis Niewöhner, Christoph Müller, Philipp Stennert, Cyrill Boss, Oliver Berben

Robert Link, Michael Nigg und Karl Bergbauer vom Bayerischen Bankenfonds (BBF) mit Sabrina Rosa Schrödl, Jens Meurer, Annabelle Ferle, Martin Bachmann, Kerstin Schmidbauer, Christopher Zwickler, Florian Sigl und Fabian Wolfart

Florian Sigl, Christopher Zwickler mit Staatsminister Florian Herrmann und Robert Link

Vorstellung des Teams von 30 Tage Lust – an dem Tisch saßen Pia Hellenthal, Bartosz Grudziecki, Trini Götze und David Armati Lechner

Applaus für den European Shooting Star Katharina Stark

Tim Fehlbaum war aus Basel angereist.

Corinna Mehner hatte Woodwalkers-Schriftstellerin Katja Brandis mitbgeracht.

Martin Bachmann, Philipp Trauer, Stefan Gärtner, Thomas Wöbke

Adrian Goiginger, Voodoo Jürgens, Markus Aicher

Anna Roller, Laura Brandes, Julia Rothhaas, Katharina Stark

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Fotos: Kurt Krieger
Redaktion: Olga Havenetidis
Gestaltung: Schmid/Widmaier

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FFF Bayern
Empfang auf
der 74. Berlinale

Wenn das
Gefühl die
Wirklichkeit
erreicht

Matthias Glasners FFF-geförderter Film Sterben erlebte seine Uraufführung im Wettbewerb der 74. Berlinale 2024 und gewann den Silbernen Bären für das Drehbuch. 180 Minuten Minuten über das Leben im Angesicht des Sterbeprozesses. Von großer Bedeutung ist die Musik, komponiert vom in Würzburg geborenen Musiker Lorenz Dengel.
von Olga Havenetidis
7 Minuten Lesezeit
Copyright: Jakub Bejnarowicz, Port au Prince, Schwarzweiss, Senator 2024
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Es dauerte nicht lange, da wurde diese eine Szene zu einem Erlebnis, das viele vereinte. Es war der Sonntag, am ersten Festivalwochenende der Berlinale. Die Premiere um 18 Uhr war sowieso schon ewig ausverkauft, anscheinend wurde niemand krank, änderte niemand seine Pläne, das andauernde Klicken im Webshop brachte nichts: „Ausverkauft“. Bis irgendwann klar war, so, das wird nichts mehr, es geht gleich los, und das wohl ohne mich. Und das, wo doch bei so vielen anderen Premierentiteln immer wieder immer noch was frei wird.

Ebenfalls voll besetzt war der Berlinale Palast am Vormittag, 11:15 Uhr, zur Pressevorführung. Und das nach Samstag Nacht, und das bei 180 Minuten Dauer. Und das bei dem Titel: Sterben.

Und danach ging es zur Pressekonferenz, die mehr als eine Stunde dauerte. Wer sich also am Sonntag Mittag für diesen Film entschieden hatte, war, die morgendliche Platzsuche im Berlinale Palast und den

Photo Call vor der Pressekonferenz

Copyright: Julian Mathieu / Port au Prince

hineingerechnet, viereinhalb, wenn nicht fünf Stunden mit der Recherche befasst.

12 Jahre sind vergangenen seit dem letzten Kinofilm von Matthias Glasner. Gnade war das, 2012 im Wettbewerb der Berlinale, nachdem Der freie Wille, ebenfalls dort, 2006 großes Aufsehen erregt hatte. Wer die Projekte dieses Autor und Regisseurs über die Jahre verfolgt hatte, auch die TV-Projekte, die zwischen den Kinofilmen entstanden sind, etwa Blochin, KDD Kriminaldauerdienst, Tatort: Die Balade von Cenk und Valerie, Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis, Das Boot und den FFF-geförderte Zweiteiler Landgericht, wollte wissen, was es mit dem Sterben auf sich hat, wollte erfahren, was von Matthias Glasner zu lernen ist, denn zu lernen gibt es immer etliches aus diesen Filmbildern.

So waren also Pressevorführung, Pressekonferenz und die Premiere angefüllt mit einem hochinteressierten Publikum, und dies wurde vereint durch diese eine Szene, die vortan die Runde machte.

Darin führen Mutter, gespielt von Corinna Harfouch, und Sohn, gespielt von Lars Eidinger, ein Gespräch. Dem voraus geht die Beerdigung des Vaters, die der Sohn verpasst hat. Das Gespräch bei Kaffee und Kuchen ist also so eine Art Leichenschmaus. Es dauert mehr als 20 Minuten, wie bei der Pressekonferenz zu erfahren ist, wo zwar alle diese Szene gesehen hatten, jedoch nicht unbedingt eine so enorme Dauer wahrgenommen hatten, atemlos, wie dabei zugesehen und zugehört werden konnte. Es geht darin um den Sohn, der die Mutter wohl nie mochte, was daran läge, wie die Mutter sagt, dass sie ihn ja auch nicht mochte.

Auf dieser Basis von Emotion und Kommunikation entfaltet sich ein Gespräch, wie es selten auf der großen Leinwand zu erleben ist. Dieser Dialog war, so sagten es Corinna Harfouch und Lars Eidinger bei der Pressekonferenz, nicht geprobt gewesen. Es habe auch keine Leseprobe gegeben. Weder für diese noch für eine andere Szene. Aber bei dieser Szene wurde während der Konferenz durchexerziert, wie das Auslassen einer Vorbereitung zur Qualität beitragen, ja, sie überhaupt erst herstellen kann. Wie schon im FFF-geförderten Dokumentarfilm Lars Eidinger – Sein oder nicht Sein von Reiner Holzemer macht der Schauspieler auch jetzt deutlich, was für ihn das Spielen bedeutet. Im Dokumentarfilm hatte er gesagt, er würde nie für sich allein eine Szene proben, er brauche dazu zwingend all die anderen, die mitspielen. Nun sagt er wieder, keine Probe, keine Vorbereitung, er setze sich aus in so einem Dialog. Sie hätten den Dialog direkt und ohne Probe gedreht, und als er den Film vor zwei Wochen erstmals gesehen habe, sei ihm der Eindruck gekommen, dass vieles aus dem ersten Take im fertigen Film gelandet sei. „Alles“, sagt daraufhin Matthias Glasner. Die Unmittelbarkeit und Spontaneität, die Wirkung von schmerzhaften Sätzen beim ersten Mal Hören, waren offenbar stärker als die Wiederholungen. Auch Corinna Harfouch sagt, sie wollte in der Vorbereitung ganz im Ungefähren bleiben. Wir sehen bei diesem Gespräch Impulsives, Spontanes, fast wie in einem Dokumentarfilm. Improvisiert ist nichts, das Drehbuch war fundamental.

Dieses zeichnete die internationale Jury unter dem Vorsitz von Lupita Nyong‘o mit dem Silbernen Bären aus.

Copyright: Ali Ghandtschi / Berlinale 2024

An Matthias Glasner überreicht hat den Preis Oksana Zabuzhko. Dies sei ein Film über die Ursache von Zerstörung: ein Film über fehlende Empathie und fehlende Liebe. Er sei aber mit sehr viel Liebe gemacht, sagte der Autor, Regisseur und auch Produzent des Films in seiner Dankesrede.

Das Drehbuch schrieb er in einem Kaffee im Prenzlauer Berg, seine Tochter war gerade erst geboren, seine Eltern gerade erst gestorben, „nach langem Leiden“, wie er in der Director‘s Note für das Presseheft schreibt. Ausgelöst durch diese Situation beginnt er zu schreiben, erst über seine Eltern, dann auch über sich selbst, weil es nicht anders geht. „Und dann plötzlich über alles. Über das ganze Leben, so, wie ich es kannte, bevor ich eine neue Familie fand. Und zwar genau so.“

Einige Jahre später steht Matthias Glasner mit seinen beiden Co-Produzenten und dem Ensemble, das seine Familie darstellt, beim Photo Call der Berlinale.

Copyright: Julian Mathieu / Port au Prince

Einige Szenen seien aus dem Gedächtnis geschrieben. Zum Beispiel die Szene, in der Vater, Mutter, Sohn im Zimmer des Vaters im Pflegeheim sind, hätte sich genauso abgespielt. „Diese Szene habe ich eins zu eins zu erlebt, es war das letzte Mal, das ich meinen Vater gesehen habe.“ Corinna Harfouch als Mutter und Hans-Uwe Bauer als Vater seien sehr nah dran an seinen Eltern.

Copyright: Jakub Bejnarowicz, Port au Prince, Schwarzweiss, Senator 2024

Die Figuren von Lars Eidinger

Copyright: Jakub Bejnarowicz, Port au Prince, Schwarzweiss, Senator 2024

und Lilith Stangenberg, die die beiden Kinder spielen,

Copyright: Jakub Bejnarowicz, Port au Prince, Schwarzweiss, Senator 2024

sowie des von Robert Gwisdek gespielten Komponisten,

Copyright: Jakub Bejnarowicz, Port au Prince, Schwarzweiss, Senator 2024

seien Teile von ihm selbst. So, wie er ist, und so wie er hätte geworden sein können.

Seine Beschreibung von den Dreharbeiten klingen nach einer Utopie, die für kurze Zeit wahr geworden ist. Sie trafen sich morgens, drehten ohne Probe und ohne Vorbereitung, erlebten sozusagen das Drehbuch, ließen dem Geschehen freien Lauf, orientierten sich nicht an festgelegten Zeiten für Mittagessen, sondern saßen abends noch zusammen und aßen dann gemeinsam, „reden viel, über uns, über die anderen und über das Unglück der Zeit“, wie in der Director‘s Note steht.

Der Film heißt Sterben nach dem titelgleichen Stück, das von einem Jugendorchester im Film geprobt und, dirigiert von der von Lars Eidinger gespielten Figur zur Aufführung gebracht wird. Übrigens zwei Mal, und das sehr verschieden, mehr kann dazu hier nicht verraten werden. Komponiert hat dieses Stück der in Würzburg geborene Musiker Lorenz Dangel. Er war, sagt Matthias Glasner, von Anfang an involviert, und ebenso wie der Komponist im Film, gehadert und gekämpft, bis die Komposition irgendwann, als es darum ging, jetzt oder nie, vollendet war. Die Musik von Lorenz Dangel ist in vielen FFF-geförderten Filmen zu hören: So in Schläfer (2005), Der Herrscher von Edessa (2008), Der Räuber (2009), Die zwei Leben des Daniel Shore (2009), Hell (2011), Hirngespinster (2014), Landgericht (2017) und Tides (2021). Mit Matthias Glasner hat Lorenz Dangel in Landgericht und Blochin gearbeitet. Das Stück wird im Film, wie gesagt, ausführlich geprobt, und dabei wird klar, dass es dem Komponisten darum geht, Kitsch um jeden Preis zu vermeiden. Kitsch sei, wenn das Gefühl die Wirklichkeit nicht treffe.

Kitschig ist auch Sterben in keiner Weise. Dieser Film sei, so Lars Eidinger, der unromantischste Film. Er sei aber auch der romantischste, sagt Ronald Zehrfeld, der einen Zahnarzt spielt, dem in einer der durchaus auch vorhandenen abenteuerlichen Szenen ein Zahn gezogen wird.

Copyright: Julian Mathieu / Port au Prince

Matthias Glasner hat als Autor und Regisseur Sterben gemeinsam mit Jan Krüger und Ulf Israel auch produziert, mit seiner Firma Schwarzweiss Filmproduktion, Port au Prince Film & Kultur Produktion und Senator Film; beteiligte Sender sind ZDF und Arte. Den Weltvertrieb hat The Match Factory übernommen und den Kinofilm während der Berlinale in viele Territorien verkauft, unter anderem nach Frankreich, Italien, Griechenland, Taiwan und Südkorea.

Youtube

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More Information

In Deutschland bringt Wildbunch Germany Sterben am 25. April 2024 in die Kinos.

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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Der Humor
bei all
dem Schmerz

Beliebter Branchentreff

FFF Bayern
Empfang
auf der
74. Berlinale

Reger Andrang herrschte am 16. Februar 2024 beim Empfang des FFF Bayern in der Vertretung des Freistaats Bayern beim Bund. Knapp 700 Gäste, darunter viele etablierte Filmschaffende und auch Newcomer, trafen sich in entspannter Atmosphäre zum Austausch und zur Vernetzung. Zu den Höhepunkten gehörte die Verleihung des VGF Nachwuchsproduzent*innenpreises

Im Mittelpunkt des Empfangs standen die Teams der geförderten Projekte, die bei der 74. Berlinale 2024 Premiere feierten: Matthias Glasners Sterben (Porte au Prince  Film und Kultur Produktion) im Wettbewerb, Julia von Heinz‘ und John Questers Treasure (Seven Elephants/ Kings & Queens Filmproduktion) in der Reihe Special Gala und Narges Kalhors Shahid (Michael Kalb Filmproduktion) im Forum.

„Den Filmstandort im internationalen Wettbewerb weiter zu stärken, steht nun ganz oben auf der Tagesordnung“, sagte FFF Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein in ihrer Rede. Sie begrüßte, dass nun die von Kulturstaatsministerin Claudia Roth vorgestellten Reformpläne vorliegen, in die jetzt alle Branchenteilnehmer*innen einbezogen werden müssen. „Der FFF begleitet die Reform mit gewohnter Stärke und Zugewandheit. Was uns am Herzen liegt, ist ein starker Produktionsstandort und ein kulturelles Angebot in seiner ganzen Vielfalt.“

Thema der Rede war außerdem die Bedeutung des Filmschaffens für Meinungsfreiheit und Demokratie. „Wir können nicht genug betonen, wie wichtig Kunst, Kultur, Filmschaffen für die Demokratie sind“, sagte die FFF Geschäftsführerin. „Filme schaffen Empathie, vermitteln Perspektiven. Sie sind ein starkes Ausdrucksmittel für alle demokratischen Grundwerte. Lassen Sie uns gemeinsam für diese Werte eintreten.“

Die Gewinnerinnen des VGF-Preises Lea Neu (4.v.l.) und Katharina Kolleczek (3.v.r.) mit: xx, Dorothee Erpenstein, Anja Braune, Antonio Exacoustos, Bettina Reitz

Teil des offiziellen Programms während des FFF Empfangs war die Verleihung des 30. VGF Nachwuchsproduzent*innenpreises, der in diesem Jahr an Lea Neu und Katharina Kolleczek (kalekone film) für Dead Girls Dancing ging. Der Preis ist mit 60.000 Euro der höchstdotierte Nachwuchsproduzent*innenpreis in Deutschland. Die beiden jungen Produzent*innen appellierten an die etablierten Player, dem Mut und der Experimentierfreude junger Talente eine Chance zu geben. Ihre Rede endete mit den Worten „Wir sind da!“

Philipp Kreuzer, Molly Hassell

„Der FFF Empfang auf der Berlinale ist eines der Highlights der Berlinale und Pflichttermin. Warum? Exzellent besucht, tolle Location und gute Balance zwischen dem formalen Teil, der vor allem die im Festival präsenten Filmemacher featured und der ungezwungen-bayerischen Atmosphäre im Nachgang. Da ergeben sich immer sehr gute Gespräche. Sehr gut war die Idee, den Empfang nach vorne auf den Freitag zu verlagern, da die internationalen Gäste meinst schon nach dem Wochenende abreisen und wir diese immer gerne mitnehmen.“

Philipp Kreuzer

 

Das Team von „Treasure“: Fabian Gasmia, Lily Brett, Judith Erber (FFF), Julia von Heinz, Fabian Arseguel, Tobias Lehmann

„Der FFF Empfang ist immer ein wunderbarer Auftakt in die Berlinale. Alle wichtigen Kolleginnen und Kollegen kommen vorbei und bei Bayrischen Spezialitäten kann man sich gemeinsam auf den Festivaltrubel einstimmen. Dieses Jahr hat meiner Begleitung Lily Brett die Weißwurst besonders gut geschmeckt.“

Fabian Gasmia

 

Veronica Ferres, Michaela Kezele

„Mein erster FFF Empfang war mit meinem gerade geförderten Debutfilm „My Beautiful Country“. Ich habe damals kaum jemanden gekannt und freute mich einige, genauso Studierende der HFF zu entdecken. Und trotzdem sind an dem Tag erste, wertvolle Bekanntschaften entstanden. Beim nächsten Empfang hatte ich bereits meinen fertigen Langspielfilm in petto und wusste, dass es Weißwurste und Brezen geben wird.  Heute freue ich mich sehr zum FFF Empfang zu kommen.  Es ist wie ein kleines Stück Heimat: Ich treffen Menschen die ich viel zu selten sehe, erfahren wer was gerade gedreht hat oder vorbereitet, welche Film man unbedingt sehen muss und welche erst recht! Als ich in Berlin am Eingang stand, habe ich Husam Chadat getroffen. Ich kannte ihn aus der Zeit als ich als Schauspielschülerin zum Casting von seinem Studentenfilm kam. Heute haben wir die Rollen getauscht- Ich mache Regie und er ist Schauspieler. Auch Gabriela Sperl war da, die Produzentin meines Erstlingsfilmes. Später haben zwei meiner ehemaligen Studentinnen- Lea Neu und Katharina Kolleczek- sehr verdient den VFG Nachwuchspreis überreicht bekommen. Die neuen sind angekommen- stark und mutig- so sollen auch unsere Filme sein! Die Welt dreht sich- und doch kommen wir immer wieder zusammen. Ein kleines Stück Heimat…“

Michaela Kezele

 

Denize Galiao, Kokutekeleza Musebeni

„Es ist schon eine Weile her, seit ich zum ersten Mal an einem FFF Empfang teilgenommen habe. Damals, Anfang der 2000er Jahre, war ich noch eine HFF-Studentin und stand vor einer Vielzahl von Unsicherheiten. Als wahrscheinlich die einzige schwarze Filmschaffende mit Migrationsgeschichte fühlte ich mich oft isoliert und fragte mich, ob ich überhaupt einen Platz in der Filmbranche finden könnte. Die Jahre vergingen, und langsam bahnte ich mir meinen Weg. Durch meine Arbeit als Filmemacherin und die Anerkennung, sei es durch FFF-Preise oder Filmförderungen, erkannte ich, dass ich doch meinen Platz in der Branche haben konnte. Diese Anerkennungen haben mich von Jahr zu Jahr gestärkt und Mut gemacht. Aber ich habe mir gewünscht, noch mehr Menschen wie mich vor und hinter der Kamera zu sehen. Ich hatte das starke Bedürfnis, mich repräsentiert zu fühlen. Nach so vielen Jahren wieder auf einem FFF Empfang – ich konnte nicht vermeiden, damals und heute zu vergleichen. Und: Meine Erwartungen wurden übertroffen. Ich fühlte mich nicht mehr so alleine und hatte die Möglichkeit, viele Bipoc-Filmschaffende wie mich kennenzulernen. Das erfüllte mich mit einer unbeschreiblichen Freude. Die Anwesenheit verschiedener Vertreter*innen von Initiativen und Verbänden wie Schwarze Filmschaffende e.V. und Bipocallianz zum Beispiel, die sich für Demokratie und Vielfalt im Medienbereich einsetzen, verlieh mir das glückliche Gefühl, dass sich etwas in die richtige Richtung bewegt. Der Höhepunkt des Empfangs war für mich zweifellos die Preisverleihung an Lea Neu und Katharina Kolleczek, die Preisträgerinnen des 30. VGF Nachwuchsproduzent*innenpreises. Ihre Rede appellierte an die etablierten Player, dem Mut und der Experimentierfreude junger Talente eine Chance zu geben. Ich blickte zurück und erkannte die Veränderung. Die Branche wird zweifellos bunter und vielfältiger. Der FFF Empfang auf der Berlinale  war für mich ein erhebendes Erlebnis, das mich mit Hoffnung für die Zukunft erfüllt hat. Das entspricht genau dem, was ich Anfang meiner Karriere gehofft habe. Ich kann, was Lea und Katharina in ihrer Rede gesagt haben, nur hervorheben und ergänzen: Habt Mut, was Neues auszuprobieren, denn wir sind da und werden immer mehr!“

Denize Galiao

 

Erkan Taskiran, Jamila Wenske, Can Merdan Dogan

Anne Ratte-Polle, Marie Noëlle

Moritz von Treuenfels, Liliane Amuat, Florian Paul

Adnan Maral, Franziska Maral

Regina Ziegler, Dorothee Erpenstein, Jürgen Schopper

Corinna Mehner, Carolin Haasis, Ewa Karlström

Regina Ziegler, Maria Furtwängler, Bettina Reitz

Martin Bachmann, Maria Furtwängler, Iris Berben, Oliver Berben

Romina Küper, Nico Stank

Jerry Hoffmann, Aylin Tezel, Nora von Waldstätten

Sara Fazilat, Bayan Layla

Lilly Krug, Mitsou Jung, Lena Meckel

Mitsou Jung, Harriet Hahlweg, Lena Meckel

Martin Moszkowicz, Doris Dörrie

Til Schindler, Victoire Laly, Bless Amanda

Philipp Hochmair

Benjamin Herrmann, Judith Erber, Florian Gallenberger

Fabian Gasmia, Lily Brett, Judith Erber, Julia von Heinz, Fabien Arseguel

Jule Weigl, Xavier Chotard, Christoph Gröner

Christopher Doll, Markus Goller, Tom Beck

Cosima Henman, Frank Kusche

Jakob Erwa, Anja Metzger

Jeanne Goursaud, David Schütter, Cosima Henman

Iris Berben im Interview

Katja Eichinger, Martin Bachmann

Kathrin Brunner, Katharina Weser, Lisa Eder, Oliver Czeslik, Sönke Kirchhof, Max Permantier

Luise Befort, Felix von Poser, Jennifer Ulrich

Hassan Akkouch, Christopher Doll, Tom Schilling

Timm Oberwelland, Aaron Lehmann

Benjamina Mirnik-Voges, Julia Weber, Christian Franckenstein, Alice von Einem

Meike Kordes, Julia von Heinz, Alexandra Kordes

Philip Gröning

Manuel Rubey, Pheline Roggan

Sunnyi Melles, Leonille Wittgenstein

Lea Neu und Katharina Kolleczek

Das Publikum verfolgte die Verleihung des VGF-Nachwuchsproduzent*innenpreises 2024

Das Team von „Sterben“: Jan Krüger, Matthias Glasner, Lilith Stangenberg, Ulf Israel, Christoph Liedke

Das Team von „Shahid“

Alice Brauner, Michael Zechbauer

FFA-Präsident Bernd Neumann

Rosalie Thomass, Ramin Yazdani

Fabian Wohlfart, David Helmut, Simon Amberger, Lena Meckel

Nora von Waldstätten, Jerry Hoffmann, Aylin Tezel

Tom Beck, Jakob Erwa

Veronica Ferres, Michaela Kezele

Jella Haase, Max von der Groeben

Frank Kusche, David Schütter

Lilly Krug, Mitsou Jung, Patrick Mölleken

Yvonne Catterfeld, Franziska Weisz

Manuel Rubey, Stefanie Reinsperger

Jan Gallasch, Katja von Garnier, Tobias Herrmann

Aaron Hilmer

Sheri Hagen, Dorothee Erpenstein, Bless Amada

Jan Gallasch, Tobias Herrmann, Markus Goller

Tom Schilling

Lena Urzendowsky, Sebastian Urzendowsky, Jana McKinnon

Timm Oberwelland, Aaron Hilmer, Aaron Lehmann

Tom Schilling, Luise Befort

Merle Grimme, Judith Erber, Benita Bailey, Jane Chirwa

„Jahrelang war der FFF Empfang am Donnerstag der emotionale Abschluss der Berlinale mit erschöpften, aber unterhaltsamen Kolleg*innen. Jetzt bildet er den noch ausgeruhten familiären Auftakt für die immer voller werdende Tage in Berlin. Irgendwann breche ich Hals über Kopf auf und habe kaum bemerkt, wieviele Stunden wir voller Wiedersehensfreude zwischen Anekdoten, Analyse der Eröffnung und Gesprächen über bevorstehenden Projekte miteinander verbracht haben.“

Tobias Walker

 

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Fotos: FFF Bayern/ Krieger/ Oliver Walterscheid
Redaktion:
 Dr. Olga Havenetidis

Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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Es
passiert
was

Risiken tragen,
um künstle­rische
Freiheit zu
ermöglichen

Mit ihrem HFF München-Abschlussprojekt "früher oder später" machte Autorin und Regisseurin Pauline Roenneberg die Filmbranche auf sich aufmerksam. Nun folgt mit "Kalter Hund" ihr gefördertes Debütprojekt, das sie mit ihrer jungen und eigenen Produktionsfirma Milk Pictures koproduziert.
von Anna Steinbauer
6 Minuten Lesezeit

Der Opa stirbt. Die Oma ist wütend. Vor allem deshalb, weil er mit seinem Tod ihre Pläne durchkreuzt: Die Verwandtschaft aus England kommt zum Mittagessen, der Besuch steht schon lange fest. Alle Familienmitglieder werden darauf eingeschworen, den toten Großvater als krank zu verleugnen. Das Essen findet statt, direkt über dem Tisch – nur ein Stockwerk höher – liegt der Tote. Die ganze Zeit über sind alle damit beschäftigt, die englischen Verwandten davon abzuhalten, kurz im oberen Stockwerk vorbeizuschauen.

Diese traurig-komische Begebenheit ist nicht nur der fulminante Beginn ihres Debütfilmstoffs Kalter Hund, an dessen Verwirklichung die Filmemacherin Pauline Roenneberg derzeit arbeitet. Es ist auch eine wahre Geschichte, die sich so oder so ähnlich ereignete, als ihr Großvater starb. „Der Stoff fängt sehr autobiografisch an und wird dann stark fiktionalisiert.“, sagt Roenneberg über ihr vom FFF gefördertes Mumblecore-Projekt, das als Kooperation mit der österreichischen Filmproduktion Horse&Fruits und der Construction Film geplant ist.

Pauline Roenneberg. Foto: privat

Pauline Roenneberg, in früheren Jahren

Wie es dazu kam, dass sie nun an einem Projekt arbeitet, das autobiografische Züge trägt und eng mit Roennebergs beruflicher Situation verknüpft ist, hängt vor allem mit den Entwicklungen des letzten Jahres zusammen. Als eine von drei Initiator*innen der Aktion „Angst essen Kino auf“, machte sie öffentlichkeitswirksam darauf aufmerksam, was vielen in ihrer Generation auf dem Herzen lag: Die Schwierigkeiten von Nachwuchstalenten, ihren Debütfilm zu machen, besonders für die, die ihr Filmstudium kurz vor Corona abschlossen hatten. Dies war der finale Anstoß für einen bisher nicht gewagten Schritt: Zusammen mit ihrem langjährigen Kollegen Felix Bärwald gründete Roenneberg die Produktionsfirma Milk Pictures, um in Zukunft Filme den eigenen Vorstellungen entsprechend realisieren zu können.

Kalter Hund beschäftigt sich mit transgenerationalen Traumata und damit, wie sich Familiengeheimnisse in den nächsten Generationen fortsetzen, weil nicht darüber gesprochen wird. Im Film zwingt eine 17-Jährige ihre Verwandtschaft dazu, gemeinsam eine Familienaufstellung zu machen, nachdem mit dem Tod ihres Großvaters Abgründe ans Licht gekommen sind. Roenneberg nahm selbst bei einer Familienaufstellung teil. Diese Erfahrung, die sie als faszinierend und fragwürdig zugleich empfand, floss unmittelbar in ihr Drehbuch ein. 

„Der Film soll schmerzhaft-böse aber auch irre komisch werden,“ sagt sie. Die schwarze Mumblecore-Komödie soll an Originalorten wie dem Hof ihres Vaters in Niederbayern spielen, die Figuren mit den Schauspieler*innen gemeinsam weiterentwickelt, und die Dialoge teils improvisiert werden.

©Schmederer2018

Dass sie sich mit dem schwarzen Komödien-Genre auskennt und ihre Filme sich stets an der Grenze zwischen Realität und Fiktion bewegen, bewies Roenneberg schon eindrücklich mit ihrer beinah schon grotesken Dokuserie Früher oder später (2018) über ein Ehepaar, das parallel zum Bauernhof ein Bestattungsunternehmen führt. Nun möchte die HFF München-Absolventin ihre langjährige Erfahrung im Bereich der Schauspiel-Improvisation mit ihrem dokumentarischen Wissen kombinieren.

Bereits bei ihrem deutsch-chinesischen Kurzfilm Honeymoon (2019) entwickelte sie ihre eigene doku-fiktonale Regietechnik, die ihre Kraft aus dem spontanen Moment improvisierter Dialog zieht. „Ich komme vom Theater und habe immer fiktional gedacht“, sagt Roenneberg, die betont, dass sie bei all ihren Projekten immer aus der inneren Wahrheit der Figuren heraus erzählt. „Wenn ich mit Schauspieler*innen arbeite, ist es mein Anspruch, diese ins wirkliche Reagieren zu begleiten. So dass in dem Moment die Situation ‚echt‘ ist. 

Damit meine ich nicht, dass wir nicht zwischen Figur und Schauspieler*in unterscheiden, sondern eher, dass ich die Situation in ihrer Kraft stehen lasse, sie nicht für die Kamera zerstückele, oder auch mal spontan etwas einwerfe, um sie nochmal in eine andere Richtung zu denken.“

Für Kalter Hund reichte Roenneberg im Oktober 2023 kein Dialogbuch, sondern ein szenisches Treatment mit ausführlichem Realisierungskonzept ein, was in der Förderungslandschaft eher ungewöhnlich ist. Es war ihre letzte Chance, ihren Debütfilm zu realisieren: In Bayern hat man bis fünf Jahre nach dem Abschluss Zeit dafür, Nachwuchsförderung für den ersten Film zu beantragen. Elternzeit wird beispielsweise nicht angerechnet, wobei der FFF Bayern aufgrund der schwierigen Situation für junge Eltern während der Pandemie diese Frist verlängert hat. Im Durchschnitt dauert es laut Studien fünf bis sieben Jahre, bis man sein Debüt überhaupt finanziert bekommt. Denn in der aktuellen Kinolandschaft sei die Finanzierung oft ein langwieriger Weg, auf dem Talente verloren gingen, weil sie sich diese lange Wartezeit schlichtweg nicht leisten können, erzählt Roenneberg, die 2018 ihren Abschluss machte und wenige Monate später ihr zweites Kind bekam. „Durch Corona verschärfte sich die Situation, die Sender zogen sich immer mehr aus der Kino-Co-Finanzierung zurück, und man konnte quasi niemanden finden, der in etwas investiert das noch keine IP hat“.

Zur Berlinale 2023, bei der sich die Branche zum ersten Mal nach der Pandemie wieder traf, stellten Roenneberg und ihre Kolleg*innen Eileen Byrne und Franziska Margarete Hoenisch fest, dass es den meisten aus ihrem Jahrgang ähnlich ging.

Daraufhin beschlossen sie, auf ihre Situation aufmerksam machen und schrieben den verzweifelten Weckruf „Angst essen Kino auf“, der vor allem die fehlende Risikobereitschaft für innovative Projekte anprangerte. Mit ein paar prominenten Erstunterzeichner*innen starteten sie – darunter Dominik Graf, Caroline Link, die Lass-Brüder und Katja Riemann – mittlerweile unterstützen über 1.200 Menschen die Kampagne.

Vor diesem Hintergrund entstand Kalter Hund. Im Mai 2023 sei sie „bei Null“ gewesen, erzählt Roenneberg. Die Finanzierung des Stoffes, an dem sie zu diesem Zeitpunkt arbeitete, war gescheitert – obwohl sie damit für den deutschen Drehbuchpreis vorgeschlagen war. Ihr blieben fünf Monate bis zur Einreichung. Kurzerhand entschied sie sich für einen neuen Stoff: 

„Ein befreiender Prozess, denn ich schrieb diese Geschichte einfach aus mir heraus und ohne jemandem gefallen zu wollen.“

Copyright: Pauline Roenneberg

Ihr Ziel sei es, einen Präzedenzfall zu schaffen, der zeigt, dass man die Finanzierung eines Projekts auch erstmal ohne Senderbeteiligung und unter besseren Arbeitsbedingungen hinbekommt, so Roenneberg, die ihren Film als junge Produktionsfirma mit etablierten Partner*innen, tollem Cast und einem Team aus kreativen Wegbegleitern plant. Die Figuren schrieb sie für Schauspieler*innen, die sie schätzt und mit denen sie durch „Angst essen Kino auf“ in Kontakt kam.

Die Gründung von Milk Pictures mit ihrem Sparringspartner Bärwald war der logische Folgeschritt für Roenneberg: „Wir sind bereit, als Produzent*innen wirtschaftliche Risiken zu tragen, um künstlerische Freiheit zu ermöglichen. Und wenn man Leute dafür gewinnen will, dass sie Geld geben, muss man persönlich von seinen Stoffen erzählen. Da springt ein Funke über, den man schwer nur auf dem Papier transportieren kann.“

Herausgeber: FilmFernsehFonds Bayern GmbH – Presse und Information
Text: Anna Steinbauer
Fotos: Zoë Schmederer, Bernd Effenberger, Pauline Roenneberg, Daniel Taylor Halsall
Redaktion: Dr. Olga Havenetidis
Digitales Storytelling und Gestaltung: Schmid/Widmaier

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